Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
überzog seine Schulter mit zittrigen Küssen und hielt dann abwa r tend inne. Jarno wusste, was sie wollte und streifte sein Haar von seinem Hals. Dann öffnete sie ihren Mund und biss ihn. Jarno zuckte kurz zusammen und legte den Kopf in den Nacken. Leyla hörte die Frau stöhnen, als sie an der Wunde sau g te. Die Menge applaudierte und winkte mit noch mehr Geldscheinen. Leyla sah zu Evelyn hinüber, die ungläubig auf die Darbi e tung starrte. Kurz darauf sank die Frau auf ihren Sitz zurück und verharrte mit g e schlossenen Augen. Um ihren nun lippenstiftlosen Mund bildete sich ein zufriedenes, sattes Lächeln. Als sie die Augen öffnete, war ihr Blick abwesend. Leyla sah a n gewidert zur Seite.
Jarno stand unbeweglich neben der Bühne. Sein Kopf war gesenkt und sein Haar verbarg sein Gesicht. Ein dünnes Rinnsal Blut lief aus der Wunde an seinem Hals. Das erklärte, warum die Patienten in der Notaufnahme keine Anzeige erstatteten. Sie begaben sich freiwillig in die Hände der Vampire und genossen den Rausch, den der Blutaustausch auslöste. Leyla fragte sich, ob es womö g lich im Zusamme n hang mit der abnehmenden Anzahl an Drogendelikten stand. Hatten die Süchtigen eine Droge gefunden, für die sie nicht mit Geld beza h len mussten, sondern mit Blut?
Der Lichtkegel erlosch, und Jarno verschwand in der Dunkelheit, die sich über den Raum legte. Die Aufmerksamkeit des Publ i kums wurde auf die vordere Leinwand gelenkt. Die Musik ve r stummte und Rudgers Stimme wallte durch den Saal.
„Sex in all seiner Vielseitigkeit gehört zu den geheimen Begierden die Sie, im Gegensatz zu uns Vampiren, nicht ausleben. Eine andere ist die Faszination des Grauens. Ein verborgenes Wesen, das im Ve r lies Ihres Unterbewussten haust.“
Leyla versuchte auszumachen, wo Rudger sich befand, als ein Film auf der Leinwand g e startet wurde. Es gab keinen Vorspann und keinen Titel, sondern die Kulisse eines von Fackeln beleuchteten Gewölbes. Dargestellt wurde eine bizarre Szenerie. Auf d i cken Kissen rekelten sich halb nackte, ineinander verschlungene Frauenleiber, die sich gegenseitig liebkosten. Ihre Blicke richt e ten sich auf die Gestalt, die erhöht im Mittelpunkt thronte. Sie waren zu viele, um gleichzeitig mit ihren Händen und Mündern an das Objekt ihrer Begie r de, dem weißen Körper eines jungen Mannes zu gelangen. Leyla stutzte, als sie ihn genau betrachtete und ihr der Widerspruch deutlich wurde. Der zarte Oberkörper, eine ebenm ä ßige Fläche junger Haut, lehnte gelassen gegen den nackten Leib einer Frau. In der zierlichen Hand hielt er einen Kelch. Über seinem Schoß rekelte sich eine Willige, deren Brü s te er abwesend streichelte. Weiche Gesichtszüge und volle rosige Lippen wurden eingerahmt von glänze n dem schwarzem Haar. Es fiel seidig über die Kissen. Das Gesicht war von feenhafter Schönheit. Da das Geschlecht bedeckt war, konnte Leyla nicht erke n nen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte.
„Ein Hermaphrodit“, flüsterte Leyla mehr zu sich selbst und neigte ihren Kopf zu Ev e lyn, ohne ihren Blick von der Leinwand zu ne h men.
Das androgyne Wesen schwenkte gebieterisch seinen Kelch als Zeichen diesen aufzufüllen. Ein Mann löste sich aus dem Scha t ten und trat in geduckter Haltung näher. Mit g e senktem Kopf nahm er den Kelch entgegen und entfernte sich wieder. Das lustvolle Stö h nen der sich windenden Körper mischte sich mit qualvollen Lauten aus dem Hintergrund. Die Kamera schwenkte herum und folgte dem Diener in das hintere Gewölbe. Vereinzelt ertö n ten erstickte Schmerzensschreie von Menschen. Sie hingen dort an Handschellen gebunden von der niedrigen Decke wie Schweinehälften in einer Schlachterei. Ihre Köpfe waren vor n über gefallen oder lehnten gegen einen Arm, der im schmerzhaften Winkel nach oben gezogen worden war. Sie waren in einem erbärml i chen Zustand. Ihre Kleider hingen in Fetzen um ihre ausgemergelten Leiber. Blut floss aus zah l reichen Wunden an ihren Hälsen und Oberschenkeln. Der Diener hielt für einen Augenblick inne und entschied sich für eine Frau in seiner Nähe. Er griff in ihr schmu t zig verfilztes Haar und zerrte mit einem Ruck ihren schlaffen Kopf nach hinten. Sofort strömte Blut aus ihrer geöffneten Ader. Er zapfte das Blut in den Kelch, ohne das Wi m mern seines Opfers zu beachten.
„Das ist grauenvoll. Wer dreht solche Filme? Und wer sieht sich so was an?“, fragte Evelyn le i se.
„Wie es aussieht, werden damit die anderen
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