Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
eingedrungen und es fühlte sich gut an. Wie schaffte er das bloß?
„Nein, ganz und gar nicht. Erst dieser kranke Film und dann versucht sich auch noch diese Supertranse auf Ecstasy an meine Freu n din ranzumachen.“
Rudgers Mundwinkel kräuselten sich zu einem Lächeln, als er sie mit gespieltem Erstaunen ansah. „Es ist unsere Natur, mina Fagreþæ . Wir sind ebenso leidenschaftlich wie gra u sam. Das wissen Sie.“ Leyla sah einen Schatten über sein Gesicht huschen. „Doch ich ve r gaß. Für Sie sind alle Vampire gleich. Deshalb töten Sie sie.“
Seine Stimme hatte sich zu einem tiefen Grollen gesenkt, das unmittelbar in ihre Mage n grube traf. „Das tue ich nicht. Zumindest nicht so wie Sie es darstellen.“ Ein halbherziger Versuch sich zu ve r teidigen. Sie wagte nicht an ihm vorbeizugehen. Irgendetwas jagte ihr eine Gänsehaut über den R ü cken.
„Man nennt Sie Walakuzjæ , wussten Sie das?“, fragte er und um kreiste sie mit langsamen Schritten.
„Die Totenwächterin, das ist mir bekannt.“
Leyla spürte seinen Atem in ihrem Nacken. Nur sehr alte Vampire benutzten german i sche Worte. Er stand wieder vor ihr und nahm eine Strähne ihres Haares zwischen seine langgliedrigen Finger. Ihre Haarfarbe glich der seinen. Goldblonde Wellen fielen ihm weit über den Rücken. Eine Strähne ringelte sich über die bleiche Wange seines aristokratischen Gesichts. „Hören Sie, Rudger, aus dem Alter bin ich raus.“ Sie wich einen Schritt zurück.
„So verbittert, meine Liebe? Ich bin fast fünfhundert Jahre alt und werde nie damit aufhören, mit schönen Frauen zu flirten.“ Rudger hauchte seine Worte in ihr Haar.
Leyla nahm seinen Duft auf. Vampire hatten keinen Körpergeruch, doch Rudger verströmte ein betörendes Aroma nach Sande l holz. Sie fragte sich, ob nur sie das wahrnahm, ob er sie sehen und riechen ließ, was er wollte. Sie fuhr herum, als ein paar Leute aus dem Kino saal kamen und auf die Toiletten zugingen. Sie unterhielten sich aufgeregt mit gesen k ten Stimmen.
„Ich sehe mal nach meiner Freundin“, sagte sie und wandte sich zum Gehen um.
„Sie ist wieder in den Saal gegangen.“
„Was?“
„Ihre Freundin. Sie ist vorhin an uns vorbeigegangen“, antwortete Rudger.
„Verdammt.“ Die Vorstellung Evelyn allein in Vincents Nähe zu wissen, war erschr e ckend.
Sie ließ Rudger stehen und eilte auf die Kinosaaltür zu. Die Sti m mung im Saal kochte, obwohl die Klimaanlage kühle Luft blies, die eine Gänsehaut erzeugen sollte. Doch für Gänsehaut sorgten die Darsteller auf der Bühne. Vincent und Evelyn. Evelyn stand reglos da und starrte mit ve r schleiertem Blick in die Ferne. Der künstliche Wind blies ihre langen Haare auf.
„Oh mein Gott.“ Leyla lief auf die Bühne zu. Noch ehe sie die vo r dere Sitzreihe erreicht hatte, prallte sie gegen eine unsichtbare Wand und taumelte zurück. Vincent hatte seine Hand abwe h rend in ihre Richtung gehalten, und Leyla hatte zum ersten Mal das Gefühl, es mit Zauberei zu tun zu haben. Er stand unmittelbar hinter Evelyn und starrte selbstgefällig zu ihr herüber. Er trug wi e der seinen Umhang, und sein Gesicht wirkte noch schöner als zuvor. Hinter ihm erschien auf der Leinwand die Kulisse des Gei s terschlosses. Über die Lau t sprecher dröhnte ein dramatisches Orgelspiel und erfüllte den Saal wie in einer Kirche. Vincent hob langsam seinen Arm, und Evelyns Arm folgte ihm an a log, ohne dass sie selbst dazu beitrug. Wie bei einer Marionette fügten sich Evelyns Bewegungen den seinen und erweckten den Eindruck eines tanzenden Ballettduos. Ihre Körper wiegten sich im Ei n klang zum Takt der Musik. Eine Woge des Friedens wallte durch den Raum und lullte das Publikum ein. Die feinen Härchen auf Leylas Armen richteten sich auf und ihre Haut pr i ckelte. Die unterschwellige Gefahr, die von Vincent ausging, war allgegenwärtig. Sie kämpfte gegen seinen Schutzschild, drückte sich mit aller Kraft dagegen. Sie fühlte, wie er einem riesigen Gummiball gleich nac h gab und ihren Körper wieder zurückwarf.
„Evelyn! Bitte, sieh mich an!“, rief sie, so laut sie konnte.
Ein paar Leute wandten sich verwundert zu ihr um und blickten durch sie hindurch. Sie war unsichtbar! Schlagartig durchfuhr sie die Erkenntnis. Vincent der Illusionist, so hatte ihn Rudger vorgestellt. Er hatte dafür gesorgt, dass sie niemand sehen konnte. Verzweifelt versuchte sie v o ranzukommen, um ein Nichts zu durchdringen, dass sie dennoch fernhielt. Es
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