Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
ä ßigtem Tempo an ihnen vorbei fuhr. Er ignorierte die neugierigen Blicke, die in sein Auto spähten, als erwarteten sie, Bragi zu erbl i cken.
Die Neonröhren der Nachtbeleuchtung schlängelten sich an der Eingangsfront des A u rodom. Ansonsten lag das Kinogebäude in behäbiger Stille vor ihm. Die letzten Vorstellungen waren längst gelaufen. Nachdem er die Menschenansammlung hinter sich gela s sen hatte, beschleunigte er das Tempo und fuhr ins Parkhaus. Dabei stellte er z u frieden fest, dass sich sein Wachpersonal an den von ihm vorgegebenen Stellen b e fand. Auf dem Weg zu seinem Privataufzug erwiderte er das ein oder andere Nicken seiner Leute.
Wie erwartet fand er in seinem Posteingang eine verschlüsselte E-Mail von Boris. Sie nutzten aus Sicherheitsgründen nur ungern den schriftlichen Weg, weil die neue Errungenschaft des Internets gleichzeitig ein gefundenes Fressen für ein ausgeklügeltes Spi o nagenetz bot. Vampire ließen sich nicht gern von Menschen in die Karten schauen. Nach seiner übereilten Abfahrt hatten sie j e doch keine Gelegenheit gehabt, über Boris’ Nachricht zu sprechen. Nach dem Lesen löschte Rudger die Mi t teilung und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Die Nachricht war in der Tat spektakulär.
Angeblich war eine ganze Wand des Bernsteinzimmers unter irgendeinem Gebäude in Krinfe l de verborgen. Rudger nahm einen tiefen Schluck Blut aus seinem Kelch, um die freudige Err e gung zu dämmen. Nach unendlich vielen Hinweisen über den Verbleib des Schatzes war es nun der erste in unmittelbarer Nähe. Obwohl zahlreiche Häuser in Kri n felde auf Katakomben erbaut waren, grenzte das seine Suche erheblich ein. Mit der systematischen Überprüfung der ältesten öffentlichen Gebäude wü r de er beginnen, und seine Suche dann auf die privaten Villen ausweiten. Möglicherweise ergab sich früher oder später der eine oder andere nützl i che Hinweis. Bis dahin sollten seine Späher ihn unterstützen. Nicht umsonst hatte er seine Leute in der ganzen Stadt verteilt.
Zwischen den Sofakissen lugte der blaue Stoff von Leylas Pullover hervor, den sie bei einem ihrer letzten Besuche vergessen ha t te. Es kam häufig vor, dass sie sein Appartement mit weniger Kleidungsstücken verließ, als sie beim Betreten getragen hatte. Er lächelte bei dem Geda n ken, dass es ihr nach einem Besuch bei ihm offensichtlich warm genug war, und presste den Stoff an seine Nase. Tief sog er ihren vertrauten Duft ein, und lenkte damit seine Überlegungen vom Bernstei n zimmer ab. Die Suche nach dem Schatz konnte warten, denn er hatte alle Zeit der Welt. Vor allem wusste er sie sinnvoll zu nutzen.
Am nächsten Tag erreichte Leyla am späten Nachmittag in ihrem Büro ein Anruf von Kommissar Fuhrmann.
„Hallo, Rolf, was gibt’s?“
„Ich komme gerade von einem Einsatz im Stadtwald. Eine Gruppe Jogger wurde im Morgengrauen von ein paar wild geword e nen Va m piren angefallen.“
„Hat es Verletzte gegeben?“
„Nein, sie sind alle mit ein paar Schrammen und einem Schock davongekommen. Die haben sich mit rumliegenden Ästen g e wehrt und die Biester in die Flucht geschlagen. Den Zeugenaussagen konnten wir entnehmen, dass die Vampire ziemlich desorie n tiert gewirkt hatten. Lag vie l leicht daran, dass es schon hell wurde.“
Leyla hörte damit auf, mit dem Telefon am Ohr durch ihr Büro zu spazieren. Warum jagten sie im Morgengrauen, und dann auch noch im Rudel? Die Jogger hatten Glück, denn normalerweise ließ sich nicht mal ein einzelner Vampir von einem Ast in die Flucht schl a gen. Dennoch bewies ihr beherztes Verhalten Zivilcourage.
„Ich wollte dich bitten, dich in Vampirkreisen mal umzuhören. Selbst ich weiß, dass Vampire sich nicht zusammenrotten. Dafür muss es einen Grund geben.“
Seine Stimme hatte einen besorgten Beiklang. Es war für die Polizei schon schwer genug, mit einzelnen Vampiren konfrontiert zu werden. Einem Rudel hätten sie kaum etwas entgegenzuse t zen. Doch es war schlicht untypisch, und Leyla glaubte nicht an einen Zufall. Natürlich hande l ten Vampire mitunter in Gruppen, allerdings im Auftrag ihres Meisters. Rolfs Bericht klang dagegen mehr nach einem planlosen Angriff einer Meute Hyänen. Vielleicht war es ein weiteres Merkmal für die Unberechenbarkeit von Vamp i ren, das sie dazu veranlasste, plötzlich ihre Verhaltensweise zu ändern. Doch ohne e r sichtlichen Grund kam ihr das ziemlich weit hergeholt vor. Sie b e schloss, bei Gelegenheit Rudger zu fragen.
„Ich
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