Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
werde tun, was ich kann.“
„Wie geht es dem Mädchen?“, fragte Rolf nach einer Weile. „Wir haben ihren Vater kontaktiert. Er ist auf Geschäftsreise und kommt erst in ein paar Wochen zurück. Er wird sich um ihre medizinische Betreuung kümmern. Komischer Kerl. Ich an seiner Stelle wäre sofort hergeko m men.“
„Das glaube ich dir. Ich habe vorhin mit Sandras Schwester telefoniert. Sie wurde nicht vorgelassen, weil keine Besuchszeit war, aber man teilte ihr die Diagnose Multiple Schiz o phrenie mit.“
Sie hörte Rolf leise aufstöhnen. „Das ist heftig. Armes Ding. Sind die denn sicher? Vielleicht war es eine Reaktion auf den Schock, wenn auch eine außergewöhnliche. Immerhin hat die Kleine zwei Morde gesehen. Oder waren Drogen im Spiel?“
Sie hatten beide schon einige Schockpatienten gesehen. Dennoch waren Sandras Reaktionen von anderer Art. „Nein, es war ke i ne Rede von Drogen.“
Ihr ungutes Gefühl über Sandras Zustand behielt sie vorerst für sich. Obwohl sie bezweifelte, dass es ein weiterer Fall von Bese s senheit sein könnte, gingen ihr Rudgers Worte nicht aus dem Kopf. Die Vorstellung, wie ein menschlicher Körper durch die Übe r nahme eines göttlichen Gei s tes zerstört werden konnte, fand sie ebenso abstrus wie schauderhaft. Da zog sie die Diagnose einer psychischen Erkra n kung vor.
„Wenigstens ist sie volljährig. Sobald sie vernehmungsfähig ist, werde ich eine Beamtin zum Krankenhaus schicken, damit das Mädchen ihre Aussage machen kann. Auch in B e zug auf die beiden Toten. Die Anhörung der Eltern verlief verständlicherweise nicht b e sonders ergiebig.“
„Verstehe“, sagte sie. Solche Gespräche verliefen immer tränenreich und wenig sinnvoll. Die Polizei würde die Eltern zum geg e benen Zei t punkt erneut aufsuchen. Wahrscheinlich waren die einzigen Informationen die über zwei gute Schülerinnen, die nie in irgendeiner Form auffä l lig geworden waren. Eltern wussten oft wenig über die Interessen ihrer Kinder. Es war gut möglich, dass Sandras Aussage e r giebiger sein würde. Sowohl für die Polizei als auch für Leyla.
„Gibt es etwas Neues im Mordfall?“
„Wir sind noch dabei, die Akten der Vermisstenmeldungen zu sic h ten. Wie es aussieht, konnte man die beiden toten Mädchen inzwischen identifizieren. Wir arbeiten auf Hoc h touren, soviel hatten wir seit Monaten nicht mehr zu tun. Hier summt es wie im Bienenstock, vor allem nac h dem die Presse auch noch Wind von der Sache bekommen hat. Du kannst dir vorstellen, was hier los ist, nachdem heute Morgen die Schla g zeile erschien.“
Sie nickte, obwohl er das nicht sehen konnte und seufzte. Natürlich würden im Präsidium die Telefone nicht mehr stillstehen, weil aufgebrachte Leser mit zahlreichen, unbrauchbaren Hinweisen ihre vermein t liche Bürgerpflicht zu erfüllen meinten.
„Was meinst du mit, ihr sichtet noch die Vermisstenanzeigen?“
„In ganz Deutschland werden erschreckend viele junge Mädchen vermisst. Dabei spr e che ich von den gemeldeten Fällen. Denn es gibt noch die Dunkelziffer.“
„Verschwundene Mädchen, die von niemandem vermisst werden?“
„Oder, deren Familien es nicht für nötig halten, Anzeige zu erstatten. Das kann viele Gründe haben, Ausreißerinnen zum Be i spiel, die immer wieder abhauen.“ Rolf schwieg einen Moment und sie hörte, wie die Tür in seinem Büro geöffnet und kurz darauf g e schlossen wurde. „Dieser Bragi ist doch ein Vampir, oder?“
Sie stutzte. „Ja. Warum?“
„Ich wollte nur sichergehen, dass er in dein Aufgabengebiet fällt.“
„Toll, ich bin begeistert.“ Sie deutete sein verhaltenes Schnaufen als grinsende Antwort auf i h ren sarkastischen Tonfall. „Ich habe ihm bereits ein paar Fragen gestellt. Er hat ein Alibi.“
„Irgendwas stimmt nicht mit dem Kerl …“ Er hielt inne.
Leyla konnte sich seinen Gesichtsausdruck gut vorstellen, doch auch so spürte sie, dass er etwas auf dem Herzen hatte. „Rolf, wenn das Observieren eines Vampirs in mein Aufgabengebiet fällt, wäre es nicht besonders fair mir Informationen vorzuentha l ten.“
„Einige der vermissten Mädchen, verschwanden nach einem Bragi-Konzert, und zwar nicht nur hier, sondern in ganz Europa. Eine Überprüfung seiner Personaldaten führte wie erwartet zu keinem E r gebnis.“
Natürlich nicht, Vampire besaßen keine Identität im gesetzlichen Sinne. Manchmal besaßen sie noch Geburtsurkunden oder Ausweise aus ihrer Zeit als Mensch. Das war alle r dings selten
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