Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Lager, und mischte sich unter die deutschen Soldaten. Dabei lernte er innerhalb weniger Wochen ihre Sprache, da seine angeborene Sprachbegabung durch die Umwan d lung zum Vampir noch ausgeprägter geworden war.
„Wie viele Sprachen beherrschst du?“ Ein Sprachgenie könnte tatsächlich von unb e streitbarem Wert für das Syndikat sein.
Sergej runzelte die Stirn und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ich habe sie nie g e zählt. Es sind viele.“
Mit einem Nicken forderte Rudger ihn auf, mit seiner Geschichte fortzufahren, und erfuhr, dass Sergej, als deutscher Soldat g e tarnt, am Abbau des Bernsteinzimmers beteiligt gewesen war. In einem Konvoi sollte die wertvolle Fracht in siebenundzwanzig Kisten verpackt durch unwegsames russisches Gelände transportiert werden. Während der Trupp auf das Eintreffen des aufsicht s befugten Rittmeisters Laubach wartete, erfuhr Sergej, dass noch niemand Laubach persö n lich begegnet war. Sein Plan war schnell gefasst. So verließ er eines Nachts unbemerkt das Lager, um den Rittmeister eine Tagesreise entfernt aufzuspüren. Seine Fähigke i ten ermöglichten ihm, in dessen Zelt einzudringen, ihn auszusaugen und seine Identität anzune h men. In Deutschland zweifelte niemand an seiner Identität. Allerdings war es nur eine Frage der Zeit, bis man ihn enttarnen würde. Zunächst arbeitete das allg e meine Durcheinander des Krieges für ihn. Erst mit dem Vormarsch der sowjet i schen Truppen 1944, entsann sich Sergej seines Patriotismus und tauchte unter, um sich erneut seinen Landsleuten anzuschließen. Am Abbau des Bernsteinzimmers im König s berger Schloss war er nicht mehr beteiligt gew e sen.
„Irgendwie habe ich das Zimmer aus den Augen verloren.“ Sergej wagte einen vorsicht i gen Blick zu Rudger.
Damit meinte er, seine Blutgier wurde durch den ersten britischen Bombenangriff entfacht, und hatte überhandgenommen. Gr o ße Teile der Stadt waren ein blutiges Schlach t feld, weil die Bevölkerung erst Ende Januar 1945 aus der ostpreußischen Kriegszone ev a kuiert worden war. Leichte Beute für Vampire. Rudger hatte selbst oft genug erlebt, wie Leid und Tod in Kriegen die tiefsten vampirischen Instinkte weckte, den Blick blutrot verschleierte, und die Gier ihn von einem Opfer zum anderen trieb. Die Erinn e rung an seine Streifzüge mit Fjodora und Vincent durch verschiedene Kriegsgebiete ließ ihn noch immer erschauern. Er konnte Sergejs Verhalten nac h vollziehen.
Eine Weile beobachtete Rudger den jungen Vampir, der mit Hingabe seine Fußspitzen betrachtete und sich bemühte, ihn nicht direkt anzuschauen. Sein Unbehagen hing in der Luft. Sergejs Wert für das Syndikat lag auf der Hand. Die Vereinigung agierte eur o paweit. Vermutlich plante Boris, Sergej als persönlichen Dolmetscher einzusetzen, und erhoffte sich durch dieses Treffen sein Einverständnis. Selbstverständlich würde Rudger dem nichts entgegensetzen. Seine persönlichen Diskrepanzen mit dem Russen waren eine andere Sache. Dennoch ging es bei diesem Treffen ebenfalls darum, was dem jungen Vampir anz u merken war. Sein unruhiger Blick schweifte durch den Raum, als suche er nach den richtigen Worten, um das anzusprechen, wozu Boris ihn eigen t lich geschickt hatte. Sollte er ruhig mit sich hadern. Vielleicht würde das sein aufbra u sendes Temperament ein wenig lindern.
„Was die andere Angelegenheit betrifft …“ Er stockte und griff erschrocken mit beiden Händen an die Stuhllehnen. Rudgers ti e fes, wa r nendes Grollen hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Er würde es nicht wagen, Leylas Namen auszusprechen.
„Katharina, ich meine die Zarin“, stotterte Sergej. „Ich habe sie noch einmal gesehen, als sie im Sterbebett lag. Nachdem ich ein Vampir g e worden war, hielt ich mich ständig in ihrer Nähe auf. Als es mir endlich gelang, zu ihr vorzudringen, hat sie nach Euch gefragt.“ Seine Nasenfl ü gel blähten sich vor unterdrückter Wut. Mit zusammengepressten Lippen schien er den Schmerz über die tiefsitzende Demütigung unterdrücken zu wollen. Das Leid und die Wut um eine verlorene Liebe standen dem Vampir immer noch im Gesicht geschrieben. Ein bedauernswerter Umstand. Das galt auch K a tharina, die Rudger offenbar länger vermisst hatte, als erwartet. Doch gab das niemandem das Recht, Leyla für das Ve r gehen einer anderen Frau zu bedrohen.
Mit einem Satz sprang Sergej von seinem Stuhl auf und verbeugte sich so tief, dass sein Kopf fast die Schreibtischplatte berührte.
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