Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
sie fliegen können.“
„Mmh“, machte Rolf am anderen Ende der Leitung. Er schien leise Zweifel an Leylas Ausführungen zu haben. „Es gab Spuren am Tatort, die belegen, dass Menschen beteiligt waren. Die weiteren Ermit t lungen ergaben Hinweise auf Thetania.“
„Das ist seltsam, es ist ein erklärtes Ziel dieser Sekte Vampire zu erzeugen, nicht sie zu ve r nichten.“
„Stimmt, aber sie wollen auch, dass Menschen den Vorsitz behalten. Wer weiß, möglic h erweise ist den Thetanias etwas aus dem R u der gelaufen. Ein paar Verdächtige, die als potenzielle Mitglieder gelten, sind in unseren Akten vermerkt. Darunter höhergestellte Persö n lichkeiten aus der Politik wie Anwälte und Ärzte. Sagt dir der Name Dr. Lehmann etwas?“
Der Name tauchte in letzter Zeit häufig auf. „Sie ist Ärztin in den städtischen Krankenanstalten und führt nebenbei eine Priva t praxis für plastische Chirurgie.“
„Schönheitsoperationen. Damit hätten wir eine Klientel mit genug Geld und der Neigung sich ständig neuen Operationen zu u n terziehen. Und wenn sie es dann satthaben, kann man ihnen nebenbei Thetania empfehlen. Leider fehlen der Polizei die Beweise, s o dass die Sekte als Verein getarnt unaufhaltsam agieren kann.“
Leyla hörte, wie Rolf in den Akten blätterte. „Ich werde mich mal in Dr. Lehmanns Praxis u m sehen.“
„Mach das, Leyla.“
„Rolf?“
„Ja.“
„Die beiden Leichen am Güterbahnhof, waren es Menschen?“, fragte Leyla, obwohl sie die Antwort kannte. Sie brauchte eine Best ä tigung, etwas, das den Albtraum im Gewölbe bestätigte.
„Beim Schaffner gab es keine Zweifel, doch der andere war wohl zu zerstückelt. Zerfallen Vampire nicht zu Staub bei Tage s licht?“
„Nicht wenn sie schon sehr alt waren. Es verhält sich ähnlich wie beim Enthaupten. Während die meisten Vampire zu Staub werden, dauert der Prozess des Verfalls bei sehr mächtigen Va m piren etwas länger. Ihre Körper schrumpeln zusammen, doch das Resultat ist letztlich dasselbe. Ich melde mich, wenn ich Näheres weiß.“
Sie verabschiedeten sich und legten auf. Leyla seufzte und begab sich hinunter in die K ü che. Sie füllte Pulver und Wasser in die Kaffeemaschine. Während der Kaffee aufbrühte und den Raum mit einem herrlichen Duft erfüllte, öffnete sie eine weitere Milc h flasche. Normalerweise wurde ihr schlecht, wenn sie morgens etwas anderes trank als Kaffee. Doch an diesem Morgen verlangte es sie nach Milch. Ich benehme mich wie eine Schwangere, dachte sie und schü t telte den Kopf über diesen unsinnigen Gedanken. Eine Familie zu gründen gehörte zu den Dingen, die sie in ihrem Leben nicht ve r misste. Seltsam, vielleicht war es stressbedingt?
Bevor sie sich verarztete, nahm sie noch zwei Schmerztabletten. Sie ging ins Bad und ließ kaltes Wasser über ihre Hände fließen. Es fühlte sich an, als zöge sich die Haut über ihren Knochen zusammen. Sie tupfte sie vorsichtig tr o cken und strich Wundsalbe über die Risse und Kratzer. Auf die größeren Wunden klebte sie Heftpflaster. Ihr ganzer Rücken war überzogen mit Blute r güssen und vermutlich gab es noch mal so viele, die unter der Haut verborgen waren. Am schlimmsten sah der Bereich ihrer Rippen aus, der von einem intensiven Pu r purrot überzogen war.
Nachdem Leyla eine Tasse Kaffee getrunken hatte, um wach zu werden, widerstand sie der Verlockung, sich ins Bett zurückzul e gen. Sie hatte einen Fall zu lösen, von dem jeder erwartete, dass sie daran arbeitete. Wenn sie beschäftigt war, würde sie die Schmerzen vergessen. Sie zog ihre Jeans und bequeme Stiefel mit halbhohem Absatz an. Über dem weichen Pullover trug sie eine gefütterte Jeansjacke. Im Flur griff sie nach ihrem Schlüsse l bund und ging zu ihrem Wagen.
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D
ie Tür zu Dr. Lehmanns Praxis war aus demselben Glas wie die gesamte Fläche des Eingangsb e reichs. Hinter einer Rezeption aus Kirschholz saß eine adrette junge Frau und lächelte professi o nell in den Telefonhörer. Der Boden war mit auf Hochglanz poliertem Parkett ausgelegt. Er harmonierte mit hellgrünen Tapeten. Grünpflanzen spend e ten ihren Sauerstoff und standen in jeder verfügbaren Ecke. Die Empfangsdame hatte ihr Gespräch beendet und lächelte Leyla zu. „Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“
„Mein Name ist Leyla Barth, ich würde gerne mit Dr. Lehmann sprechen.“
„Dr. Lehmann ist noch nicht im Haus. Ihre Sprechzeit ist erst ab achtzehn Uhr. Sie können gerne im Wartezimmer Platz ne
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