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Das rote Zimmer

Titel: Das rote Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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an die Polizei wenden.«
    »Sehen Sie, ein Fisch, endlich ein Fisch!«
    Etwas Blitzendes, Silbernes hing von Dolls Schnur. Ich brach sofort auf, um ja nicht mit ansehen zu müssen, wie ihm die Eingeweide durchs Maul gezogen wurden.

    Auf dem Nachhauseweg kam ich an einem Café mit einem verführerisch leeren Tisch in der Sonne vorbei. Ich ließ mich nieder, bestellte einen doppelten Espresso und versuchte, ein wenig Ordnung in das Chaos in meinem Kopf zu bekommen.
    Nach der zweiten Tasse rief ich Oban an. Bryony hatte inzwischen ihre Aussage gemacht, und er war ziemlich am Ende.
    »Wie Sie wissen, haben wir aus Mickey Doll alles rausgequetscht, was auch nur einen Hauch von gottverdammtem Sinn ergab – entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise –, und was unsere Täterbeschreibung betrifft, haben wir Terence mit seinem eher großen Mann und Bryony mit ihrem eher kleinen. Vielleicht sollten wir die beiden mal zusammenbringen, damit sie ihre Geschichten aufeinander abstimmen können.«
    »Es war ein wirres Durcheinander, noch dazu mitten in der Nacht«, gab ich zu bedenken. »Was haben Sie erwartet?«
    »Ich kann einfach nicht fassen, dass dieser Mistkerl aus seiner Deckung hervorgekrochen ist, ein paar Leute ihn gesehen haben und wir trotzdem nicht das Geringste über ihn wissen. Was treiben Sie denn gerade?«
    »Ich sitze in einem Café und trinke Kaffee.«

    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen Gesellschaft leisten.
    Ach, übrigens, haben Sie vor, uns irgendeine Art von Bericht über die Sache zu schreiben? Wie denken Sie inzwischen darüber?«
    »Bryony hat zu mir gesagt, sie glaube, es könnte sich auch um einen missglückten Raubüberfall gehandelt haben, der gar nichts mit unseren Fällen zu tun hatte.«
    »Ja, das hat sie zu uns auch gesagt. Was ist mit ihr los?
    Will sie nicht berühmt werden?«
    »Darüber sollten wir nachdenken.«
    »Wollen Sie ihr die Leitung der Ermittlungen übertragen? Ich wäre heilfroh, wenn ich den Mist los wäre.« Ich musste lachen. »Sind Sie noch da, Kit?«
    »Wir dürfen uns nicht vom Wesentlichen ablenken lassen«, erklärte ich. »Es ist nicht nur Bryony. Die ganze Sache passt irgendwie nicht ins Bild.«
    »Wie meinen Sie das? Die Sache passt sogar verdammt gut ins Bild! Dieselbe Stelle am Kanal, und dann auch noch Doll. Das sollte eigentlich reichen. Sogar Ihnen.«
    »Ich denke dabei mehr an den Überfall selbst. Die anderen beiden wurden in gewisser Weise recht geschickt durchgeführt, aber dieser dritte Versuch erscheint mir ziemlich dilettantisch.«
    »Nun hören Sie aber auf, Kit! Solche Mörder steigern sich, sie werden leichtsinniger. Sie müssen ein größeres Risiko eingehen, um denselben Kick zu bekommen.
    Wären unsere Zeugen nicht ein Waschlappen und ein Schwachkopf, dann hätten wir ihn gehabt. Und was diesen verfluchten Schwachkopf angeht …«
    »Ich weiß nicht, Dan, ich habe gerade unten am Kanal mit Doll gesprochen.«
    »Sagen Sie nichts. Sie glauben, er ist zu nett, um als Täter in Frage zu kommen.«
    »Ganz im Gegenteil. Wäre Doll ein Mörder, dann wäre er viel brutaler vorgegangen. Ich kann das beurteilen, ich habe ihm gerade dabei zugesehen, wie er einen Wurm auf einen Haken spießte.«
    »Ist das die Grundlage für Ihr Urteil?«
    »Unter anderem.«
    »Dann halte ich Sie wohl besser von meinem dreizehnjährigen Sohn fern. Sie sollten mal sehen, was der mit ein paar Käfern und einem Vergrößerungsglas anstellen kann.«
    Meine Tasse war inzwischen leer. Als die Sonne hinter einer Wolke verschwand, wurde es plötzlich kalt.
    »Was haben Sie jetzt für Pläne?«, fragte ich Oban.
    Am anderen Ende der Leitung herrschte eine Weile Schweigen, sodass ich schon befürchtete, unser Gespräch wäre unterbrochen worden.
    »Ich habe das schreckliche Gefühl, dass wir im Grunde nur herumsitzen und warten können, bis er etwas noch Dümmeres tut und sich erwischen lässt. In der Zwischenzeit werden wir zumindest versuchen, ein bisschen mehr Publicity zu kriegen. Ich habe ein paar Journalisten über den neuen Fall informiert. Außerdem habe ich versucht, Mrs.
    Teale dazu zu bringen, im
    Fernsehen aufzutreten, aber sie schien nicht besonders erpicht darauf zu sein. Vielleicht könnten Sie sie noch ein bisschen bearbeiten.«
    »Mach ich.«
    »Irgendwelche anderen Ideen? Wie sehen denn Ihre Pläne aus?«
    Jetzt war es an mir, einen Moment zu schweigen. Wie sahen meine Pläne aus? »Ich schätze, ich werde das alles noch mal durchgehen. Ich habe das Gefühl, wir übersehen

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