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Das rote Zimmer

Titel: Das rote Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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irgendwann wird es drinstehen!«

    8. KAPITEL
    Als ich nach draußen auf die Straße trat, zitterte ich vor aufgestauter Wut. Am liebsten hätte ich irgendetwas Verrücktes getan, beispielsweise einen großen Gegenstand durch ein Schaufenster geworfen oder auf der Stelle das Land verlassen, um eine neue Identität anzunehmen und nie mehr nach England zurückzukehren. Letztendlich entschied ich mich dafür, nach Hause zu fahren, die Tür hinter mir zuzusperren und mich eine Woche nicht mehr blicken zu lassen.
    Als ich zu meinem Wagen kam, war der BMW weg.
    Zweifellos würde ich bald von einer Versicherung hören.
    »Wir sind von unserem Klienten darüber informiert worden …« Ein Kratzer, der sich von der hinteren Tür bis zum Kotflügel zog. Wie viel würde das kosten?
    In meiner Wohnung herrschte wundervolle Leere. Julie war nicht da. Eine fantastische Gelegenheit. Ich ließ mir die Wanne einlaufen, schüttete mehrere Badesalze mit albernen exotischen Namen ins Wasser, schnappte mir eine Zeitung und irgendein Magazin und glitt wie ein Walross hinein. Nach wenigen Minuten warf ich die Zeitung zur Seite und widmete mich dem Magazin: Ich erfuhr von den fünf besten Adressen, um für weniger als hundert Pfund ein Wochenende auf dem Land zu verbringen, lernte sieben Arten kennen, seinen Partner im Bett zu schocken, und beantwortete einen Fragebogen zum Thema »Sind Sie ein häuslicher Mensch oder der Partytyp?« Wie sich herausstellte, war ich der Partytyp.
    Wie kam es, dass ich so selten auf Partys ging?
    Schließlich warf ich auch die Zeitschrift zur Seite und ließ mich ganz langsam so tief ins Wasser sinken, bis nur noch Nase und Mund herausschauten. Ungerührt hörte ich das Telefon einmal läuten und dann den Anrufbeantworter piepen. Ich stellte mir vor, in einem Flotationstank zu liegen. In einer Salzlösung, die exakt die richtige Konzentration hatte, dass man schön schwebte, und die genau der Körpertemperatur angepasst war. In völliger Dunkelheit. Was war eigentlich der Sinn der Sache?
    Fühlte man sich in einem solchen Tank völlig losgelöst oder völlig absorbiert?
    Ich hörte mehrere dumpfe Geräusche, dann wurde die Wohnungstür zugeschlagen. Julie. Es klang, als hätte sie die Tür mit einem Fußtritt geschlossen. Höchste Zeit, in die Welt zurückzukehren. Ich trocknete mich langsam ab, als wollte ich das Unvermeidliche noch ein wenig hinauszögern. Dann wickelte ich mich in das Handtuch und verließ das Bad.
    »Fantastisch!«, sagte Julie. »Ein Bad am helllichten Tag.
    Du verstehst zu leben.«
    »Man hat dabei ein bisschen das Gefühl, was Verbotenes zu tun«, gab ich zu, obwohl es mich gleichzeitig ärgerte, von jemandem als Genussmensch bezeichnet zu werden, der selbst Jahre damit verbracht hatte, in der Welt herumzugondeln.

    »Wegen des Abendessens brauchst du dir heute keine Gedanken zu machen«, erklärte sie munter. »Ich habe ein paar von deinen Kochbüchern durchgeblättert und ein bisschen eingekauft. Bist du abends zu Hause?«
    »Ja, aber ich hatte eigentlich nicht vor –«
    »Großartig. Dann lass dich von mir verwöhnen. Was es gibt, ist ein Geheimnis, aber du brauchst dir deswegen keine Sorgen zu machen. Es ist alles sehr leicht, sehr gesund. Ach, übrigens, auf dem Anrufbeantworter war eine Nachricht für dich. Von einer Frau namens Rosa. Du musst entschuldigen, mir war nicht klar, dass du da bist, und ich hab selbst auf einen Anruf gewartet. Ich bin nicht sicher, ob ich auf den richtigen Knopf gedrückt habe.
    Womöglich habe ich die Nachricht aus Versehen gelöscht.«
    Das hatte sie tatsächlich. Ich ging in mein Zimmer und zog mich rasch an. Da ich nicht ausgehen würde, entschied ich mich für etwas ganz Schlichtes, eine weiße Jeans und einen hellblauen Pulli. Ich war versucht, Rosas Nachricht zu ignorieren, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass es sich um gute Neuigkeiten handelte, aber dann zählte ich bis zehn und wählte.
    »Wir müssen uns treffen«, sagte Rosa sofort.
    »Weswegen?«
    »Es hat mit der Polizei zu tun. Wie ich höre, hast du meinen Rat nicht befolgt. Das kam nicht gerade überraschend für mich, aber es wäre trotzdem nett gewesen, wenn du es mir erzählt hättest.«
    »Oh«, antwortete ich bestürzt. »Du hast Recht. Soll ich morgen mal bei dir vorbeischauen?«
    »Ich würde dich gern heute noch sehen. Hast du etwas dagegen, wenn ich bei dir vorbeikomme?«
    »Warum? Ich meine, nein, natürlich habe ich nichts dagegen.«
    »In circa einer Stunde bin ich

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