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Das rote Zimmer

Titel: Das rote Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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da«, erklärte Rosa und legte auf.
    Ich unternahm einen lächerlich uneffektiven Versuch, das Wohnzimmer aufzuräumen, während Julie in der Küche hantierte, was teilweise etwas beunruhigend klang.
    Nach gerade mal fünfundvierzig Minuten klingelte es.
    Ich rannte die Treppe hinunter und öffnete die Tür. Der fröhliche Gruß, den ich mir zurechtgelegt hatte, blieb mir im Hals stecken, als ich sah, wer draußen auf der Treppe stand. »Oh«, mehr brachte ich nicht heraus. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte ich das auch schon am Telefon zu Rosa gesagt.
    »Ich bin nicht allein«, erklärte sie.
    Sie war in der Tat nicht allein. Neben ihr stand Detective Chief Inspector Oban. Hinter ihm parkte ein Wagen. Ein BMW.
    »Das mit dem Wagen tut mir Leid«, stammelte ich.
    Mehr fiel mir nicht ein, aber noch während ich das sagte, wurde mir bewusst, dass es nicht immer nötig war, das Einzige, was einem einfiel, gleich hinauszuposaunen.
    Manchmal ist das Einzige, was einem einfällt, das Schlimmste, was man sagen kann. »Es war allein meine Schuld. Ich werde selbstverständlich für den Schaden aufkommen.«
    Rosa starrte mich verwirrt an, während Oban andeutungsweise lächelte. »Ein Parkproblem«, erklärte er an sie gewandt. Dann wandte er sich wieder mir zu. »Dann waren das also Sie? Unter dem Scheibenwischer steckte ein Zettel, aber er war vom Regen völlig durchweicht.
    Machen Sie sich deswegen keine Sorgen, ich nehme an, die Sache wird als Dienstunfall behandelt werden.«
    »Was es in gewisser Weise ja auch war«, antwortete ich.
    Da mir inzwischen nicht mal mehr dummes Zeug einfiel, das ich noch hätte von mir geben können, hielt ich den beiden die Tür auf und ließ sie an mir vorbei ins Haus treten. Zuerst hatte ich in einem Anfall von Paranoia gedacht, es ginge um den Schaden an dem Wagen und sie wollten mich der Fahrerflucht bezichtigen oder so was in der Art, aber dem war offensichtlich nicht so. Was wollten sie dann? Hatte es irgendeine offizielle Beschwerde gegen mich gegeben? Ich folgte ihnen die Treppe hinauf. Als wir ins Wohnzimmer traten, kam Julie gerade aus der Küche.
    Sie sah mit ihrer gestreiften Fleischerschürze – meiner Schürze – ziemlich umwerfend aus. Überrascht starrte sie uns an. Ich stellte die drei einander vor.
    Oban wirkte leicht verlegen, als er Julie die Hand gab.
    »Sie sind, ähm –«, sagte er.
    »Julie ist für ein paar Tage zu Besuch«, fiel ich ihm ins Wort.
    Wieso stammelte er so herum? Dann fiel mein Blick auf Julie, die groß, braungebrannt und amazonenhaft vor uns stand. O Gott, wahrscheinlich meinte er, dass wir irgendwas Lesbisches miteinander hatten. Ich überlegte kurz, ob ich ihn über die Natur unserer Beziehung aufklären sollte, sah aber eigentlich keinen Grund dafür.
    »Ich koche gerade das Abendessen«, erklärte Julie und klang dabei schrecklich häuslich. »Möchten Sie mitessen?«
    »Wir müssen bloß etwas Berufliches besprechen«, erklärte ich rasch. Der Gedanke, Julie und ich könnten anfangen, als Paar Gäste zu empfangen, ließ mich schaudern.
    »Sie sind ein richtiger Detective?«, wandte sich Julie an Oban.
    »Allerdings, das bin ich«, antwortete er.
    »Das muss wahnsinnig aufregend sein.«
    »Die meiste Zeit nicht.« Oban warf einen Blick zu Rosa hinüber, die ein Buch aus einem Regal gezogen hatte und es mit gerunzelter Stirn durchblätterte. »Wären Sie so lieb, uns einen Moment allein zu lassen?«, sagte er mit vorsichtiger Zurückhaltung zu Julie.
    »Was? Ich?«, fragte Julie überrascht. »Ich muss sowieso wieder in die Küche.«
    Nachdem sie abgezogen war, schob Rosa das Buch zurück ins Regal und drehte sich zu mir um.
    »Bitte nehmt Platz«, sagte ich.
    Wir waren alle drei etwas verlegen. Rosa und ich ließen uns nebeneinander auf der Couch nieder, während Oban sich den Sessel so zurechtrückte, dass er mir gegenüber saß.
    »Dan Oban hat mich heute Morgen angerufen –«
    »Rosa«, unterbrach ich sie. »Ich weiß, ich hätte dich …«
    Sie brachte mich mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Moment«, sagte sie. Dann wandte sie sich an Oban.
    »Dan?«
    Die beiden kannten sich offenbar gut.
    »Das alles tut mir wirklich Leid«, versuchte ich es noch einmal, bevor er etwas sagen konnte. »Ich war heute Morgen sowieso schon ein bisschen geladen und musste mich über die Sache mit Doll schrecklich aufregen. Allein schon die Idee, ihm eine solche Falle zu stellen! Da konnte ich mich einfach nicht mehr beherrschen. Das war sehr

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