Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Aber vielleicht könnt Ihr mir alles erklären, sobald Ihr Vertrauen zu Eurem Retter gefasst habt.“ Es stimmte, Cathyll hatte irgendwie kein Vertrauen, was, wie sie feststellte, nicht so sehr mit der Person des Paters zu tun hatte, sondern eher mit der Umgebung, die ihr einfach immer noch nur abstoßend vorkam. „Vielleicht möchtet Ihr mir erst bei einem Wein in meiner Sakristei erklären, was passiert ist?“, schlug der alte Mann vor. Cathyll nickte nur, insgeheim dankbar für das Angebot, alleine, weil es ihr Zeit verschaffte. So grüßte der Pater den Wirt beim Hinausgehen, legte einen Bronzekuning auf den Tresen und die beiden traten hinaus, wo es mittlerweile dunkel geworden war.
„Ich habe meine Sakristei auf diesem Hügel da“, damit deutete B alain nach oben, an einen Ort etwas abseits der Stadt, wo ein Felsen etwas aus dem Felsen herausragte. Die Patres der Kirche der Sonne hatten normalerweise kleine Sakristeien für sich, zu denen man kommen und um Rat bitten konnte. Meist lebte ein Pater mit einem Adepten zusammen, den er im Laufe der Jahre in die Lehre einweihte. Cathyll wusste, dass die Patres ein einsames und armes Leben führten.
Sie hatte sich allerdings nie besonders mit dieser neuen Religion beschäftigt, außer den üblichen Morgengebeten und dem wöchentlichen Gutha, dem Gespräch, das man mit dem Vater führte, hatte sie nicht praktiziert. Nun war sie allerdings froh um das Angebot des Vaters.
Als sie den steilen kleinen Weg hinaufgingen fragte Cathyll: „W arum haben Sie gesagt, dass ich dem Mann nicht meinen Namen sagen sollte? Er hätte dann nicht mehr gewagt mich anzufassen.“
„Das stimmt, Cathyll Marc. Zumindest hätte er innegehalten und überlegt. Dann hätte er zwei Möglichkeiten gehabt. Entweder hätte er sich gefragt, was die Königstochter in so einer Kaschemme s uchen würde und Dich für eine Lügnerin gehalten, was ihn eher noch wütender gemacht hätte. Oder er hätte Euch geglaubt. Dann hätte er mit Schrecken daran gedacht, dass er schon viel zu weit gegangen ist und eine heftige Strafe auf ihn gewartet hätte – öffentliches Auspeitschen wäre das mindeste gewesen, das er zu erwarten hätte, im schlimmsten Falle wäre er des Todes gewesen. Dann hätte er überlegt, ob es nicht vielleicht doch besser wäre Euch selber zu beseitigen.“ Cathyll starrte ihn ungläubig an. Sie hätte diesem Kerl in dem Moment zwar alles Üble an den Hals gewünscht, aber dass er sterben müsse, hätte sie niemals gewollt. Und dennoch, was Balain gesagt hatte, ließ sie nachdenken. Wenn Rabec davon erfahren hätte, dann hätte er tatsächlich dafür gesorgt, dass der Mann ausreichend bestraft würde. Er hatte einem Manne schon einmal die Hand abhacken lassen, dafür dass dieser einen Apfel aus den königlichen Kammern mit nach Hause genommen hatte. Auf Cathylls Flehen nach Vergebung hin hatte Rabec zwar eingestanden, dass die Strafe überaus hart war, aber er hatte darauf bestanden, dass manchmal ein Exempel statuiert werden müsse.
Rabec, so dachte sie plötzlich, war kein Mann, der halbe Sachen machte.
Vater Balain öffnete die Holztür in seine kleine Sakristei und Cathyll fand sich in einem runden kleinen Zimmer wieder, in dem nichts als ein Haufen Stroh, ein kleiner Tisch und ein Stuhl waren. „Der Stuhl ist für Dich, äh, Euch“, sagte Pater Balain, „Ich bin diese Ansprache nicht gewohnt.“ Cathyll nickte nur und setzte sich. Der Pater kniete sich vor sie hin und schaute sie an. Das erste Mal hatte Cathyll das Gefühl in Ruhe zurückblicken zu können. Entgegen ihrer Erwartung fand sie keine Arroganz in den Augen des Paters, sondern nur Aufmerksamkeit. Irgendwie schien es ihr, als ob der Pater keine Meinungen hatte, die zwischen ihnen stehen könnten, und so fing sie einfach an zu reden.
Sie erzählte dem Pater von den geheimen Gängen in der Burg und dem Gespräch zwischen ihrem Berater und ihrer Tante, das sie b elauscht hatte. Sie erklärte lachend, dass es wohl Geister geben müsse, oder dass sie sich wahrscheinlich verhört haben müsse. Pater Balain nickte, was Cathyll Erleichterung verschaffte. Also glaubte er auch nicht, dass Rabec Böses im Schilde führen könnte.
„Wie lange ist es her, dass Ihr die Burg verlassen habt?“, fragte B alain.
„Ein paar Stunden, wieso?“
„Weiß Rabec von den Gängen?“
„Nein, er weiß nichts davon.“
„Ihr habt die Burg sicher in Eile verlassen, dass Ihr wie ein verschrecktes Huhn im Grünen Butt gelandet
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