Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
den Wald hinauflaufen sehen und Steinn hatte ihn am nächsten Tag suchen lassen, da er das Runenschwert mitgenommen hatte, doch niemand hatte ihn finden können.
Das Feuer wärmte sie nicht wirklich. Sie blies aus ihrer Nase gegen die Scheibe, um nicht hinaus sehen zu können. Draußen, wo die Menschen wieder ihre Arbeit verrichteten, wo Sigvald wieder in seiner Schmiede stand, Thorbjorn und Töft zum Fischen hinausgefahren waren, wo die Menschen den Schnee von den Dächern kehrten, damit diese nicht einstürzten, wo Bauern Stroh aus den Koben holten, um ihr Vieh zu füttern, wo die Kinder in den Wald gingen, um Holz zu sammeln.
Hier drinnen walkte Hjete wortlos Teig, während Nieda und Weila zum Wasser holen hinausgegangen waren. Eyvind saß den ganzen Tag in einer Ecke am Kamin und rauchte Pfeife. Cathyll nahm an, dass er sich irgendwelche Verse ausdachte, um die Heldentaten des Steinn und des Nod zu besingen. Sie wusste, dass sie ihm, der sie dankenswerterweise bei sich aufgenommen hatte, gegenüber unfair war, aber sie konnte ihm einfach nicht verzeihen, dass er wie alle anderen die Tatsache akzeptierte, dass ein Mensch so viel Unglück über andere bringen konnte, ohne dafür bestraft zu werden.
„Er ist so gestorben wie er sterben wollte“, murmelte Eyvind vor sich hin und Cathyll war sich nicht ganz sicher mit wem er redete, mit ihr oder Hjete. „Er sitzt jetzt in Kell und speist und trinkt mit den Göttern.“ Nun wusste sie, dass Eyvind mit ihr sprach, da er Hj ete wohl kaum erklären müsste, was es mit dem Himmel der Norr auf sich hatte. Sie drehte sich um und war fast dankbar, dass sie ein Ziel für ihre Abscheu gefunden hatte.
„Du meinst also, wir alle sollten uns bei Nod bedanken? Vielleicht sollten wir alle auch noch darum bitten von ihm getötet zu werden, damit wir alle nach Kell kommen? Warum gehst Du nicht als erster zu ihm, Eyvind, und fragst ihn?“ Hjete drehte sich um, in ihren A ugen war Entsetzen. „Cath, hör auf, was tust Du denn? Er will Dir doch nur helfen.“
„Warum hat denn keiner geholfen als Starkir Hilfe brauchte?“, schluchzte sie und drehte sich wieder zum Fenster. Endlich kamen ihr Tränen in die Augen, Tränen die die erneut blühenden Eisbl umen noch verschönerten.
„Ist schon gut“, brummelte Eyvind.
Cath wusste, dass sie nicht nur um Starkir weinte, sondern eigentlich um ihre eigenen Eltern und wegen der Ungerechtigkeit, die ihr selbst zugekommen war. Es kam einfach alles zusammen. Sie wollte wieder nach Hause, nach Mal Kallin, sie wollte sich in die Arme von Ma’an stürzen, mit Bran jagen gehen und mit ihren Cousinen über die Jungs am Hofe schwärmen. Hier war einfach alles kalt und verloren. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und wusste, dass es die Hand von Hjete war. Sie schämte sich, dass ausgerechnet auch noch Hjete sie trösten musste und weinte nur umso mehr. Sie schluchzte in ihre Arme hinein und die Hand drückte sie leicht. Als sie wieder aufblickte, sah sie draußen eine Figur auf die Hütte zuschreiten. Die Gestalt war ganz in schwarz gekleidet und bewegte sich auf eine Art, die ihr bekannt vorkam. Sie sprang auf und strahlte eine äußerst verwirrte Hjete an. Dann lief sie hinaus und wollte An’luin gerade in die Arme fallen, als sie sah, dass Nieda sich schon dieses Vorrecht gesichert hatte.
„Ich habe schon lange nicht mehr gebetet, Vater. Ihr müsst es mir nachsehen.“ Balain schaute sie mit mildem Blick an. „Die Sonne schaut nicht auf das was Du nicht getan hast, sondern auf das was Du tust.“ Dann kniete er sich neben sie und fing an die heiligen Worte zu rezitieren.
Als sie beide wieder aufstanden murmelte Cathyll: „Nicht, dass Ihr mich für undankbar haltet, Vater, aber ich glaube nicht, dass unsere Gebete ausreichen werden.“
Zu ihrer Überraschung stimmte Balain ihr zu. „Ich habe selber meine Zweifel, mein Kind. Ich kann mir nicht vorstellen, wie An’luin diesen Kampf gewinnen kann. Auf der anderen Seite aber frage ich mich auch wie er da draußen auf Tulsis Atem die 10 Tage überlebt haben könnte und mir fällt keine Antwort dazu ein. Insofern könnten wir ihm zutrauen, dass er uns erneut überrascht.“
Die Sonne schien durch die Tannen hindurch, was Cath Hoffnung auf den morgigen Tag gab. Sie wollte nicht schon wieder einen Menschen verlieren, der ihr etwas bedeutete. Als sie gestern aus Eyvinds Hütte gelaufen war, um An’luin zu begrüßen, hatte sie nicht genau gewusst wie sie sich verhalten sollte,
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