Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Recht geben in allem was sie sagte. Und doch war etwas mit dem Jungen geschehen, als habe er etwas gesehen oder jemanden getroffen, der ihn verändert hatte. Er dachte an die Lehre der Sonne und an Schriften, die von einem Sonnenvolk redeten, das weit, weit im Norden liegen solle.
31. An’luin fischt wieder Aale
n’luin wiegte den Speer in seiner Hand. Dieser war etwas zu schwer, damit würde er Schwierigkeiten haben mehr als dreimal zuzustoßen. Der Schild, den ihm Eyvind angeboten hatte, war für seine Körpergröße genau richtig – nicht zu schwer, aber auch nicht so leicht, dass er beim ersten Axthieb zerbrechen würde. Er stand hinter der Hütte des Skalden am Waldrand und hörte sich alte Heldengeschichten seines Gönners an.
„…haben keine Ahnung gehabt wie viele hinter dem Hügel auf uns lauerten, aber wir haben dennoch geschrien wie wir konnten und liefen los…“
An’luin hörte nicht richtig zu. Er war nervös und konnte den Gedanken, dass er einen immensen Fehler gemacht haben könnte, nicht in den Hintergrund drängen. Er hatte versucht das zu tun, was ein Laauri gemacht hätte, er hatte versucht Verantwortung zu übernehmen und als Mann der Situation zu begegnen. Seine Freunde waren gedemütigt worden und sein Fürsprecher getötet. König Gunnar würde kommen und sich Fölsir holen – ob das ganze Tal wirklich davon profitieren würde, wie von Steinn versprochen, das würde sich erst herausstellen. Es war auch möglich, dass der Gläserne einfach mit seinen Männern kommen würde und sich das Schwert holen würde, ohne irgendetwas zu bezahlen. Der Gedanke, den er aber am wenigsten hatte ertragen können, war der, dass Steinn nun im Bakkenhof lebte und nun sein Werben um Nieda erneuert hatte. Wenn er Jarl des Ortes blieb war es mittelfristig schwierig sich ihm zu widersetzen, das wusste er.
Auf der anderen Seite war er sich gar nicht so sicher, ob seine He rausforderung nicht einfach aus Übermut geschah, weil Nieda neben ihm gestanden hatte, Nieda, die ihn so fest und innig umarmt hatte, die ihn auf den Mund geküsst hatte, so dass er besinnungslos geworden war und den Anblick des prahlenden und fordernden Steinn einfach nicht hatte ertragen könne. War das erwachsen gewesen? Nein, das hatte er sich eingestehen müssen. Obwohl er zehn Tage bei den Laauri gelebt hatte, ihre Umgangsart in sich aufgesogen und genossen hatte, war er ein dummer Mensch, der bei der ersten Gelegenheit die Welt in gut und schlecht einteilte. Aber daran war jetzt nichts mehr zu ändern. Er musste sich mit den vor ihm liegenden Herausforderungen beschäftigen und eine passende Waffe finden.
Er hob einen anderen von Eyvinds Speeren in die Höhe und war zufrieden. Dieser war leichter als der davor und er lag gut in seiner Hand.
„Ebenholz. Ein sehr guter Speer. Den habe ich zur Jagd benutzt.“, kommentierte Eyvind.
„Ein guter Speer, aber ist er gut genug, um die Rüstung des Jarls zu durchbohren?“
Ketill war um die Ecke der Hütte gekommen. Er beäugte die Waffe skeptisch.
„Wir werden es sehen, morgen schon.“ An’luin machte sich selbst nicht viel Hoffnungen den Gegner entscheidend verletzen zu kö nnen.
„Es gibt noch einen Ausweg, Freund Schädelspalter.“
„Nein, das weißt Du selber. Ich habe die Herausforderung gesprochen, nun muss ich Wort halten.“
„Nicht, wenn ich an Deiner Stelle gehe.“ An’luin schaute auf, in die blauen Augen des Norr, der ihn direkt anschaute. „Ich kann auch gegen den Jarl antreten, denn ich bin kein Kind Weyas. Ich bin der Neffe von König Olaf, hierher geschickt worden, damit meine Cousins, Brüder, Onkel mich im Streit um den Thron nicht umbringen. Oder damit ich sie nicht umbringe.“
An’luin schüttelte mit dem Kopf. „Ihr Norr habt seltsame Sitten.“
„Mag sein. Es hat schon genug gierige Verwandte gegeben, die sich durch Meuchelmord einen Thron erworben haben.“ An’luin wusste worauf Ketill anspielte – auf Cath und wie ihr Berater und ihre Tante versucht hatten sie als letzte Erbin aus dem Weg zu räumen.
„Egal wie es um die Norr steht, jetzt bin ich hier. Und ich bin derj enige der gegen Steinn eine Chance hat, nicht Du.“ An’luin schaute ihn an. „Du musst keine Angst haben, dass ich Dir Cath wegnehmen will, Ketill. Ich habe meine eigenen Gründe, um mit Steinn abzurechnen.“
Ketill lachte ihn freundlich an. „Ich weiß, nein, ich tue es nicht für Cath. Nicht nur.“
Auf einmal mischte sich Eyvind ein: „Hör mal, Ketill.
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