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Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Josuttis
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Nornen gnädig mit uns sein.“
    An'luin erwartete, dass die Bewohner des Tals nun gleich zur Sache kommen würden, da ja wichtige Dinge zu besprechen waren, er sah sich aber getäuscht. Wie er feststellen musste, gab Gjuki erst einmal eine „verkürzte“ Version der Gesetze des Tales wieder – verkürzt, so wie er sagte, weil ja die Lage der Dinge zur Eile geböte. Anfangs hörte An'luin noch interessiert zu als es um die Besitztümer und Ackergebiete der Bewohner ging, aber schon bald konnte er der Aufzählung der Ahnen der betroffenen Personen nicht mehr nachvollziehen und er fragte sich, wie sich Gjuki merken konnte, dass Thorun der Sohn des Harald war, welcher der Sohn des Jokul war, welcher der Sohn des Thorfinn war, welcher wiederum der Sohn des Harald war und so weiter. Alle anderen schienen aber die langweiligen Ausführungen nicht zu stören, im Gegenteil, sie hingen geradezu gebannt an Gjukis Lippen, sogar die Kinder, von denen er eher erwartet hätte, dass sie sich genauso gerne ablenken ließen wie er. Als die Versammlung gegen Mittag wieder aufgelöst wurde, fragte er sich, ob er einen bösen Traum erlebe. Nieda, die seine Ungeduld zu bemerken schien, lächelte ihn milde an und sagte: „Du hast Glück, nach dem Mittagessen wird bald über die Zukunft geredet werden, da wir in Eile sind. Im Normalfall geht die Versammlung drei Tage.“ An'luin verdrehte die Augen. Er ging gemeinsam mit Cathyll und Balain, seinen „Gefangenen“ in Hjetes Haus, wo eine leckere Fleischbrühe sie erwartete.
    A ls sie frisch gestärkt wieder vor die Festhalle kamen, sollte es tatsächlich nicht lange dauern bis Gjuki die Formalitäten beendet hatte und er nach einer kurzen Pause sagte:
    „Leute vom Dreischafetal. Wir haben heute wichtige Dinge zu b esprechen. Wir haben keinen Jarl mehr, denn der letzte, Jarl Steinn, ist in einem Holmgang getötet worden. Das Duell ist nach den Gesetzen des Tales, so wie sie von Frodi aufgezeichnet wurden, rechtmäßig durchgeführt worden und der Gewinner war An'luin, der hier Anwesende. Da er jedoch kein Bewohner des Tals ist, muss er nun einen neuen Jarl bestimmen.“ Mit diesen Worten schauten Gjuki und auch alle anderen Anwesenden auf An'luin, der ziemlich schnell rot wurde. Er hatte schlicht nicht damit gerechnet, dass er darüber entscheiden sollte, wer der Nachfolger von Steinn werden sollte und fühlte sich von der ihm zugewiesenen Verantwortung überfordert. Hektisch schaute er sich im Kreis der Umstehenden um, erblickte das Gesicht von Balain, das lächelnd aber wenig hilfreich auf ihn zurück blickte. Er sah Ketill neben Cathyll stehen und hatte den Impuls ihn zum Jarl zu machen, doch dann erinnerte er sich daran, dass auch Ketill nicht hier geboren worden war, sondern an Olafs Hof aufgewachsen war. Er sah auf den großen Eirik, eine ehrfurchtserregende Figur, aber doch zu einfach, um ein kleines Volk zu führen. Einige der Menschen, die ihn voller Erwartung anblickten, kannte er nicht, aber er wusste, dass er in jedem Fall einen der Männer, die mit ihm auf Beutefahrt auf der Wolfsang gewesen waren, auswählen musste, einen Kämpfer und Krieger. Eyvind war zu alt, Syggtrygg zu still.
    Dann fiel sein Blick auf Sörun Fischauge. Sörun war zweifelsfrei hässlich. Sein vergrößertes Auge blickte ihn auf furchterregende Art und Weise an, doch An'luin hatte genug Zeit mit ihm verbracht, um zu wissen, dass er nichts Böses im Schilde führte, sondern im G egenteil, einer der wenigen Mitstreiter gewesen war, der zuerst an andere und dann an sich dachte. Er deutete mit dem Finger auf ihn und sagte mit fester Stimme: „Sörun Fischauge soll neuer Jarl des Dreischafetals sein.“
    Die Menge zeigte sich erst regungslos. Stille legte sich über die Versammlung. An'luin dachte für einen Moment, ob er einen du mmen Fehler gemacht hatte. Dann hoben die Bewohner des Tals kollektiv die Arme und brachen in Jubelschreie aus. Nur Sörun stand mit ausdrucksloser Miene da und regte sich nicht. Er schaute hinüber zu An'luin, der ein dankbares Lächeln erwartet hatte, doch Fischauges Blick schien eher zu sagen, dass er sich keineswegs über diese verantwortungsvolle Aufgabe freue. Im nächsten Moment aber veränderte sich sein Gesichtsausdruck und er lächelte alle Dreischafetäler an. Dann ging er von der gegenüberliegenden Seite des Kreises auf An'luin zu und drückte ihn, nicht ohne ihm aber ins Ohr zu flüstern: „Ich hasse dich.“ Ob das ernst gemeint war, konnte An'luin allerdings

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