Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
immer gedacht, dass ich mein Leben in den Sümpfen von Cal'l verbringen würde, aber offensichtlich hat N'tor etwas anderes mit mir vor. Ja, ich glaube es würde mich glücklich machen an einem Ort zu wohnen, wo die Menschen sind, mit denen ich mich angefreundet habe“, sagte er schlicht und doch mit einer erstaunlichen Offenheit. Cathyll legte ihren Arm auf den seinen und dankte ihm. Dann sagte sie: „Dann gib mir gleich den ersten Ratschlag, mein Freund. Wie soll ich vorgehen, wenn wir vor der Küste von Mal Kallin landen? Soll ich direkt in den Hafen fahren? Was soll ich tun?“
An'luin legte seine Stirn in Falten und Balain schien amüsiert zuz usehen, wie er seine erste Aufgabe lösen würde. Es dauerte nicht lange, bis er sagte: „In den Hafen würde ich nicht fahren. Ich vermute, dass die Einwohner noch zu gut das blauweiße Segel der Wolfsang in Erinnerung haben. Mit den anderen haben wir am Vorabend südlich von Mal Kallin angelegt. Vielleicht solltest Du Ähnliches tun und dann über Land in die Stadt reiten – so dass jeder Dich sehen kann und sich die Kunde verbreitet, dass Prinzessin Cathyll am Leben und wieder da ist.“ „Das ist eine gute Idee“, stimmte Cathyll zu, „allerdings werde ich nicht südlich landen, sondern nördlich, bei einem kleinen Ort namens Staffrae. Dort lebt ein Edelmann, der ein Freund meines Vaters war. Er war oft bei uns zu Besuch und kennt mich vielleicht noch. Er heißt Hrolf.“ Und so war es abgemacht. Cathyll hatte ihren ersten guten Ratschlag erhalten und war froh, dass bisher alles gut lief was ihre Überfahrt anging. Der Ausguck hatte im Süden keine Schiffe sichten können, es wehte ein schwacher Wind aus Norden und die Sonne schien. All ihre Sorgen schienen wie weggeblasen zu sein.
Mal Tael
36. Eine Nacht auf dem Din Saes
as Leben in einem Kloster war anders, als er es sich vorgestellt hatte. Gareth hatte sich unterordnen müssen, hatte sich gedemütigt gefühlt und hatte zu keiner Zeit seines Aufenthalts darüber bestimmen können, was er tun konnte. Und doch gab es einen Teil in ihm, der sich entspannte und der, nach den ersten reflexartigen Fluchtversuchen, nicht mehr weg wollte.
Doch ausgerechnet heute, als ihm klar geworden war, dass er die Brüder, die um ihn herum wirkten und die Lehre des Mondes in sich aufsogen, mehr schätzte und liebte als seine eigene Familie, wurde er in der Vollmondnacht hinausgeschickt in die Stadt. Er war seit 21 Wochen nicht mehr in der Stadt gewesen und als er sich aus einer Seitentür hinausschlich in die neblige Dunkelheit, schien es ihm fast, als seien die Straßen von Mal Tael anders, als die, die er gekannt hatte. Er schlich sich die schmale Gasse, die er vor einer gefühlten Ewigkeit in die andere Richtung hinab geschritten war, auf die Hauptstraße zu und die Häuser, ihre Steine, ihre Balken, jedes Detail schien anders zu sein. Er blickte hinauf und sah den Mond, der ihn anzulächeln schien, als wolle er ihn bestärken.
Er wusste genau wo er langgehen musste, kannte den Weg und doch hielt er immer wieder inne, um sich der Andersartigkeit der ihn u mgebenden Dinge klar zu werden. Etwas war in der Zwischenzeit geschehen. Hatte er sich verändert oder hatte seine gesamte Umwelt sich verändert? Die Antwort lag auf der Hand. Er war im Laufe seiner Tage im Konvent ein anderer geworden.
Gareth huschte durch die Straßen und wurde von den wenigen Me nschen, die sich nachts noch herumtrieben nicht gesehen. Er schlich an Häuserwänden vorbei. Zum ersten Mal bemerkte er die dröge Plumpheit derjenigen, die achtlos an ihm vorbeiwankten, entweder weil sie von einer Wirtschaft kamen und ihre Sinne selbst benebelt hatten oder weil sie in Eile waren, um zu dieser unseligen Zeit so bald als möglich in ihren eigenen vier Wänden zu sein. War er früher selber so unachtsam gewesen, fragte er sich.
Gareth ging durch Gassen und Straßen, bis er an den Stadtrand von Mal Tael kam, an die westliche Seite, hinter der sich ein stattlicher Wald erhob, von dem in der Dunkelheit eine wortlose Bedrohung ausging. Er wusste, dass er den Wald betreten musste, um dorthin zu gelangen, wo er laut Col die Nacht verbringen sollte. Doch anders als früher störte ihn die Nacht nicht und sie schreckte ihn auch nicht, eher kam sie ihm wie eine Verbündete vor, die sich schützend um ihn schloss und ihn vor feindlichen Blicken abschirmte. Leise und flink huschte er durchs Dickicht, passierte Bäume, die im Verlauf seines Eindringens in den Wald
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