Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Silber im Mond verstärkte sich und wurde intensiver, es schien ihn ganz auszufüllen. Ein ganz leichtes Glücksgefühl, wie ein zartes Vogelzwitschern aus weiter Ferne, bemannte sich seiner. Gareth blieb offen für den Zauber des Mondes und er merkte, dass er nun automatisch, ohne etwas gedacht zu haben, mit jedem Atemzug das Silber des Mondes in sich aufsog. Das silberne Licht war wie eine Droge, wie ein Nektar, der ihn ganz ausfüllte und leicht und unb eschwert machte. Gedanken formten sich in seinem Hinterkopf, aber nur leise und ohne sich aufzudrängen: Das ist es also was sie meinen...
Dann aber sah er, wie der Mond sich bewegte und sich eine Gestalt aus dem Rund der vollen Umrandung löste. Die Gestalt glänzte in silbernem Licht und kam auf Gareth zu. Gareth musste blinzeln, nicht aus Furcht, sondern um sicherzugehen, dass er sich all dies nicht nur einbildete. Aber die sich nähernde Gestalt war immer noch da. Als sie näherkam, sah Gareth, dass es sich bei der Gestalt um eine wunderschöne Frau mit blasser Haut und silbernem Gewand handelte. Sie war schöner als alles, was er bisher gesehen hatte und er fühlte sich völlig außerstande, sich zu bewegen. Ruhigen Schrittes trat sie aus der Tiefe des dunklen Himmels auf Gareth zu, ihr Gesicht, silbern schimmernd, mit einem süßen Lächeln. Gareth wollte etwas sagen, kam sich aber äußerst unbeholfen vor, als er merkte, dass er nicht reden, sondern nur starren konnte. Aber auch die Gestalt sagte nichts, sondern kam auf ihn zu, bis sie vor ihm stehen blieb. Gareth spürte eine ungeheure Liebe sich seiner bemächtigen – er war außerstande sich zu bewegen, da er so vollkommen beglückt war. Die silberne Frau blickte ihn an und lachte freundlich, beugte sich zu ihm herab, umarmte ihn, bis ihr Körper seinen ganz umfing und Gareth spürte, wie ihr ganzes Wesen in ihn hineinfloss. Er sah nichts mehr und spürte nichts mehr außer einem von ihm noch nie gekannten absoluten Glück.
Mal Kallin
36. Heimat
r träumte davon, einen besonders dicken Aal aus einem Schlammloch zu ziehen und ihn seiner Mutter zu präsentieren. Doch seine Mutter stand mit dem Rücken zu ihm und wollte sich nicht umdrehen. Stattdessen ging sie fort, in die Stadt. An'luin schaute sich den Aal an, der sich in wilden Zuckungen um seinen Arm schlängelte. Er konnte sich nicht von ihm befreien, obwohl er beide Arme in wilden Bewegungen von sich warf. Dann war der Aal auf einmal weg und er legte sich auf den schlammigen Boden und sog den Geruch des würzigen Lösses in sich auf.
Als er die Augen öffnete, bemerkte An'luin, dass der Geruch nicht weggegangen war, wie die Bilder aus seinem Traum. Er schaute nach oben und sah einen großen, silbernen Vollmond , der sich vom Rest des schwarzen Himmels abhob. Er schob Nieda vorsichtig von seiner Brust und stand auf, um nach vorne zu schauen. Noch war nichts sichtbar, doch er wusste, dass vor ihnen die Küste von Ankilan im Dunkeln liegen musste. Leise schlich er sich über die Schlafenden hinweg und ging zu Eyvind, der hinten am Ruder stand. Er wollte dem Skalden mitteilen, dass sie in der Nähe des Ufers waren, doch Eyvind nickte ihm nur stumm zu, wie um zu sagen, dass er Bescheid wisse. Pater Balain stand weiter hinten im Schatten und schien genau auf die Wellen zu sehen, als ob er versuche die Gegend einzuordnen. An'luin hatte bisher nur von den besonderen Navigationskünsten der Norr gehört, die in der Lage sein sollten sich ihren Weg durch die Gewässer zu bahnen, indem sie die Wellen studierten. Aber Balain war zuzutrauen, dass er auch das beherrschte.
Dann endlich sah er einen dunklen Umriss vor sich – die Küste. Eyvind winkte ihm mit der Hand zu und An'luin brauchte nicht la nge zu überlegen, um zu wissen was er tun musste. Leise schlich er von Mann zu Mann, von Frau zu Frau, damit die Besatzung wach war, wenn sie vor Ankilan lagen. Cath weckte er mit einem festen Druck auf die Schultern, sie war über einer Tonne eingeschlafen und Ketill schnarchte neben ihr. Als sie ihre Augen öffnete, dachte er daran, wie er auf der Hinfahrt neben ihr gelegen hatte. Sie lächelte ihn an und stand wortlos auf und beide gingen wieder aufs Hinterdeck.
Balain sagte: „Ich weiß nicht genau wo wir sind, aber ich vermute, wir sind irgendwo nördlich von Mal Kallin. Ich würde sagen wir legen irgendwo an und dann gehen An'luin und ich los und finden heraus wo wir sind. Wir sollten uns einen abgel egenen Ort suchen.“
Eyvind steuerte auf das
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