Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Schussgenauigkeit gelobt worden war. Sie drehte sich auf dem Pferd um und lächelte Bran an, der freundlich zurücklächelte. Sie hielt Eiswind an und stieg bedächtig vom Hengst und blickte hinter sich auf die Männer, die sie grimmig, aber nicht unfreundlich anschauten, als wollten sie sagen, dass sie bereit für einen erneuten Kampf seien. Cathyll blickte sich um und fand die Augen An’luins, den sie mit einem kurzen Nicken zu sich bat.
„Nun, mein Berater, was sollen wir tun?“
An’luin deutete auf Sigvald und Thorkel, die ihre eisenbeschlagenen Lederwämse abgelegt hatten, um wie fahrende Händler zu wirken. Sie würden in die Stadt gehen, um in den Hafenkaschemmen die Stimmung in der Stadt auszumachen. Sie lachten und versuchten die Sprache der Ankil zu imitieren - natürlich würden sie aber nicht versuchen sich als Ankil auszugeben, sondern sich als Norr zu erkennen geben. Es war nicht ungewöhnlich, dass auch Norr im Nordteil des Landes verkehrten.
Captain Wath hatte zunächst angeboten, die Stadt mit dem Rest seiner Männer zu betreten und zunächst so zu tun, als ob er seinen Auftrag ausgeführt hätte und die „unechte“ Prinzessin in Gewah rsam genommen hätte. Doch An’luin, Cathyll, Sörun und Balain waren sich einig, dass dies zu riskant sei, da Rabec wahrscheinlich von anderer Hand bereits vom Ausgang des Kampfes erfahren haben würde. So war es sicherer, die zusätzlichen Männer zusammen und bei der Thronfolgerin zu halten.
Gerade wollten die beiden Verkleideten den Weg hinab in die Stadt gehen, als man seltsame Geräusche aus der Festung hörte. Zunächst war nur ein Scheppern und Klirren z u hören, doch bald auch Rufe. Die Männer traten nach vorne, um über die Festungsmauern und in die Wohnräume der Burg zu spähen. Man sah Bewaffnete durch den Burghof laufen. Dann hörte Cath die ersten Schreie. „Sie kämpfen.“, zischte Balain.
„Gut.“, kommentierte Sörun.
Doch Cathyll zog die Stirn in Falten. „Nein, das ist nicht gut. Ich will nicht, dass Männer um meinetwillen sterben. Vor allem, wenn sie glauben, dass sie dabei das Richtige tun.“ Nun war es an Balain, die Stirn zu runzeln. Doch Cath fuhr unbeirrt fort. „Captain, begleitet mich hinab in die Festung. Ich will mich meinen Leuten zeigen, damit das Kämpfen ein Ende hat.“
Cathyll bemerkte an sich selbst eine Festigkeit und Willenskraft, dass sie in einem Moment der Einsicht erkannte, wie sehr sie g ewachsen war, gewachsen an den Enttäuschungen und Entbehrungen, die sie erlitten hatte. Niemand wagte, ihr zu widersprechen, obwohl sie doch nur ein 17-jähriges Mädchen war. Aber war sie wirklich nur noch ein Mädchen? Eben hatte eine respekteinflößende Herrscherin gesprochen. Captain Wath reagierte als erster und ordnete seine Männer in eine Formation. Sörun brüllte Befehle auf Norr, doch bevor sich die anderen versahen, war Cathyll schon den Hügel hinabgeschritten, beobachtet von einem kopfschüttelnden Balain und eilig verfolgt von ihrem Berater.
Es war ein absurder Anblick. In weißen, ehemals prachtvollen, jedoch von der Reise mitgenommenen, Gewändern stand Cathyll, Thronerbin von Marc, im Hofgarten der Festung von Mal Kallin und hob die Arme und rief: „Hört auf zu kämpfen Männer. Ich, Cathyll von Marc, befehle es euch.“ Soldaten der Stadtwache kämpften gegen die persönliche Leibgarde des Fürsten, die sich durch schwarze Rüstungen von den anderen unterschieden. Zunächst hörte keiner auf sie, den jeder war zu sehr damit beschäftigt, den anderen zu bekämpfen. Doch als die Männer von Wath hechelnd unter dem Kommando ihres Captains in den Hof gelaufen kamen, fingen die ersten an innezuhalten und die Schwerter, Hellebarden, Speere, Dolche und Piken zu senken. Es entstand ein Moment der absoluten Stille, in der nichts außer dem Wind, der durch die Eschen im Garten zog, zu hören war. Dann rief einer der Kämpfer: „Das ist die Prinzessin. Es lebe die Prinzessin.“ Immer mehr Männer stimmten in den Jubel ein und selbst die Männer der Leibgarde legten ihre Waffen hin und blickten verwirrt und verschämt auf diejenige, die sie eigentlich schützen sollten. Als Cathyll den verwirrten Ausdruck in den Gesichtern der Männer sah, wusste sie, dass sie keinen einzigen, der das Schwert gegen die Wachen erhoben hatte, bestrafen würde. Die Männer waren offensichtlich von Rabec beauftragt worden, die Festung zu verteidigen. Erneut hob sie die Stimme.
„Hört auf zu kämpfen Männer. Ich bin es,
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