Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Josuttis
Vom Netzwerk:
ihn erledigt gewesen.
    Für Cathyll war die Sache allerdings nicht erledigt, wie er voller Mitleid feststellen musste. Sie musste sich nun mit allen Hiera rchien, unausgesprochenen Absprachen und höfischen Regeln auseinandersetzen, was sie vorher tunlichst vermieden hatte. Selbst eine einfache Sache wie die Tischordnung wurde zu einem heiklen Balanceakt, bei dem Cathyll aufpassen musste, dass sie niemanden zu weit von ihr entfernt setzte, damit er sich nicht missachtet fühlte. Das Problem war nur: Der längliche Esstisch, an dem die Königin, An’luin und eben jener treue Hofdiener Hai’ll Usur saßen, um die Sitzordnung für das wöchentliche Königsmahl zu besprechen, an dem die Königin, die Adligen des Landes empfing, erstreckte sich unerbittlich den ganzen Essenssaal hinab und entfernte sich weiter und weiter vom Kopfende und gleichbedeutend von der Gunst der Herrscherin.
    An’luin beobachtete und lernte. Nichts war ihm weiter entfernt als das höfische Gebaren, doch er wollte Cathyll ein guter Berater sein und dazu gehörte auch, dass er sich zumindest oberflächlich mit den Gepflogenheiten an einem Königshof auskannte. Als er aber hinaus durch die hohen Glasfenster des Speisesaals schaute, dachte er an seine Mutter, die immer noch nichts von ihm gehört hatte und die er eigentlich schon längst besuchen wollte. Ob das Wetter unten in den Sümpfen von Cat’lan genauso schön war wie hier – sonnige Wärme die das Leben einlud?
    „Wenn ich aber Lord und Lady Caern nicht weiter nach unten se tzen kann, wie soll ich dann den fetten Harfius Beltran, der sowieso zwei Stühle braucht, in meine Nähe setzen, Hai’ll? Das ist eine mathematische Unmöglichkeit.“ Cath, das sah An’luin, hatte ihre Fassung verloren und er war froh, dass Hai’ll die Klasse besaß ruhig zu bleiben. „Ich weiß, Königin. Aber Ihr könntet Eure neuen Freunde…,“ An’luin musste fast laut auflachen, angesichts des Ekels, der aus der Betonung des Wortes „Freunde“ herauszuhören war, mit dem der Berater auf die Norr anspielte, die an Cathylls Seite sitzen sollten. Auch Cath hatte den Unterton vernommen und nun platzte es aus ihr heraus: „Usur, das ist nicht diskutabel für mich. Ich bin die Königin und mir ist es egal, ob sich ein eingebildeter Lord missachtet fühlt, wenn er nichts anderes tut, als sich an meinen Tisch zu setzen und von meinem Essen zu kosten. Er ist mir zu Treue verpflichtet. Genauso wie Ihr, von dem ich etwas mehr Mitgefühl und Verständnis erwarte. Geht aus meinen Augen. Ich habe mich festgelegt. Oben ich, dann Ketill und An’luin, dann Sörun und Balain, dann Bran und Hjete. Das steht fest.“
    Hai’ll Usur räusperte sich. Trotz des Gewitters, das gerade über ihm niedergegangen war, brachte er es fertig, erneut seine Position zu verteidigen, was An’luin zutiefst bewunderte. Sicher, Hai’ll war trocken, spröde und langweilig, aber er hatte den Willen eines Löwen. „Ihr könnt Bran nicht nach oben setzen, Cathyll, Euer treuer Gefährte ist kein Adeliger und das wissen alle bei Tisch. Von mir aus setzt Ihr alle Drakinger ans obere Tischende, aber Bran könnt Ihr nicht nach oben setzen. Und Balain hat sich für das Essen entschuldigen lassen, wahrscheinlich aus eben jenem Grund, dass er die zu erwartenden Komplikationen vermeiden wollte.“ Bestimmt legte Hai’ll seine Hände auf den Tisch und schaute mit festem Blick seine Herrscherin an. Er mochte Ende dreißig sein und hatte ein völlig unauffälliges Aussehen, war im sanften Grau der Hofdiener gekleidet und hatte ein nicht zu beanstandendes Äußeres. An’luin mochte ihn, irgendwie, wahrscheinlich weil er einen so angenehmen Kontrast zu den Erlebnissen im Dreischafetal bot. Als Cath anhob, um dem Raethgir zu widersprechen, sagte An’luin: „Er hat Recht, Cathyll. Setze uns irgendwo ans Tischende. Mir macht es nichts und den anderen noch weniger. Wir brauchen keinen Beweis deiner Gunst. Aber Du brauchst die Unterstützung Deines Adels.“ Hai’ll seufzte erleichtert. Doch Cathyll war nicht zufrieden.
    „Darum geht es nicht. Eben dieser Adel soll sehen, dass ich die Menschen, die mir gedient haben, ent lohne.“ Als Hai’ll etwas einwerfen wollte, hob Cathyll die Hand: „Ich will Sörun und Ketill an meiner Seite. Der Rest kommt ans Ende.“ Hai’ll Usur nickte. Als er die weitere Rangfolge mit Cathyll besprechen wollte, erhob sich An’luin, um zu gehen. Cathyll nickte ihm kurz lächelnd zu, wofür er dankbar war und Bewunderung

Weitere Kostenlose Bücher