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Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Josuttis
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empfand. Sie leistete Übermenschliches. Und das war der Grund, dass er nicht nach Cat’lan reiste, was ihn mindestens vier Tage kosten würde. Er würde sich nur zeitweise Trost holen. Er ging in den Gang hinaus, schritt etliche Treppen hinab und klopfte an eine Zimmertür. Als Nieda „Herein, An’luin“ sagte, lächelte er und trat ein.

44. Siegesfeier
    ielleicht war es selbstsüchtig oder einfach dumm von ihr, sich angesichts der Feierlichkeiten in Mal Kallin nicht freuen zu können. Die Burg sah mit ihren in buntes Tuch gehüllten Farben aus wie der Vogel aus dem Süden, den Cathylls Vater ihr einmal von einer Reise mitgebracht hatte. Überall wehte das Banner des goldenen Eschenholzbogens auf grünem Untergrund und die Menschen lachten, tranken Wein und Bier. Besonderen Anklang fand das Gebräu der Menschen aus dem Dreischafetal, das Met aus Bockshornklee, „Sturga“. Schon jetzt gab es Verbrüderungsszenen von Wolfingern und Ankil, die sich singend in den Armen lagen. Während Cathyll sich über die Brüstung des Balkons im Audienzzimmer lehnte, sah sie den wiedergenesenen Eiriks mit zwei Ankil-Bauern, jeden hielt er mit einem Arm an sich gedrückt, doch die beiden schienen dem Druck seiner massiven Arme gewachsen und lächelten bierselig vor sich hin, während Eirik ein Trinklied von sich gab.
    Cathyll fühlte sich schlecht, denn eigentlich müsste sie lächeln und sich an der gelungen Wiedereroberung ihrer Heimat erfreuen. W arum nur tat sie es nicht, fragte sie sich? Gleich würde sie die Treppe hinabschreiten und die Menge würde sie mit Jubelschreien begrüßen. Doch sie hatte immer die gleichen Bilder vor Augen - die Männer, die im Wald für sie gestorben waren, die Männer der Stadtwache, die im Burghof ihr Leben für sie gegeben hatten und nicht zuletzt Nod, der, vom Dolch Rabecs getroffen, vor ihr in die Knie gesunken war. Es hatte auch nichts geholfen, dass sie ihn mehr als unbedingt nötig im Krankenlager besucht hatte und sich versichert hatte, dass er wieder gesund würde. Sie hatte Eirik gesehen, der kraftlos niedergesunken war, nachdem er auf unmenschliche Weise zahlreiche Scicth niedergemäht hatte.
    Sie hatte gehofft, dass die Verurteilung Rabecs, die gleich am nächsten Tag nach dem Tag der Ankunft von statten gegangen war, ihrer Seele Frieden geben würde. Mit einer Kälte, die sie nicht von sich kannte, hatte sie ihn mit der für sie schlimmsten Strafe belegt, die sie sich vorstellen konnte. Selbst An’luin und Balain hatten ihr einen verwirrten Seitenblick zugeworfen, als sie verfügt hatte, dass Rabec als letztes lebendes Wesen in der Geschichte Ankilans in den „Topf“ geworfen werden sollte. Zunächst hatte er gelächelt, dann hatte er ungläubig die Augenbrauen gehoben und hatte, noch während er abgeführt wurde, mit den unsäglichsten Schimpfwörtern um sich geworfen. Cath hatte gelächelt, doch sie hatte die nach außen getragene Zufriedenheit zu keinem Zeitpunkt empfunden. Viel schlimmer, sie spürte, dass sie Darius Rabec bemitleidete, den Mann, der dafür gesorgt hatte, dass Dutzende von Menschen in die tiefe, ausweglose Dunkelheit gesperrt wurden.
    Die anschließende Verbannung von Tante Eleanor war an ihr fast vorbeigegangen, die peinlichen Versicherung ihrer Tante, dass alles nur zu Cathylls Bestem geschehen sei, hatte sie mit einem Kop fschütteln abgetan. Selbst mit ihrer Tante, die auf ihre eigene Art noch viel durchtriebener war als Rabec, hatte sie Mitleid. Sie konnte die Motive Eleanors erkennen: die Sehnsucht nach Anerkennung, nach Macht, die wie ein kleiner Dämon in ihr gearbeitet haben musste. Nach und nach musste sie all ihre Ideale aufgegeben haben und immer weniger Skrupel gehabt haben, um ihre Ziele zu erfüllen.
    Das Mitleid, das sie für ihre Tante und ihren ehemaligen Berater nicht aufbringen konnte, ließ sie bei ihren zwei Cousinen urteilen. Sybil würde bei ihr am Hofe bleiben. Zum einen hatte sie gegenüber ihrer Tante, die mit Cyril zu einem entfernten Verwandten nach Aquist gehen würde, eine Geisel, zum anderen wollte sie, dass es ihre junge Cousine bei ihr bleiben durfte. Sybil hatte im Gegensatz zu Cyril ein fast schwesterliches Verhältnis zu Cathyll entwickelt, während sie ihrer Schwester immer das Gefühl hatte, dass diese sie nur mit Neid bedachte.
    Cathyll seufzte und setzte sich das silberne Diadem auf, das zuletzt von ihrer Mutter getragen worden war. Sie trug außerdem das weiße Kleid der Herrscherin von Marc. Sie würde lächeln

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