Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
die Zeit die entsprechenden Worte zu finden.
„Ich will Euch nicht zur Last fallen, Cathyll von Marc. Die Wah rheit ist, dass ich hoffte hier meinen Neffen und letzten Thronerben zu finden. Ich möchte Eure Gastfreundschaft nicht übermäßig in Anspruch nehmen.“
Cath erstaunten diese Worte. Sie hatte Arla als stolze Herrscherin in Erinnerung, jetzt wirkte sie fast demütig und gebeugt.
„Bitte glaubt nicht, dass Ihr mir zur Last fallt, Königin Arla. Ich selbst habe in Euren Mauern tiefste Gastfreundschaft erfahren, auch als ich nur eine einfache Gefangene war und keine Königin. Ihr seid mir willkommen so lange ihr bleiben wollt. Es ist tatsächlich so, dass Ihr mir helfen könnt.“ Arla blickte auf: „Wie das?“ „Ich selber bin noch neu in meiner Rolle als Königin und obwohl ich einen persönlichen und einen höfischen Berater habe, habe ich doch niemanden, der mir zu verstehen hilft, wie ich meine Rolle als Frau und als Königin auszufüllen habe.“
Zum ersten Mal seit sie in Mal Kallin gelandet war, sah Cathyll so etwas wie ein Leuchten in Arlas Augen. Arla lächelte und sagte: „Seid gewiss, dass ich Euch helfen werde.“
Noch etwas anderes brannte auf Cathylls Seele, aber sie wusste nicht, wie sie es formulieren sollte. Was würde aus ihr und Ketill werden? Aus Angst, dass die andere Königin ihre Sorge in ihren Augen lesen könnte, war Cathyll aufgestanden und zum Fenster gegangen, wo sie nun stand.
Sie wusste, dass sie diese Frage nicht offen stellen konnte. Vie lleicht würde sich im Laufe der Zeit eine Gelegenheit ergeben. Im Dreischafetal war alles noch so einfach gewesen. Sie hatten sich geliebt und hatten einander erfreut. Aber seit sie auf ankilanischem Boden gelandet waren, hatte sich irgendetwas verändert. Hatte sie sich verändert oder war es Ketill? Es war fast so, als brauche sie ihn hier nicht mehr so wie auf ihrer Flucht. Und sie hatte schlicht kaum mehr Zeit für ihn. Und obwohl er es eigentlich besser wissen müsste, schien er diese Tatsache persönlich zu nehmen, so als ob sie ihn nicht mehr so wertschätzte wie früher.
Aber tat sie das auch nicht? Sie wusste, dass sie das, was sie heute Abend in seinen Augen gesehen hatte, vor ein paar Wochen noch nicht gesehen hätte, nicht einmal gesucht hätte. Aber heute hatte sie auch die freudige Erwartung in seinen Augen gesehen, als ihm klar geworden war, dass er eine Krone tragen würde. Fast wünschte sie sich, ihm klarmachen zu können, dass eine Krone eine unermessliche Belastung darstellte. Warum waren Männer nur so versessen darauf?
„Wo kann ich schlafen?“ Die Worte der anderen Königin rissen sie aus ihren Überlegungen. Die einfachsten Dinge mussten organisiert werden. Cath drehte sich um, lächelte und nahm das kleine Silbe rglöckchen, das auf einem Glastisch stand und sagte: „Hai’ll Usur wird sich darum kümmern. Ich werde Euch für heute Nacht meine persönliche Kammerzofe zur Verfügung stellen.“
Nördlich von Mal Tael
45. Kriegspläne
ie Pappeln blühten und füllten die Luft mit weißen, schneeartigen Flocken, was die Szenerie noch unwirklicher erschi enen ließ, als sie schon war. Vor ihm tat sich die äußerste Grenze von Sath auf, bald würden sie die Ödländer durchqueren und dann würden sie die Grenze von Ankilan erreichen. Wenn ihm das jemand vor noch einem halben Jahr gesagt hätte, dann hätte er diesen Menschen für verrückt erklärt. Doch er, Gareth, Hochkönig von Sath, war nicht verrückt. Das Schicksal hatte es gut mit ihm gemeint und intuitiv griff er an das Zeichen des Mondes, das um seinen Hals hing. Es war das Doppelzeichen, der Mond, der unter der Sonne stand, doch auf die neu genähten Fahnen von Sath hatte er lediglich den unteren Kreis, der den Mond symbolisierte, nähen lassen. Er wusste wem er seine neu gewonnene Stärke verdankte und er sah innerlich noch einmal das Bild der silbernen Frau, die zu ihm gekommen war. Hatte sie dafür gesorgt, dass er nun mit 5.000 Mann gegen das geschwächte Land der Ankil zog, deren neue Königin ein unerfahrenes Mädchen war? Sein Vater hatte immer mit dem Gedanken gespielt, das Nachbarland anzugreifen, doch die Gefahr einer dauerhaften Fehde und die andauernden Angriffe der Drakinger hatten ihn jedes Mal davon abgehalten. In diesem Frühjahr hatte sich noch kein einziges drakisches Schiff blicken lassen und selbst Edmund, der immer vorsichtig und besonnen agierte, hatte nichts gegen seinen Vorschlag einwenden können. Letztendlich war es
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