Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Dereks Idee gewesen, eine Idee, auf die er niemals selber gekommen wäre.
Mit selbstbewusstem Auftreten hatte der junge Adept des Mondes sich in den Kartenraum des Königshauses begeben und hatte ihm mit warmen Worten geschmeichelt – dass er der erste Adept des Mondes sei, der die übliche Zeit unterschritten habe und dass das Schicksal wohl Großes mit ihm vorhabe. Gareth konnte sich der Wärme, die diese Worte bei ihm auslösten nicht erwehren, obwohl er nicht mehr so bedürftig war, wie noch vor einem halben Jahr. Aber als Derek die Idee mit dem Überfall auf Ankilan hatte, sah Gareth die Möglichkeiten, die sich dadurch auftaten. Er würde mit einem Schlag etwas erreichen, was seinem Vater nie gelungen war. Damit würde er nicht nur sein eigenes Gefühl der Unterlegenheit ein für alle Mal abschütteln, sondern würde auch all die anderen Adligen, die ihn misstrauisch und skeptisch betrachteten von seiner Größe überzeugen. Und das war überlebensnotwendig.
Meliandra war alles andere als begeistert gewes en. Er hatte ihr den Einmarsch so verkaufen wollen, dass er die Kirche des Mondes bis in den Norden bekannt machen würde aber sie hatte ihn nur entgeistert angesehen und mit einem verbitterten Ausdruck den Kopf geschüttelt, so als hätte er etwas völlig missverstanden. Als er nachfragte, sah sie ihn an und sagte: „Glaube lässt sich nicht mit Gewalt etablieren. Rituale ja, Symbole ja, Götter ja, aber nicht der Glaube, nicht das was Du gesehen hast. Wenn Du das Land schon erobern willst, dann lass den Circulum Lunae da raus. Ich hatte gedacht, Du hättest bei uns etwas gelernt.“
Mit diesen Worten war sie aufgestanden und hinausgestürm t. Im ersten Moment war Gareth so schockiert gewesen, dass er ihr hinterherrennen wollte, doch er erinnerte sich daran, dass er der Hochkönig war und niemandem hinterherlaufen musste. Er hätte die Tatsache, dass ihn ihre Worte verletzt hatten, gerne vergessen, doch das konnte er nicht. Aber was wusste sie schon vom Regieren?
Und Derek hatte ihn bestätigt. Selber ein Adept des Mondes sagte er, dass es innerhalb der Kirche verschiedene Strömungen gäbe, manche, die glaubten es sei besser im kleinen zu operieren und die Lehre rein zu halten, aber auch manche, die sagten, dass man die Lehre so schnell wie möglich so vielen Menschen wie möglich z ugänglich machen sollte, um endlich die Vormachtstellung der Kirche der Sonne zu brechen. Es gäbe in Athin’stan genügend Legaten, Commolitonen und Magister, die einer schnellen Verbreitung nicht abgeneigt wären, nur der Präfekt selber, Haliamus, sei gegen eine aggressive Verbreitung, doch die Zeichen stehen auf Wandel. Und so konnte Gareth nicht nur einen Aufstieg seiner politischen Zukunft sehen, sondern auch seinem neuen Glauben dienen. Er würde in jedes Dorf, das eine Kirche der Sonne hatte, auch eine Kirche des Mondes bauen lassen. Dies war nur eine seiner Ideen und er wusste, dass sie eigentlich von Al’una kam und nicht von ihm.
Edmund ritt neben ihn und riss ihn aus seinen Gedanken. „Hinter dem Hügel, gibt es eine Senke, die sich für ein Lager eignen würde, Herr.“ Gareth war froh, dass er Edmund an seiner Seite hatte, denn er hatte den Vorzug, dass er alles wusste, was man wissen musste und dennoch ein demütiger Diener seines Königs war. Er lächelte Edmund an: „Dann sollten wir hier ein Lager aufschlagen.“
Mal Tael
47. Schlechte Nachrichten künden Unheil
n’luin war es gewohnt lange zu warten und zu b eobachten. Er nahm alles in sich auf, was im Königshause vor sich ging, teils mit Interesse, teils mit Verwunderung, teils mit echter Neugier und teils mit Abneigung. Was er sehen wollte waren weniger Bräuche oder Gewohnheiten, die er aus seinem Leben im Sumpf nicht kannte, sondern kleine Verhaltensweisen, Gesten, Blicke, Andeutungen, die etwas über denjenigen verrieten, der eine scheinbar unsichtbare Bewegung gemacht hatte. So hatte er zum Beispiel die Blicke von Cyril beobachtet, die sie zum Teil ihm zuwarf, aber zum größeren Teil Ketill, der selbstbewusst und ohne Scheu zurückstarrte. Es waren nur kurze Blicke, aber An’luin verrieten sie mehr als er wissen wollte. Sie verrieten etwas über Cyril, die eine Absicht hinter ihrem Blick versteckte, die An’luin noch nicht genau einordnen konnte, die ihm aber ein ungutes Gefühl bereitete. Und von Tallhan von den Laauri hatte er gelernt seinen Gefühlen zu vertrauen. Wie erwachsen wäre Sybil im Land der Laauri wohl? Sie wirkte wie ein
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