Das sag ich dir
ihr zwei mal füreinander entflammt?«
»Ich habe seine Schwester vorgezogen.«
»Er hat dich vorgezogen«, murmelte Miriam.
»Und das tut er immer noch«, sagte Henry kichernd.
Ich fragte Miriam nach George Cage. Ich hatte zwar von ihm gehört, doch er war zu einem Zeitpunkt berühmt geworden, als ich das Interesse an Pop verloren und stattdessen lieber den chaotischen, elektronischen Miles der mittleren Phase gehört hatte.
»Er ist ständig mit seinem Freund in den Zeitschriften. Woher kennst du ihn?«, fragte sie.
»Seine Familie hat ganz in unserer Nähe gewohnt, Miriam, in Bickley. Weißt du nicht mehr, dass ich mit seiner Schwester, Ajita, zusammen war?«
»Ja, natürlich«, sagte sie. »Mir war klar, dass ich ihm schon einmal begegnet bin.«
»Das glaube ich kaum«, erwiderte ich und erinnerte mich an meine damaligen zwiespältigen Gefühle.
»O doch, ich erinnere mich an ihn - unterbewusst«, sagte sie dickköpfig. »Da vertraue ich meiner Intuition.«
»Hast du dich wirklich gefreut, ihn wiederzusehen?«, wollte Henry wissen. »Ihr habt beide ausgesehen, als hätte ihr einen Backstein an den Kopf bekommen.«
»Wenn er mich bittet, werde ich mich noch einmal mit ihm treffen. Kommt ihr mit?«
Miriam drehte sich nach mir um und zeigte mit dem Finger auf mich. »Habe ich dir nicht den guten Rat gegeben, Bruder, nach diesem indischen Mädchen zu suchen?«
»Ja, aber ich habe ihn nicht befolgt.«
»Irgendwo hat sie das gemerkt. Sie hat dich gehört. Halt die Augen offen - eine Liebe aus ural ten Zeiten kommt deines Weges.«
»Vielleicht ist das wahr«, sagte Henry.
Während Henry und Miriam auf der Rückbank knutschten und Miriam sagte, was für ein toller Abend es gewesen sei, dachte ich an Mustaq. Wie eigentümlich, dass ich ihm nicht nur ausgerechnet bei Jagger, sondern außerdem in seiner neuen Inkarnation wiederbegegnet war.
Und noch während ich mich fragte, was er von mir wollte und welchen Faden ich da wieder aufnahm, wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg war.
NEUNZEHN
Ich bezweifelte allerdings, noch einmal etwas von George Cage zu hören. Wahrscheinlich bestand sein Leben genau wie das anderer Berühmtheiten in erster Linie darin, sich die Leute vom Leib zu halten. Doch mir waren noch mehr Fragen durch den Kopf gegangen. Wollte Ajita mich wiedersehen? Und ich? Wollte ich sie wiedersehen?
Ein Woche später ließ mich George Cage durch seinen Sekretär telefonisch zu einem Umtrunk einladen. Obwohl es kein Tête-à-tête sein würde, ahnte ich, dass er noch einmal über seine Vergangenheit reden wollte. Ich hätte mich weigern können, Mustaq zu besuchen - wie ich ihn weiter nannte -, doch ich hatte an seinen Vater denken müssen,
dessen Gesicht mir kürzlich mehrmals im Traum erschienen war. Der Tote nennt nicht nur den Namen seines Mörders, sondern flüstert diesen bis in alle Ewigkeit vor sich hin, um endlich gehört zu werden.
Außerdem war Ajita, anders als ich geglaubt hatte, nicht ganz aus meinem Leben verschwunden. Sie existierte außerhalb meiner Vorstellung und führte ein Leben in der Realität. Sie war es, mit der ich unbedingt Verbindung aufnehmen wollte. Und wieder empfand ich dies als dringend. Ihr Bruder musste mir helfen. Vielleicht konnte man die Sache irgendwie zu einem Ende führen.
Ich nahm die Einladung an, fragte aber, ob ich einen Freund mitbringen dürfe. Ich besuche gern Orte, die mir fremd sind, vorausgesetzt, Henry begleitet mich dorthin.
George Cages Haus in Soho war hoch und schmal. Es stand in einer Gasse, die von der Wardour Street abzweigte, und war zwischen einem Filmeutting-Studio und einem Bordell eingezwängt, das russische, fernöstliche und farbige Frauen feilbot. »Heutzutage sind sogar die Puffs multikulturell«, bemerkte Henry.
Trotz der Lage herrschte in Georges Haus eine so luxuriöse Stille, als wäre es schalldicht. Die Ausstattung war in Weiß gehalten, und orientalische Diener boten auf Tabletts Drinks und Sushi an. Teure Hunde beschnüffelten den Schritt der Gäste, an den Wänden hingen hochwertige Drucke. Mit Ringen behängte Schwuchteln aus dem East End mischten sich mit jungen Männern aus der Oberschicht, alle in unbezahlbaren Anzügen, mit Popstars, Malern und Wissenschaftlern, die sich mit der Labour Party befassten. Zu meiner Überraschung waren sogar einige schwarze Fußballer aus der ersten Liga da - einer im weißen Pelzmantel -, die für mehr Aufregung sorgten als die Popstars.
George Cage stellte Henry und mir
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