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Das Sakrament

Das Sakrament

Titel: Das Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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Männer Gottes, nicht viel anders als Ihr. Mann für Mann können sie es mit Euch aufnehmen.« Er ignorierte ein verächtlichesSchnauben. »Aber sie sind leicht bewaffnet, und Mustafa wird ihr Leben nicht schonen. Das ist seine Schwäche. Es ist ein Isfendiyaro 5 lu , ein Nachfahre von Ben Welid, dem Bannerträger des Propheten. Er kennt keine Furcht. Er wird gefürchtet. Er ist Meister in allen Kriegskünsten, ganz besonders in Belagerungen, aber er kennt kein Maß. Er ist eitel und stolz. Brecht seinen Stolz! Geht sparsam mit Euren Männern um!« Er schaute zu La Valette. Es gehörte sich nicht, den Großmeister zu kritisieren, aber wenn er nicht seine Meinung sagen durfte, dann war er für sie von geringem Nutzen. »Der gestrige Ausfall aus dem Tor der Provence war eine verschwenderische, überstürzte –«
    »Wir haben zehn von ihnen für jeden einzelnen von uns hingemetzelt«, warf Zanoguerra ein.
    »Ihr könnt es Euch nicht leisten, für zehn von ihren Männern einen von Euren zu verlieren«, entgegnete Tannhäuser. »Mustafa kann es sich leisten. Prahlerei wird Euren Untergang besiegeln. Überlaßt die kühnen Gesten den Janitscharen. Obwohl sie ganz besondere Männer sind, sind sie doch auch nur Menschen. Sie werden es müde werden, in der Schlacht aufgerieben zu werden. Sie werden des schlechten Essens, des schmutzigen Wassers und der mörderischen Hitze überdrüssig werden. Höhlt ihren Glauben an Allahs Gunst aus! Untergrabt Mustafas Stolz!« Er blickte zu La Valette. »Aber wenn Ihr das Herz der Türken brechen wollt, dann müßt Ihr Euer eigenes Herz über alle Maßen verhärten.«
    La Valette sagte: »Ihr werdet es mir nicht verübeln, wenn ich sage, Ihr denkt wie ein Türke.«
    »Im Gegenteil«, erwiderte Tannhäuser. »Sie betrachten Euch als niedere Barbaren.«
    Zur Überraschung aller versammelten Ritter lachte La Valette lauthals auf, als hätte man ihm nicht mehr schmeicheln können. In diesem Augenblick fiel Nicodemus in Ohnmacht, genau vor dem Kruzifix, das an der Wand hing und auf das er eine Weile gestarrt hatte.
    Tannhäuser eilte mit großen Schritten zu dem jungen Makedonierhin und drehte ihn auf den Rücken. Nicht selten hatten die Steine der Unsterblichkeit ihrem Namen alle Ehre gemacht. Manch einer wachte aus diesem unendlichen Traum nie wieder auf. Nicodemus aber atmete regelmäßig, und auf seinen Lippen lag ein Lächeln. Wenn er das nächste Mal diese Steine anfertigte, beschloß Tannhäuser, würde er weniger Opium verwenden. Die Ritter, die sich ebenfalls um ihn versammelt hatten und die von der Betäubung des jungen Mannes nichts wußten, deuteten diesen Zusammenbruch als eine Art religiösen Wahn. Tannhäuser klärte sie nicht über ihren Irrtum auf. Mit Le Mas’ Hilfe hob er sich den Jüngling auf die Schulter.
    »Wir reden wieder miteinander«, sagte La Valette.
    Tannhäuser taumelte davon, denn der Makedonier war kein Fliegengewicht, und trug ihn in die Herberge. Einige wenige Backenstreiche weckten Nicodemus am nächsten Morgen auf, und so wurde der junge Mann, der immer noch in höchster Verzückung war, in San Lorenzo getauft und auf ewig vom Makel des Islam reingewaschen.
    Tannhäuser, der noch in seiner Wanne saß, bemerkte nun Holzrauch und den Duft von Kaffee, der durch die offene Tür drang. Im Basar hatte er sich einen Kaffeetopf aus Kupfer mitgenommen, einige zarte Täßchen aus Izmit – türkis mit einem goldenen Rand – und zwei Sack geröstete Kaffeebohnen. Nicodemus wußte, wie man sie richtig zubereitete. Der Makedonier, der Tannhäuser mit der Ehrfurcht behandelte, die einem Magier zugestanden hätte, wohnte inzwischen in der Herberge von England. Da sich zu Tannhäusers Enttäuschung keine der beiden Frauen sonderlich für kulinarische Künste interessierte, hatte nun Nicodemus die Ehre, Tannhäusers Frühstück zuzubereiten.
    Tannhäuser kletterte erfrischt aus der Wanne und ließ seine Haut an der Luft trocknen, ehe er sich ankleidete. Während er Schafsnieren, Ziegenkäse und geröstetes Brot aß, bedachte er das Rätsel, das Carlas Sohn noch immer bot. Nun waren sie schon beinahe drei Wochen auf der Insel, und wenn der Junge noch hierlebte, hatten sie ihn nicht gefunden. Sie kannten nicht einmal seinen Namen. Die Taufregister der Kirchen von Birgu hatten nichts ergeben, obwohl die Priester von zwölf Inselkirchen außerhalb von Birgu auf der Flucht vor den Türken ihre Kirchenbücher mitgebracht hatten. Während seiner Ausflüge in die Gebiete jenseits

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