Das Sakrament
wären sie Wahnsinnige. Sie waren kaum mehr als Jungen, aber selbst wenn er sich zu Mitleid bewegt gefühlt hätte, so konnte er es doch nicht zulassen, daß sieihn an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit wiedererkennen würden. Er fällte den ersten mit einem einzigen Schwertstreich nieder, während der nach Buraqs Zügel griff, so daß sein Blut auf die Brust des Tieres spritzte und es erschreckt auf die Seite trat. Dem zweiten hackte er den Schädel auf, nachdem er seinen Kameraden im Stich gelassen hatte und wie ein gejagtes Wild davongerannt war. Weiter vorn waren De Lugnys Männer bis zu den sieben über der Bucht aufgestellten bronzenen Belagerungskanonen durch das Lager gesprengt und machten nun kehrt. Tannhäuser zügelte Buraq und wischte das Blut von der Schwertklinge. Er beobachtete, wie die blutige Unternehmung der Ritter ihrem Ende entgegenging.
Von den siebzig Artilleriesoldaten und Gemeinen lagen die meisten tot oder schwer verwundet am Boden. Die übrigen versuchten zu fliehen, riefen Allah an oder folgten dem Kommando ihres Befehlshabers, der mit einer roten Halbmondfahne neben seinem safrangelben Zelt stand. Alle ereilte das gleiche Schicksal. De Lugnys Ritter durchkämmten das Lager im Trab und machten die Moslems bis auf den letzten Mann nieder. Der Befehlshaber des Lagers und seine Wache wurden auf Lanzen gespießt wie eine Herde Schweine. Als die türkische Standarte im Triumph geschwenkt wurde, stiegen einige Ritter vom Pferd, um in den traurigen Überresten nach Beute zu suchen.
Tannhäuser drängte Buraq ins Gewühl. Er beugte sich über den Nacken des Pferdes, um ein Gazel zu murmeln, denn das sanftmütige Tier war den Gestank, der auf jede Schlacht folgte, nicht gewohnt. Als sie auf das safrangelbe Zelt zuhielten, verstummten die Gebete der Verwundeten, bis nur noch die Laute des Sieges zu vernehmen waren. Die Ritter riefen Lobpreisungen der Heiligen und zerschmetterten die Fässer mit Trinkwasser. Am Ufer der Bucht machten sich diejenigen, die man beauftragt hatte, die Geschützplattformen zu zertrümmern und Dorne in die Zündlöcher der Kanonen zu treiben, voller Begeisterung an die Arbeit. Andere rollten Fässer voller Schießpulver, die überall in großer Zahl aufgestapelt waren, ins flache Wasser, wo sie sie mit ihren Äxtenaufschlugen und den Inhalt ins Meer schütteten. Mehlsäcke und anderer Proviant folgten ihnen nach, bis das Ufer aussah wie nach einem Schiffbruch auf hoher See.
An manchen Stellen war der Boden sumpfig vor Blut. Tannhäuser machte einen großen Bogen um solche Stellen, als er auf den Chevalier de Lugny zuritt. Er bemerkte eine neun Handbreit lange Muskete am Boden. Die Lunte rauchte noch. Der Schaft war unter der Leiche des Besitzers eingeklemmt. Der schwarzblaue Schimmer des Damaszener Laufes, der tief aus dem Inneren des Metalls zu kommen schien, und die in Silberdraht gearbeiteten Arabesken, mit denen das Ebenholz eingelegt war, verrieten die Hand eines meisterlichen Waffenschmiedes. Tannhäuser merkte sich die Stelle und ritt zu De Lugny, der zu Pferd saß und Escobar de Corro seine Befehle gab. De Corro stellte eine Frage, die Tannhäuser nicht verstand.
»Brecht nach Birgu auf«, sagte De Lugny, »und nehmt das hier mit.« Er reichte de Corro die erbeutete Halbmondstandarte. »Das wird ihre Lebensgeister wecken.«
De Lugny wandte sich zu Tannhäuser und nickte.
»Eines guten Morgens Arbeit, Hauptmann Tannhäuser«, sagte er. »Das Angelus ist noch nicht geläutet, und kein einziger Mann ist verloren oder verwundet. Meine Komplimente im Namen von Marschall Copier.«
»Laßt Euch nicht zu viel Zeit«, erwiderte Tannhäuser. »Wenn die Batterie das Feuer nicht eröffnet, begreift Torghoud sofort, was geschehen ist, und schickt Spahis aus, weil er hofft, einen Überfall aus dem Hinterhalt machen zu können.«
»Das soll er ruhig versuchen«, prahlte Escobar de Corro.
Tannhäuser warf ihm einen knappen Blick zu, behielt aber seine Meinung für sich. »Wenn Ihr erlaubt, gehe ich jetzt.«
De Lugny erhob zum Gruß sein blutrotes glänzendes Schwert. »Mit Gottes Segen.«
Tannhäuser ritt einige Schritte zurück, hielt an, stieg vom Pferd und hob die Damaszener-Muskete auf, die bei näherer Betrachtung noch feiner gearbeitet war, als er angenommen hatte. Ernahm dem Leichnam auch noch einen Beutel mit Kugeln und eine Pulverflasche ab. Der tote Mann war jung und hatte wunderschöne Züge. Eine Lanze hatte sich unter seinem Schädel durch den Hals
Weitere Kostenlose Bücher