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Das Sakrament

Das Sakrament

Titel: Das Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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waren. Doch er verspürte nur Freude. Er schob seine rechte Hand durch die Seitenöffnung des Waffenrocks und packte sie bei der Taille.
    Ihre Haut fühlte sich kühl und glatt an. Mit der Linken strich er ihr die feuchten Locken aus dem Gesicht. Dann fuhr er über ihren Kopf. Heftige, beinahe schmerzliche Gefühle stiegen in ihm auf. Sie war gar nicht auf ihn angewiesen. Sie war wie ein Engelhergekommen, um ihm die Kraft zum Durchhalten zu geben. Ihre Berührung – ihre bloße Existenz – war so zart, so unendlich anders als alles ringsum, daß seine Sinne überwältigt waren, daß seine Beine unter ihm nachgaben und er einen Augenblick lang glaubte fallen zu müssen. Amparo warf ihm die Arme um den Hals.
    »Lehn dich an mich«, sagte sie.
    Er zog sie näher an sich. »Amparo.«
    Ihr Mund öffnete sich leicht, und Mattias küßte sie und drückte sie noch heftiger an sich. Er spürte, wie sich ihre Finger in sein Hemd krallten, und er merkte, daß sein Bart an ihrer Haut kratzte. Seine Hand lag auf ihrem Rücken, und sein Glied drängte sich hart gegen ihren Bauch. Sie hob ein Knie und schlang ihr Bein um seinen Oberschenkel, schob sich mit aufrichtiger Leidenschaft gegen ihn.
    Er löste die Lippen von ihrem Mund und schaute sie wieder an. Sie war wahrhaftig makellos. Er ließ seine Hände über ihre Brüste gleiten, spürte die Feuchtigkeit, die sich darunter gesammelt hatte, und seine Erinnerung an die Herrlichkeit dieser Brüste wurde von der Schönheit in den Schatten gestellt, die sie nun verkörperten. Liebe und Verlangen überwältigten ihn. Er zog ihr den roten Waffenrock über den Kopf, leckte über ihre Brüste und streichelte ihre Scham, bis sie sich zitternd an ihn klammerte und in höchster Verzückung in sein Ohr schrie. Er drehte sie um. Glasig und verzückt rollten ihre Augen. Er legte sie über den kalten Stahl des Ambosses. Er knöpfte seine Hose auf und befreite sich. Er beugte die Knie, um von hinten in sie einzudringen. Ihre Füße verloren ihren Halt am Boden, und sie schrie zu Gott und zuckte bei jedem langsamen Stoß mit zurückgeworfenem Kopf und bebenden Lidern.
    Wenig später sanken sie kraftlos auf den Waffenrock, der auf dem Boden lag. Tannhäuser hielt Amparo in den Armen und streichelte ihr über das Haar, während ihr Leib noch von Schluchzern geschüttelt wurde.
    Er fragte sie nicht, warum sie weinte, denn er bezweifelte, daß sie selbst die Antwort kannte. Als sie sich wieder beruhigte, stander auf und schürte die Esse, bis sie hell loderte, zog all seine Kleider aus und liebte sie noch einmal auf dem purpurroten Waffenrock. Sie gab sich ihm hin wie ein rätselhaftes, ungezähmtes Wesen. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Die Worte der Menschen hatten ja die Hölle des Wahnsinns ringsum geschaffen. Worte, die man den Göttern im Munde herumgedreht hatte. Hier wären alle Worte nur Lügen gewesen. Sie brauchten sie nicht. Statt dessen belustigten sie sich mit kleinen, närrischen Neckereien. Sie lachten und berührten einander mit der verwunderten Begeisterung einfältiger Toren. Tannhäuser röstete Brotkanten mit Zucker auf den Kohlen, und sie bereiteten sich in einem alten Helm Tee und tranken ihn. Amparo erkundete die Tätowierungen auf seinen Armen und Beinen mit ihren Lippen. Das Rad mit den acht Speichen, das Zulfikar -Schwert, die Mondsicheln und geheiligten Verse. Sie sang ihm ein Lied in ihrer Sprache, dessen Worte er nicht verstand, dessen Gefühle er aber begriff. Sie liebten sich noch einmal, und danach lagen sie erschöpft auf dem Strohsack und schauten zu, wie der rote Schein der Kohlen verglühte.
    Schließlich bemerkte Tannhäuser, daß Menschen sich auf dem Hof bewegten, und ging nackt zur Tür, um nach draußen zu spähen. Mönche in Rüstungen liefen zu ihren frühmorgendlichen Gebeten über den Festungsplatz in Richtung Kapelle. Kaum einer hinkte nicht, und viele mußten sich auf Pikenschäfte oder Kameraden stützen. Die Nacht war beinahe vorüber, und schon bald würde ihr Zauber vergehen.
    Tannhäuser eilte zurück zur Esse, zog sich an und hüllte Amparo in den Waffenrock. Er nahm sie in seine Arme, und sie legte ihm die Hände um das Gesicht. Er trug sie hinaus unter die Sterne und über das öde daliegende Land. Während er dahinschritt, hatte er das Gefühl, eine andere Welt in Armen zu halten, eine Welt, in der die Gewalt keinen Platz hatte und alle Lebewesen freundlich waren, und ihm schien, daß sie kaum mehr wog als eine Brise. Er brachte Amparo

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