Das Sakrament
dem Tode nah und vom Wundfieber sehr geschwächt«, fuhr Tannhäuser fort, der hoffte, daß er einen Ton stoischer Würde angeschlagen hatte.
Er wartete darauf, daß Cakie auch diese Worte verkünden würde, doch der alte maltesische Schmuggler lächelte nur, nickte und sagte kein Wort. Die Kinder starrten Tannhäuser fasziniert aus ihren großen braunen Augen an, als sei er ein freundlicher Riese, der gekommen war, um ihre Leiden zu lindern.
»Also«, fuhr Tannhäuser fort, »bin ich heute hierhergekommen, um Euch für diese Freundlichkeit zu danken und Euch einige kleine Zeichen meiner Dankbarkeit zu überreichen.«
Er beugte sich herunter, nahm den Korb voller Köstlichkeiten auf und überreichte ihn, zu Bors’ Verblüffung, der jungen Frau. Sie zögerte und schaute zu Cakie. Der Alte nickte, und sie nahm das Geschenk mit einer reizenden Verbeugung an. Tannhäuser schaute zu Bors, dessen Fröhlichkeit verflogen war, und hieb ihm nun seinerseits fröhlich auf den Rücken.
»Komm schon, Bors, die Ritter geben diesen Leuten Schiffszwieback und gesalzenen Fisch zu essen. Klirrt da nicht etwas in deinem Sack? Gib ihn den Leuten!«
Mit einem grimmigen Blick auf Tannhäuser und einer Verneigung zu der jungen Frau tat Bors wie geheißen. Cakie schaute zu Tannhäuser. Er war zu hartgesotten, um gerührt zu sein, und zu erfahren, um nicht zu wissen, daß dieser Besuch auch weitaus weniger herzlich hätte verlaufen können. Er neigte nur den Kopf und teilte ihnen auf diese Weise mit, daß die Botschaft trotzdem angekommen war. Er setzte den Sack ab, in dem es tatsächlich klirrte.
»Jetzt haben wir noch eilige Geschäfte zu erledigen«, sagte Tannhäuser. Er verneigte sich vor dem hübschen Mädchen. »Mit Eurer Erlaubnis entschuldigen wir uns jetzt.«
»Bleibt noch«, sagte Cakie. »Wir feiern ein Fest, und Ihr sollt daran teilnehmen.«
Tannhäuser blickte ihm in die Augen und begriff, daß sie nun einen Pakt unter Dieben geschmiedet hatten. Derlei Bündnisse waren kostbarer als Gold. Oder Opium.
»Wir trinken gern einen Branntwein auf Eure Gesundheit und erfreuen uns an Eurer Gesellschaft«, sagte Tannhäuser. »Ich muß Euch allerdings warnen: Wenn Bors an einem Fest teilnimmt, bleibt für die anderen nur noch recht wenig übrig.«
Cakie lachte. Bors schaute grimmig drein. Tannhäuser deutete auf die Kinder, die dieser Unterhaltung mit Erstaunen gefolgt waren.
»Würdet Ihr bitte, Bors zuliebe, übersetzen?«
In so schrecklichen Zeiten waren all die kleinen Bequemlichkeiten sehr viel wertvoller geworden. Deswegen hatte Tannhäuser seine Gewohnheit der morgendlichen Bäder in der großen Wanne hinter der Herberge wieder aufgenommen. Während seiner Abwesenheit war dieser Zuber unberührt geblieben. Diese Nachricht war ihm willkommen, verbarg die Wanne doch seinen Opiumschatz. Einen ganzen Tag brauchte es, die Wanne zu säubern und zu füllen. Er zog zwei Sklaven von den Ausbesserungsarbeiten an der Mauer ab. Die beiden waren froh, einen so großzügigen Herrn zu haben, der sie mit gutem Essen versorgte und ihnen erlaubte, Pausen zum Beten einzulegen. Sie weinten, küßten ihm die Füßeund umklammerten seine Knie, als er sie wieder zurückschickte, und Tannhäuser verspürte darüber ein größeres Schuldgefühl als über die Untaten, die er in letzter Zeit begangen hatte.
Tannhäuser zog die Plane herunter, die nun die Wanne schützte, legte seine Kleider ab und sank in die frische Kühle des Wassers.
Er döste, die Arme vor der Brust verschränkt, den Kopf an den Wannenrand gelegt, als ihm jemand Wasser ins Gesicht spritzte. Er schlug die Augen auf und sah Amparo, die zu ihm in die Wanne kletterte.
Ihre Brüste waren schon halb unter Wasser verschwunden, ehe er sie recht betrachten konnte. Die Wanne war nicht so groß, daß er jeder Berührung hätte ausweichen können, selbst wenn er gewollt hätte. Ihre glatten Beine wanden sich sogleich um seine Oberschenkel, und ihr Hintern schmiegte sich in seinen Schoß. Sofort regte sich sein Glied in einer Weise, die keine Macht der Erde hätte verhindern können. Amparo schien diese Reaktion nicht zu beunruhigen.
»Hat Bors dich dazu angestiftet?« fragte er.
»Bors?« erwiderte sie, unschuldig wie ein Frühlingstag.
Tannhäuser schüttelte den Kopf, und sie legte ihm die Hände auf die Schultern und wippte ungeduldig hin und her. Er packte sie um die Taille. Seiner Erfahrung nach besaßen Frauen erhebliches Geschick darin, sich einer Vereinigung zu entziehen,
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