Das Sakrament
hinterlassen. Tannhäuser überlegte, wer sich ihm hier entgegenstellen könnte: die beiden Helfershelfer aus Messina, Tasso und Ponti. Der Spanier Remigio. Erfahrene Kämpfer, aber sie erwarteten ihn nicht. Er zog sein Schwert mit dem Wolfswappen und den Dolch mit der Teufelsklinge, rechte Hand, linke Hand. Er ging die Treppe hinauf. Die Doppeltür des Eingangs stand weit offen. Eine Art Schiffslaterne hing an einer Kette von der Decke der Eingangshalle. In ihrem Lichtschein sah er niemanden. Er hatte Wachen erwartet, irgend jemanden, der das Signal für Amparos Ermordung geben sollte, wenn das nötig würde. Daß er niemanden vorfand, verstörte ihn. Er ging weiter ins Gebäude hinein.
Zu beiden Seiten erstreckten sich Flure. Eine Treppe führte geradeaus in die Dunkelheit. Eine Suche würde mehr Zeit kosten, als er noch hatte. Er beschloß, die Ratten direkt aus ihrem Nest zu locken. Er verstellte die Stimme, daß sie eine Oktave höher erklang, und schrie wie in Verzweiflung.
»Der Großmeister ist tot!«
Er wartete. Momente später hörte er rasche Schritte aus dem Flur zu seiner Linken. Er verbarg sich am Eingang des Korridors. Dann vernahm er ein undeutliches Gespräch. Ein Lachen. Remigio tauchte aus dem Gang auf. Hinter ihm kamen nebeneinander Tasso und Ponti. Nur Ponti trug einen Harnisch. Ihre Schwerter steckten in der Scheide. Remigio kaute, und Tasso hatte eine Serviette umgebunden, als hätte er sie beim Frühstücken gestört.
Tannhäuser rammte Remigio zwölf Zoll Passauer Stahl in den Bauch und drehte den Griff noch um. Remigios Hände wollten zur Klinge fahren. Tannhäuser schlitzte ihm mit dem Dolch tief in die Kehle und trat dann rasch zur Seite, als er hinfiel. Er zielte einen Hieb auf Tassos Gesicht, und sein Schwert schnitt mühelosdurch dessen Unterarm, den er schützend erhoben hatte. Die Schwertspitze brach ihm alle Knochen. Rasch zerrte Tannhäuser seine Waffe wieder heraus, sprang noch näher und rammte Tasso obendrein noch den Dolch in den Unterleib. Dann trat er zurück.
Ponti hatte sich zurückgezogen, um sein Schwert aus der Scheide zu ziehen, und stürzte sich nun in den Kampf, nachdem Tasso gefallen war. Tannhäuser parierte Hiebe, kühne und wilde Attacken, die auf seinen Kopf und seine Arme zielten. Er wich ein wenig zurück bis zur Mitte des Ganges, um Tasso außer Reichweite zu wissen, und ließ Ponti auf sich zustürmen. Dann öffnete er Pontis Deckung weit, ihre Schwerter verhakten sich. Tannhäuser machte einen gewaltigen Schritt vor und stemmte sich gegen Ponti, daß ihre Brustplatten zusammenkrachten. Die Schwerter hielten sie beide noch in die Höhe gestreckt. Tannhäuser gewann dank seines Gewichtes die Oberhand, und Ponti rang nach Atem, packte mit der Linken nach Tannhäusers Gurgel. Tannhäuser rammte ihm den Kopf gegen die Nase und versuchte seinen Dolch durch das Armloch in Pontis Harnisch zu stoßen, doch sein Kontrahent drückte mit aller Gewalt gegen seinen Ellbogen und zwang den Dolch zur Seite, mußte nun aber den Griff um Tannhäusers Hals lockern. Dann hieb Tannhäuser den Dolch durch Pontis Hand und ritzte noch seinen eigenen Oberschenkel auf, als der Gegner zurückfuhr. Tannhäuser schob sein Bein zwischen Pontis Knie, hakte die Wade um dessen Unterschenkel und stieß ihn fest vor die Brust. Ponti taumelte, mit dem Schwert fuchtelnd, nach hinten. Nun kam auch Tasso wieder herbeigestürzt. Als Ponti krachend zu Boden ging, stieß Tannhäuser ihm den Stahl in die Leiste, und Ponti rollte herum, so daß Tannhäuser ihn noch einmal von hinten am Knie erwischte, aber ohne ihm einen tödlichen Hieb versetzen zu können. Er wehrte Tassos Angriff mit einem Schwertstreich und einer Drehung ab und zog sich zurück, brachte Ponti dabei noch einmal einen tiefen Schnitt in den Ellbogen seines Schwertarms bei, als er sich gerade wieder auf die Knie ziehen wollte. Dann hatte Tannhäuser mit zwei, dreiSchritten den Gang durchmessen und drehte sich schwer atmend um.
Tannhäuser starrte die Italiener an, als sie alle drei wieder zu Atem zu kommen versuchten. Er steckte den Dolch in die Scheide, zog mit der Linken die Pistole und spannte den Hahn. Er hatte einen Schuß vermeiden wollen, denn der Lärm konnte andere aufmerksam machen und Amparo in Gefahr bringen. Ponti schwankte. Sein rechter Arm war gebrochen, so daß er das Schwert nun in der Linken hielt. In seinen Augen stand ungezügelte Wut. Tasso war noch mehr von Sinnen. Er starrte auf den dunklen Fleck, der sich
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