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Das Sakrament

Das Sakrament

Titel: Das Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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Taten auf die Stufe seines Feindes herab. Tannhäuser hielt nichts von dieser Philosophie. Wieder bohrte er den Speer tiefer und spürte, wie der Schmerz die Kehle zuschnürte, die er noch mit der anderen Hand umfaßt hielt. Der elende Priester verdrehte die Augen und keuchte um sein Leben. Tannhäuser wurde durch einen Schmerzenslaut vom Sessel abgelenkt. Er drehte sich um.
    Er schaute Sabato Svi an und sah die Furcht in dessen Augen. Er bemerkte, daß sich ein tödlicher Schrecken über den ganzen Raum gebreitet hatte und daß dieser Schrecken nun von ihm allein ausging. Er zerrte dem Priester den Speer aus dem Fuß und beförderte den kreischenden Mann unsanft quer durch die Schankstube. Gonzága glitt auf seinen eigenen blutigen Fußspuren aus und fiel zu Füßen des Hauptmanns auf den Boden. Tannhäuser legte den Speer auf den Tisch und blickte zu Bors.
    Der Engländer lachte. »Wann bin ich an der Reihe?«
    Tannhäuser ging zu Sabato. Vorsichtig drehte er den Schlüssel an der eisernen Birne, bis sie soweit verkleinert war, daß er sie dem Freund aus dem Mund ziehen konnte, ohne ihn noch mehr zu verletzen.
    »Verzeih mir«, sagte Tannhäuser.
    Sabato bewegte den Kiefer hin und her und spuckte Blut aus. Er war schreckensbleich, aber obwohl er keinen gewaltsamen Zug in sich hatte, war er doch so hart wie die Nägel, die ihn noch an den Sessel fesselten. Tannhäuser betrachtete die Nägel. Ihre flachen Köpfe ragten zwei Fingerbreit über Sabatos Handrücken heraus.
    »Kannst du es ein bißchen länger aushalten, mein Freund? Wir sind noch nicht in Sicherheit.«
    Sabato rang sich ein bitteres Lächeln ab. »Ich laufe dir nicht weg.«
    Tannhäuser packte den Speer und ging auf die Gefangenen zu. Er beugte sich über Gonzága und rammte ihm die eiserne Birne zwischen die Lippen. Mit der flachen Hand trieb er sie dem Mann weiter in den Mund und spürte dabei, wie die Zähne krachten.
    »Steh auf«, befahl er.
    Der Priester konnte nur jammern und stöhnen.
    »Stell dich hin, sag ich dir!«
    Der Priester kämpfte sich auf seine durchbohrten Füße und stand bebend vor ihm, versuchte verzweifelt schnaufend, über seinem eisernen Knebel nach Luft zu schnappen. Tannhäuser stieß ihn quer durch den Raum zu Bors hin.
    »Zieh ihn aus!«
    So brutal wie möglich begann Bors, Gonzága die Kutte zu zerreißen. Tannhäuser packte den dicken Hauptmann beim Kragen. Er schleppte ihn zu dem Büttel, der immer noch vom Speer durchbohrt keuchend dalag. Er drückte den Kopf des Hauptmanns nach unten.
    »Schau ihn dir an!«
    Die Speerspitze hatte die Eingeweide des Mannes durchdrungen und ihn bis zum Hinterteil durchbohrt. Der Hauptmann würgte. Mit der Seite seines Stiefels trat Tannhäuser gegen den Speerschaft und trieb ihn vier Fingerbreit tiefer in den Körper des Mannes. Der Stadtbüttel krümmte sich unter furchtbarem Stöhnen noch mehr zusammen. Der Hauptmann spie einen Strom von Erbrochenem über seinen sich am Boden windenden Untergebenen. Bors lachte.
    Tannhäuser ließ seine Augen über die Verwüstung seiner Taverne schweifen: über die leeren Biertische und Bänke, die wenigen goldenen Lichtflecken, die bedrohlichen Ecken von Schatten und Finsternis, das Blut, das schwarz wie Öl in Lachen auf dem Boden stand. Er wandte sich wieder dem Hauptmann zu, dessen fettes Gesicht im Halbdunkel schlaff vor Angst war. Er packte ihn und flüsterte ihm ins Ohr: »Sieh dich um und schau dir gut an, was du angerichtet hast!«
    Der Hauptmann schnitt eine Grimasse des Entsetzens.
    »Sieh dir die Toten an, die Sterbenden, den Schrecken! Schau dir den lachenden Barbaren an! Und den nackten Priester! Den gekreuzigten Juden! Schau dir die Rache deiner Feinde an!«
    Der Hauptmann krümmte die Schultern. Mit der blutigen Spitze des Speeres hob Tannhäuser das Kinn des Mannes, so daß er ihm in die Augen schauen konnte.
    »Laß dir sagen, daß du in der Hölle bist. Und wir sind ihre Dämonen.«
    Wie ein verwirrtes Kind hob der Hauptmann schützend die Arme vor den Kopf. Tannhäuser trat zu dem sterbenden Büttel zurück, wirbelte den Speer herum und hieb die Spitze in die Schläfe des Mannes. Er spürte ein Knirschen, dann lag sein Opfer reglos da. Er hatte einen auf die spanische Krone eingeschworenen Büttel ermordet. Er war wieder zum Mörder geworden. Er spürte den Widerstand des Knochens, als er den Speer herauszog. Er blickte zum Hauptmann.
    »Folter oder Gnade«, sagte er. »Du hast die Wahl.«
    Der Hauptmann war so verzweifelt in seiner

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