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Das Sakrament

Das Sakrament

Titel: Das Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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übervorteilt«, meinte Sabato.
    Tannhäuser machte sich mit der Säge an die Arbeit und führte sie in kurzen, schnellen Bewegungen.
    »Unser sizilianisches Abenteuer ist also vorbei«, konstatierte Sabato Svi.
    »Es wird andere Abenteuer geben.« Der erste Nagelkopf fielherunter. »Beweg dich nicht.« Tannhäuser machte sich an den zweiten Nagel.
    »Zumindest mußt du jetzt nicht mit dem Griechen nach Ägypten fahren.«
    »Es wird auch später wieder Pfeffer geben.« Die Säge hatte auch den zweiten Nagelkopf entfernt. Tannhäuser legte ihn zur Seite. »Mach deine Hände ganz locker«, wies er Sabato an. Er nahm ihn beim linken Handgelenk. »Locker, habe ich gesagt.« Dann riß Tannhäuser die Hand vom Nagel.
    »So. Jetzt die andere.«
    Einen Augenblick später war Sabato befreit. Er stand vom Sessel auf und bewegte vorsichtig die Finger, ballte dann die Faust.
    »Fleischwunden«, meinte Tannhäuser.
    Bors rief vom Fenster her: »Die Straße ist frei.«
    Die drei Freunde versammelten sich um die Gefangenen, die auf allen vieren im flackernden Halblicht kauerten. Beide Männer stanken nach ihrem eigenen Dreck. Tannhäuser schaute Sabato an.
    »Sie gehören dir, wenn du sie willst.«
    Die Stimme des Hauptmanns zitterte herauf: »Aber Eure Exzellenz –«
    Bors trat ihm mit dem Stiefel gegen die Schläfe.
    Sabato schüttelte den Kopf. »Es würde mir keine Freude bereiten.«
    Tannhäuser nickte Bors zu und deutete auf den Hauptmann. »Töte ihn!«
    Bors setzte die Mündung der Hakenbüchse auf den Nacken des Hauptmanns und senkte die Lunte herunter. Kurz hörte man nur das Jaulen des Mannes, dem nun bewußt war, daß er ohne Absolution und ohne Letzte Ölung sterben würde. Dann barst ihm der Schädel. Gonzága wich entsetzt zurück. Bors legte das Gewehr hin und zerrte den keuchenden, nackten Priester auf die durchbohrten Füße. Er packte die eiserne Birne beim Schlüssel und riß sie Gonzága aus dem Mund.
    »Sieh nur, wie sich der Priester in die Hosen geschissen hat«, sagte Bors voller Ekel.
    »Pater Gonzága«, sagte Tannhäuser.
    Gonzága schlurfte im Kreis und starrte auf Tannhäusers Stiefel. Er war nur noch ein jämmerliches Bündel aus Schrecken und Verzweiflung.
    »Es wird Zeit, daß Ihr Euch alles von der Seele redet«, sagte Tannhäuser. »Und jetzt, da Ihr allein seid, braucht Ihr Eure Kumpane nicht mehr zu fürchten.«
    Gonzága schaute verständnislos. Bors versetzte ihm einen Schlag gegen den kahlgeschorenen Schädel.
    »Hörst du das, Priester? Ohne Freunde, ganz allein.«
    Tannhäuser fügte hinzu: »Ihr habt diese Greueltaten auf Befehl von Pater Ludovico veranstaltet.«
    Gonzága nickte. »Bruder Ludovico, o ja, ja.« Er zögerte, dann platzte er heraus: »Und die Kreuzigung des Juden, das war ein Befehl des Hauptmanns, nicht meiner. Ich bin unschuldig an dieser Tat.«
    »Er spricht wie ein Rechtsanwalt«, sagte Sabato.
    Bors meinte: »Ich hasse Rechtsanwälte.«
    Vom nächsten Biertisch nahm Tannhäuser einen Becher Wein und reichte ihn dem Priester. Er wartete.
    »Trink«, sagte Tannhäuser. Gonzága trank. »Sag mir, warum hat sich Ludovico gegen uns gewandt?«
    Gonzága setzte den Becher ab. »Warum?« Er versuchte den Mut für eine Antwort zusammenzubringen. »Warum, nun weil – weil …« Er wimmerte und versteckte sich hinter dem Weinbecher. Bors schlug ihm den Becher aus der Hand. Gonzága erhob bittend die Hände zu Tannhäuser. Sein Gesicht war die verängstigte Fratze eines Menschen, für den Gott nichts mehr bedeutete und der um jeden Preis am Leben bleiben wollte. Tannhäuser fragte sich, wie oft Gonzága selbst schon einen solchen Anblick genossen hatte, und verspürte keinerlei Mitleid.
    »Sprecht frei heraus«, sagte er. »Fürchtet nicht, uns zu beleidigen.«
    »Ihr seid ein Moslem«, antwortete Gonzága. »Ein Ketzer, ein Wiedertäufer, ein Verbrecher. Ihr sucht die Gesellschaft von Juden.Ihr verachtet den Heiligen Vater.« Er deutete auf die seltsamen Bände, die auf Tannhäusers Tisch aufgehäuft lagen. »Die verbotenen Texte liegen hier, und jeder kann sie sehen.«
    »Das würde nicht ausreichen, um Ludovico zum Handeln zu bringen. Sagt mir den wahren Grund!«
    »Eure Exzellenz, mehr hat mir Ludovico nicht gesagt.« Seine Augen zuckten zu Bors herüber. »Gar nichts. Eure Kühnheit am Kai schien mir Grund genug.«
    Bors machte einen Schritt nach vorn. »Laß mich ihm seinen jämmerlichen Schwanz ausreißen.«
    Tannhäuser hielt Bors mit einer Armbewegung zurück. Gonzága

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