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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Stille hinein. »Wir werden sie in den nächsten Wochen noch genauer ausarbeiten. Zunächst gilt aber, daß niemand das Recht hat, irgendwelche anderen Vorschriften, Traditionen oder Rechte für sich in Anspruch zu nehmen! Niemand! Ab sofort ist jede Gruppenbildung verboten. Die Familien werden nach und nach aufgelöst. Jeder erhält eine Kenn-Nummer, die nach einem Punktsystem ermittelt wird. Diebstahl, Händel, Totschlag, Vergewaltigung, falscher Zauber und andere Störungen sind verboten. Das gilt nicht für den Fall, daß jemand vor dem Schiedsgericht des Königs einen Vorteil für sich nachweisen kann ...«
    Einige der Bankerts stutzten, dann grinsten sie.
    »Jetzt wird er sportlich!« knurrte Hector. »Das andere hat sowieso keiner verstanden ...«
    Galus sah ihn nachdenklich an.
    »Da wäre ich nicht so sicher«, meinte er. »Zumindest die Clan-Chefs sind nicht so dumm, wie sie aussehen! Sie dürften längst begriffen haben, daß ihre Zeit vorbei ist ...«
    »Na und? Was wollen sie gegen uns unternehmen? Nach den Gesetzen von Menennery Luck ist alles bestens abgesichert! Ganz gleich, was wir machen, es ist immer unser Recht!«
    Corvay saß mit aufgestützten Armen in seinem Korbsessel. Er hatte die Unterlippe vorgeschoben. Schweigend blickte er über die Versammelten hinweg. Erst als Menennery Luck neben ihn trat, nickte er.
    »Mußte das so kompliziert sein?« fragte er skeptisch. Der Advokat sah ihn verständnislos an.
    »Wir müssen Schluß machen mit jeder Art von Mystik! Solange sich die Schander auf ihr Sendungsbewußtsein stützen können, haben wir keine Chance! Sie kriechen einfach in eine Art Schneckenhaus und wehren sich nicht einmal! Unter anderen Bedingungen wären sie längst lebensunfähig geworden ...«
    »Und du willst ihnen beibringen, wie man zum Lumpen wird!« knurrte Hector angewidert. »Das sind ja wirklich schöne Aussichten ...«
    »Die Grundgesetze enthalten nur Vorteile für uns! Sie können überhaupt nichts machen! Wie man es auch dreht - das Recht der absoluten Handlungsfreiheit ist in jedem Fall auf unserer Seite!«
    »Hm«, schnaufte Hector. »Es klang ja schon ganz gut, aber was haben wir denn wirklich verkündet?«
    »Ein einziges Gesetz!« sagte Menennery Luck stolz.
    »Und das wäre?« fragte Hector.
    »Was Corvay oder wir sagen, stimmt immer!«
    Galus kicherte verstohlen. »Ach, Menennery«, sagte er. »Das hättest du auch einfacher haben können!«
    »Aber Moment mal! Ich bin ein Mann des Rechts ...«
    »Ein Winkeladvokat, und zwar ein ziemlich lausiger«, brummte Corvay. »Aber meinetwegen! Die Sache ist nun mal passiert. Wir haben jetzt Gesetze, an die wir uns auch halten wollen. Doch wehe dir, Menennery, wenn du auch noch uns aufs Kreuz gelegt hast!«
    Menennery Luck wurde blaß. Absichtlich hatte er einige Formulierungen so unklar gelassen, daß man ihn holen mußte, wenn es um die Auslegung ging. Das war seine Art von Lebensversicherung und Besitzanspruch. Außerdem war es ja möglich, dem einen oder anderen Schander mal einen guten Tip zu geben ...
    Corvay stand auf.
    »Seid ihr jetzt fertig?« fragte er. Galus nickte.
    »Jetzt der riskante Teil unserer kleinen Veranstaltung!«
    Er schnippte mit den Fingern.
    Sofort schlug Patrick auf seinem Muli wieder die Pauken.
    »Mein Volk!« rief Corvay. »Ihr habt gehört, daß nun Gesetze gelten, die nicht mehr von irgendwelchen romantischen Illusionen ausgehen. Das Leben ist nun einmal hart und grausam! Erst, wenn wir das alle anerkennen, lernen wir, daß sich jeder nur auf sich selbst verlassen darf. Deshalb sage ich euch, daß wir überleben können, wenn die bisherigen Gemeinschaftsentscheidungen der Schander -Familien durch mein Wort und meine Garantie für euch alle ersetzt werden!«
    Er setzte ab und wartete auf die Wirkung seiner Rede. Bis jetzt hatte alles geklappt. Aber er durfte sich nichts vormachen! Vielleicht ließen sich die Schander noch etwas einschüchtern. Obwohl sie mehr waren, brauchte er sie im Augenblick noch nicht zu fürchten. Es würde einige Zeit dauern, bis sie an organisierten Widerstand dachten. Das größere Problem waren jetzt die Bankerts, denen er von Anfang an zu viel versprochen hatte.
    »Mein Volk!« rief Corvay erneut. »Ihr wißt, daß wir vor schweren Zeiten stehen. Die Felder sind noch nicht bestellt. Wir werden mehr Menschen mit weniger Vorräten als in anderen Jahren ernähren müssen. Deshalb haben wir beschlossen, daß zunächst nur eine Vorhut in das Dorf einzieht ...«
    »Das ist

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