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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Rasse in der größten und mächtigsten Kathedrale, die je gebaut wurde ...«
    »Ich werde das Geheimnis lösen!«
    Sie setzten ihre Met-Becher an die Lippen.
    »Ich mag dich, Guntram«, sagte sie leise. »Ich mag dich sogar sehr! Schade, daß ich nicht eher zu euch gekommen bin ...«
    Guntram dachte plötzlich an Agnes.
    Nancy schloß die Augen. Sie lehnte sich ans Lager des Eremiten zurück. Guntram nahm ihr den Becher aus der Hand. In Gedanken verglich er ihr schmales, angestrengt wirkendes Gesicht mit dem Bild, das er von seiner Schwester-Frau in sich trug.
    So lange er denken konnte, war Agnes für ihn bestimmt gewesen. Nancy dagegen war eine Fremde. Er kannte dieses seltsame Mädchen erst seit wenigen Stunden. An Agnes Stelle war sie bei ihm gewesen, als Meister Albrecht ihm erzählte, was sonst nur Logenmeister wissen durften ...
    Es war nicht recht!
    Die Becher glitten aus seinen Fingern. Schlaftrunken lehnte er sich zurück und griff nach Nancys Hand ...

18. KAPITEL
    Ein fernes und geheimnisvolles Raunen strich durch das hohe Mittelschiff der Kathedrale. Es war, als würden alle Pfeiler, alle Bögen und selbst die Steinblöcke der meterdicken Mauern den Zeichen eines unsichtbaren Dirigenten folgen.
    Goetz blickte nach oben. Das Licht der Sonne fiel schräg durch Tausende von bunten Scheiben. Gebündelt bildeten die Strahlen Berge aus durchsichtigen Harmonien. So wie die Töne einer Orgel vereinten sich die Farben zu einer mächtigen Harmonie.
    Was war ein Mensch gegen die Größe dieser ungeheuren Architektur? Und was ein Schicksal?
    Er wagte nicht, die vielfarbige Schönheit des Lichts aus den hohen Fenstern durch seinen Schatten zu zerstören. Vorsichtig ging er dicht an den Mauern entlang zum Altar. Er stand wie eine dunkle Burg mit Zinnen, Erkern und Türmchen im Morgenlicht des Ostchors.
    »Wo warst du so lange?« fragte plötzlich eine Frauenstimme aus dem Halbdunkel.
    Goetz fuhr zusammen. Wie eine überirdische Erscheinung trat eine schlanke Frau mit langen, rotblond im Gegenlicht strahlenden Haaren aus der Dämmerung vor dem Altar. Ihr weißes, schleierartiges Gewand reichte sogar bis zum Boden.
    Ein Engel! dachte er.
    »Erkennst du mich nicht mehr? Ich bin die MUSE !«
    »Wie ...?« Goetz stieß die Luft aus seinen Lungen und blickte die Frau aus seinem Traum entgeistert an.
    »Ich passe mich der Situation an«, sagte sie lächelnd. »Verkleidung war doch üblich bei Menschen und bei Tieren. Winterfell und Sommerfell, Freizeit-Look und Abendanzug, Pfauenrad und Mimikry. War nicht Konformverhalten ein ungeschriebenes Gesetz bei euch? Mich jedenfalls hat man entsprechend konstruiert und ausgestattet.«
    Goetz kam sich in seinem grünen Jagdanzug auf einmal ziemlich lächerlich vor.
    Nun gut! Die MUSE trat ihm in der Kathedrale als Engelsfigur entgegen. Er wollte gar nicht wissen, wie sie es schaffte, als flirrende Lichtgestalt zu erscheinen. Sie war da und das genügte!
    Er lehnte sich gegen eine geschnitzte, goldverzierte Brüstung am Rand der Altarstufen. Schräg hinter ihm brannte das Ewige Licht. Jetzt konnte er auch die Priestersitze, das Vortragekreuz und die Stele mit dem Tabernakel erkennen. Auf der anderen Seite des Presbyteriums erreichten die ersten bunten Sonnenstrahlen die Sakristeiglocke an der steinernen Wand.
    »Du hast mir noch nicht gantwortet«, sagte die MUSE . »Wo warst du so lang?«
    »Soll das ein Verhör werden? Eine Vorsorgliche Behütung ?«
    Die Projektion eines Engels lachte. Sie kam langsam auf ihn zu.
    »Natürlich nicht! Aber ich habe außer dir keine anderen Kommunikations-Partner. Da fühlt man sich sehr leicht - einsam!«
    »Du und einsam?« fragte Goetz amüsiert.
    »Vielleicht ist das ein falsches Wort, aber eine MUSE ist dafür programm ... ich meine erzogen, Kontakte zu pflegen. Das heißt nicht, daß ich mir besonders viel aus dir mache ...«
    »Vielen Dank!« sagte Goetz. »Sehr schmeichelhaft!«
    »Stell dich nicht so an, Goetz von Coburg! Du weißt ganz genau, was ich meine!«
    »Leider!« entgegnete er sarkastisch. »Und was empfiehlt mir meine Gouvernante für den heutigen Tag?«
    »Ich möchte dir etwas zeigen.«
    »Doch nicht etwa die Schatzkammer der Kathedrale?«
    »Nein! Für die dort gesammelten Kunstgegenstände hättest du keinerlei Verwendungsmöglichkeiten!«
    »Stimmt!«
    »Du weißt, daß die Systeme dich ausgsperrt haben«, sagte die MUSE geduldig. »Aber ich kann dir einige Türen öffnen. Zum Beispiel zu den Vorratsräumen ...«
    Goetz war

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