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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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verdunkelte sich der künstliche Himmel unter dem Dach der Kathedrale.
    Die Clan-Chefs hatten einen Kreis gebildet. In seiner Mitte standen mit gesenkten Köpfen Otto und Bieterolf. Meister Friedrich ging langsam um den Kreis herum. Abwechselnd hob er seine Füße eine halbe Spanne über die Steinplatten unterhalb von Buch-Heim, ließ sich nach vorn sinken, trat auf und verharrte.
    »Das muß ein geheimes Ritual sein!« flüsterte Patrick. Er lag vorgebeugt über dem Hals seines Mulis. »Vielleicht Induktion oder ein anderer Trick, mit dem sich die Linsen im Dach verstellen lassen ...«
    »Alles Bluff!« knurrte Corvay. »Los! Treibt sie auseinander!«
    Hector steckte zwei Finger in den Mund. Sein schriller Pfiff gellte durch das Sakriversum.
    »Aufhören!« brülle er. »Sofort aufhören!«
    Am Rand des Dorfplatzes kicherte es in den Büschen. Irritiert blickten Corvay und seine Berater zum Vorgarten von Meister Konrad hinüber. Sie hatten plötzlich das Gefühl, daß es doch nicht so einfach war, die Welt der Schander zu beherrschen ...
    *
    Die Schattenlinie an der Ostseite des Eichbergs wurde immer breiter. Jan stellte den Motor seiner Maschine ab und schob sie neben einen eben erst gefällten Baum. Er wischte sich mit dem Ärmel über seine schweißnasse Stirn.
    Pete und Bronco kamen vom Lagerplatz nach oben. Zusammen mit einigen Schandern hatten sie stundenlang zersägte Baumstämme über den Rübenberg bis in die Mulde des Holzkottens geschleift.
    »Wenn ich das gewußt hätte, wäre ich in den Staaten geblieben!« stöhnte Bronco.
    »Wem sagst du das?« stöhnte Jan erschöpft.
    »Ich hätte nie gedacht, daß ich Vormann einer Holzfällerbrigade werden würde«, meinte Pete. Er setzte sich neben Jan.
    »Ihr könnt jederzeit zurückgehen und euch draußen eine hübsche Verstrahlung einhandeln. Wenn ich mich nicht irre, knallt die Radioaktivität da unten noch mindestens zehn Jahre ...«
    »Sagen wir fünfzig Jahre«, sagte Bronco. »Und dann weißt du immer noch nicht, was aus deinen Kindern wird!«
    »Hast du denn welche?« sagte Pete grinsend.
    »Nein, aber der Gedanke, welche zu machen, könnte mir gefallen. Es gibt da ein paar Schander- Mädchen, die wirklich allererste Sahne sind ...« »Macht euch nichts vor«, sagte Jan. »In dieser Generation kommt keiner von uns zu einer glücklichen Mischfamilie! Außerdem sind sie daran gewöhnt, daß nur Geschwister heiraten dürfen!«
    »Was glaubst du, wie verwandt ich sein kann, Bruder«, sagte Bronco grinsend. »Ein paar Stunden mit unseren Freunden haben genügt, um die Namen aller Berge und Täler dieser unmöglichen Welt zu lernen! Wollt ihr mal hören? Die Täler heißen von West nach Ost Sündanger, Waldhufe, Holzkotten, Hülsebruch und Salzlake. Dann kommt das Dorf und der Part über dem Querschiff mit der Schafsheide, dem See, dem Ziegenhain und dem Irrlichtmoor ... «
    »Hör auf, sonst wirst du hier noch Bürgermeister«, wehrte Jan lachend ab. »Wahrscheinlich kennst du auch noch die Berge und die Täler auf der anderen Seite des Dorfes. Wie heißt sie eigentlich?«
    »Wer?«
    »Na, dieses Mädchen, von dem du alles weißt!«
    Bronco sah seine beiden Partner verlegen an.
    »Sie heißt Brunhild und gehört zur Seiler-Familie«, sagte er schließlich. »Sie möchte gern Trapezartistin werden. Außerdem war sie eng mit Guntram und Agnes befreundet.«
    Jan blickte auf.
    »Das waren doch die beiden, die schon unten in den Bleikellern begriffen hatten, was wir wollten ...«
    »Ja.«
    »Mann, Mann! Laß das bloß nicht Llewellyn Corvay hören!« sagte Jan ernst.
    »Ich denke, daß wir ohnehin einen gewaltigen Fehler gemacht haben«, antwortete Bronco ernst. »Seht euch doch nur mal die Felder an! Sie sind seit zwei Monaten nicht mehr bearbeitet. Früher lebten hier knapp hundertfünfzig Menschen. Jetzt sind wir etwa zweihundert. Das kann doch gar nicht gutgehen! Jedenfalls nicht so, wie Corvay sich das vorstellt ...«
    »Hat sie dir das gesagt?« fragte Pete mißtrauisch.
    Bronco schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich habe nur etwas gerechnet!«
    Jan sah seine Partner abwechselnd an.
    »Bist du auch seiner Meinung, Pete?«
    Pete preßte die Lippen zusammen.
    »Ja«, sagte er schließlich.
    »Ihr meint also, daß wir hier oben verhungern werden!«
    »Die Schander müssen so schnell wie möglich in ihr Dorf zurück! Sie wissen, wie die Felder bestellt werden. Sie kennen die Geheimnisse und die Tücken ihrer Welt. Der Sommer ist sehr schnell vorbei. Wenn wir sie

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