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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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sagten?«
    Er wischte sich die Tränen aus den Augen, dann lachte er wieder.
    »Strahlenkrebs! Die gleichen Symptome wie bei Versuchstieren, die eine zu hohe Dosis abbekommen hatten! Ich hatte zuletzt B-STU 10 mit einem Gnaden-Attest zum Weiterleben von der Vorsorglichen Behütung. Was glaubt ihr, wie sie mich und alle anderen Bankerts mit Medikamenten vollgestopft haben, als wir uns in der Stadt versammelten. Keine Invasion von Monstern hätte die schöne, heile Versorgungswelt mehr in Aufregung versetzen können!«
    Goetz hatte nie etwas davon gehört.
    »Corvay kannte die Schwierigkeiten«, fuhr Lello fort. »Er hat von Anfang an auf die Kirche gesetzt. Er hat sich auf die alten Asylrechte berufen und Glück gehabt. Vielleicht waren es auch ein paar geheime Informationen ...«
    Er stockte, dann fragte er Goetz: »Hast du unten eigentlich Leute in der Kirche gesehen?«
    »In der Kommunikationszentrale?«
    »Nein, ganz normale Priester oder so!«
    Goetz schüttelte den Kopf.
    »Da hast du es! Wer informiert war und über gute Verbindungen verfügte, hat sich noch im letzten Augenblick abgesetzt! Zu Tausenden, sage ich, zu Tausenden! Sie sind einfach irgendwohin geflohen. Die einen nach Norden, die anderen nach Süden. Einige haben die alten Bergwerke gestürmt. Mit Panzern und Bulldozern haben sie versucht, Bunkertüren aufzubrechen. Sie wußten, daß sich dahinter die Führungskader verschanzt hatten. Sie haben ihre Töchter angeboten und ihre Freunde für einen Platz in einem Flugzeug umgebracht. Einige sind sogar mit Schiffen aufs offene Meer geflohen. Es war chaotisch und genauso sinnlos! Du bist doch Redakteur gewesen, Goetz! Du mußt doch wissen, was geschehen ist ...«
    »Wir waren nicht an negativen Nachrichten interessiert!«
    »Versuch nicht, wie ein Narr zu reden!«
    »Nein, Lello! Ich habe wirklich nichts von alldem gewußt!«
    Lello trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Mißtrauisch musterte er die Riesengestalt des letzten Überlebenden.
    »Eigentlich müßte er auch tot sein«, sagte er leise zu Agnes. »Die Baß-Vibrationen der großen Bomben liefen siebenmal um die ganze Erde. Sie haben das Magnetfeld beeinflußt, die Ozonschicht in der Atmosphäre verändert und die Bewußtseinsspeicher bei allen Lebewesen mit einem Großhirn ausgelöscht. Die überlangen Tonschwingungen waren noch schlimmer als die radioaktive Strahlung, denn gegen sie gab es auch in den Tiefen des Planeten keinen Schutz.«
    Agnes konnte mit Lellos Worten nichts anfangen. Trotzdem verstand sie ihren Sinn.
    »Wir haben auch das Dröhnen in der Erde gehört. Es tat sehr weh!«
    Lello nickte.
    »Ich nehme an, daß die Hirnwellen bei Menschen unserer Größe genau zwischen den Amplituden der Baß-Vibrationen gelegen haben. Das muß auch für die klein gewordenen Tiere des Sakriversums gelten! Deshalb möchte ich wirklich wissen, warum auch noch ein Weltlicher die Strahlung und die Todeswellen überlebt hat.«
    *
    Der violette Lichtring um den Erdball ging in tiefes Schwarz über. Selbst die mächtigen, schneebedeckten Berge der Eiswelt mitten im Ozean warfen schwarzviolette Schatten. Über ihnen funkelten Tausende von Lichtpunkten. Sie sahen aus wie unzählige Beryllos-Linsen.
    Guntram verringerte die Geschwindigkeit der Flugmaschine. Immer langsamer glitt sie über gewaltige Bergketten hinweg. Das Licht war viel zu schlecht, um Einzelheiten zu erkennen. Dennoch sah Guntram, daß die Eiswelt an einigen Stellen wie aufgerissen wirkte.
    Er konzentrierte sich so auf die Suche nach irgendwelchen Spuren, daß er nicht merkte, wie der goldene Vogel von seinem Kurs abwich. Erst als wieder gelbrotes Licht den Beobachtungsraum erhellte, wurde Guntram stutzig.
    Er sah den Sonnenball am westlichen Horizont!
    Die Flugmaschine beschrieb einen weiten Kreis. Gleichzeitig wurde sie langsamer und sank tiefer. Wieder tauchte der violette Ring um die Erde auf. Guntram sah, daß er näher gerückt war.
    Erst jetzt erkannte er die Bedeutung des Licht- und Schattenspiels: die Nacht kam um die Erde herum.
    Guntram erschrak. Damit hatte er nicht gerechnet. Solange ihm die Sonne den Weg gewiesen hatte, war er voll Selbstvertrauen immer weiter geflogen. Zum erstenmal wurde ihm bewußt, was er tat. Seit er Agnes verlassen hatte, war er den Anweisungen seines Großvaters gefolgt. Er hatte sich als Nachfolger des Logenmeisters gefühlt und an nichts anderes gedacht als an seine Aufgabe.
    Doch jetzt erkannte er die Grenzen seiner Fähigkeiten. Er war ein

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