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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Meinung als Rebellion. Wir mußten uns unterordnen, wenn wir überleben wollten! Doch nun benötigen wir jede Meinung, jede Idee und jeden Vorschlag!«
    »Mein Gott, das heißt doch Chaos!« stöhnte Lamprecht.
    »Unmöglich«, sagte auch Heinrich kopfschüttelnd.
    »Wir würden nur noch diskutieren und beraten.«
    »Damit gehört das Sakriversum endgültig den Bankerts !«
    Die Clan-Chefs redeten aufgeregt durcheinander. Nur zwei hielten sich auffällig zurück. Sie hoben nicht einmal den Kopf.
    »Hört meinen Vorschlag«, sagte Bieterolf schließlich. Die anderen verstummten. Bieterolf hob beide Hände.
    »Die Bankerts sind nur stark, solange Corvay sie beherrscht. Viele von ihnen hassen ihn bereits, weil er nicht halten konnte, was er versprach. Aber sie brauchen Corvay noch, weil er mehr weiß als sie!«
    Er nahm seinen Krug und trank einen Schluck Met.
    »Es gibt bereits andere, die hinter Corvays Rücken Pläne schmieden«, sagte Eilhart der Jäger.
    Bieterolf nickte.
    »Die Bankerts werden von Tag zu Tag unberechenbarer! Auch König Corvay dürfte die Gefahr erkannt haben. Einige von seinen Beratern haben inzwischen verstanden, daß es im Sakriversum nicht mehr um die Vorherrschaft von Einzelnen, sondern um unser aller Überleben geht. Mit diesen könnten wir sprechen!«
    »Wen zählst du dazu?« fragte Eilhart.
    »Galus«, zählte Bieterolf an den Fingern ab. »Er ist ein Nachkomme des Mannes, den wir aus Ottos Familie verstoßen mußten, weil er mit einem Teil des Testaments das Sakriversum verraten wollte. Als nächsten nenne ich den Mann mit dem Reittier. Er weiß, wieviel Nahrungsmittel auch kleine Lebewesen brauchen!«
    »Das sind erst zwei«, meinte Wilhelm der Zimmermann.
    »Gemach, Bruder!« fuhr Bieterolf fort. »Bei Hector bin ich nicht ganz sicher. Das gilt auch für den Verkünder der neuen Gesetze und die jungen Burschen, die einmal Artisten gewesen sein sollen.«
    »Erwähnst du Lello nicht?« fragte Friedrich.
    »Doch! Lello ist eine ständige Bedrohung für König Corvays Position. Der Narr ist klug und hat vor allen anderen verstanden, daß Corvay ihn nicht hängen kann, ganz gleich, was er anstellt!«
    Einer der Clan-Chefs schnaufte. Ein anderer rutschte unruhig auf den Fellen hin und her. Niemand außer Bieterolf bemerkte es.
    »Lello weiß genau, wie König Corvay denkt«, sagte Bieterolf leise. »Und das ist seine stärkste Waffe. Ekkehards erster Sohn kennt alle Pläne Corvays. Aber er weiß auch, wie wir fühlen und wie man Bankerts ablenkt, wenn sie ungeduldig werden.«
    »Du meinst, daß Corvay auf Lello nicht verzichten kann?«
    »Ich halte König Corvay für so weise!«
    Einige der Clan-Chefs wunderten sich über Bieterolfs Reden. Andere spürten instinktiv, daß ihnen der Logenmeister mehr sagen wollte, als er mit Worten ausdrücken konnte.
    »Was ist mit den anderen Bankerts ?« meinte Herbort. »Ich habe Gesichter gesehen, die mir überhaupt nicht gefallen wollen. Sie lungern herum, tuscheln miteinander und schaffen Vorräte beiseite!«
    »Es geht die Rede, daß draußen Bunker sein sollen«, sagte Heinrich. »Keller mit Mehl und Brot und Trockenfleisch ...«
    »Sie sagen, wo der Weltliche überlebt hat, könnten sie es ebenfalls! Noch nicht in diesem Monat, aber vielleicht im Sommer!«
    Bieterolf hob den Kopf. Zum erstenmal sah er einem der anderen Clan-Chefs ins Gesicht. Es war Meister Lamprecht.
    »Ist das auch eure Meinung?«
    Lamprecht schüttelte langsam den Kopf.
    »Die das glauben, wissen nichts vom wirklichen Ausmaß der Katastrophe! Wenn es irgendwo einen Ort zum Ausweichen geben würde - einen Platz für uns oder die Bankerts - hätte sich dann nicht Guntram längst gemeldet?«
    »Hat er es getan?« fragte Herbort und sah jetzt auch den Logenmeister an. »Hast du, Bieterolf, irgendein Zeichen von Wolframs Enkel erhalten?«
    »Nein«, sagte der letzte Logenmeister. »Es steht geschrieben, daß die Arche im Inneren Altar zuerst auf dieser Welt nach einem Feld sucht, das sich für die neue Aussaat eignet. Wenn aber Guntram nicht zurückkehrt, werden wir den Winter ebensowenig überleben wie der Weltliche , der jetzt noch glaubt, daß er uns helfen kann.«
    Sie saßen lange schweigend vor dem Feuer.
    »Was sollen wir tun?« fragte Meister Lamprecht schließlich.
    »Geht in die Häuser zurück! Sorgt dafür, daß jeder Streit mit den Bankerts vermieden wird! Wir wollen arbeiten und darum beten, daß Guntram wenigstens lebend zurückkommt. Vergeßt nicht, daß wir dann immer

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