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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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einmal machen!«
    »Warum? Wovor hast du Angst?«
    »Weißt du das nicht?«
    Guntram lachte unsicher.
    »Doch, eigentlich schon!« sagte er nachdenklich. »Es war die Stille, die mich geweckt hat ...«
    »Ja«, sagte Agnes. Sie ging einen halben Schritt auf ihn zu. Mit beiden Händen streichelte sie sein Gesicht.
    »Laß mich nie allein, Guntram! Wir wissen nicht, was vor uns liegt, aber ich habe Angst, wenn du nicht bei mir bist!«
    »Ich war doch bei dir.«
    »Du hast so tief geschlafen ...«
    »Wir müssen weiter«, lenkte er ab. »Wenn wir uns von den Nüssen einen kleinen Vorrat mitnehmen, bleiben wir kräftig bis wir oben sind.«
    »Und wenn Corvay vor uns da ist?«
    »Das glaube ich nicht. Ich habe den zweiten Teil des Testaments.«
    »Aber er kommt!«
    Guntram preßte die Lippen zusammen.
    »Dann werden wir uns verteidigen! Ich kenne einige Schutzvorrichtungen in unserem Teil des Sakriversums. Corvay hat keinen Anspruch auf das Gebiet der Schander! «
    Agnes schüttelte den Kopf.
    »Meinst du wirklich, daß er jetzt noch auf die alten Gesetze Rücksicht nimmt?«
    »Ich werde ihn dazu zwingen!«
    Agnes mußte lachen. Sie schüttelte den Kopf und lehnte sich gegen ihren Bruder.
    »Du bist ein großes Kind, Guntram«, sagte sie. »Wie willst du den König der Bankerts zu irgend etwas zwingen? Hast du denn nicht gesehen, wozu diese Menschen fähig sind?«
    Guntram nickte nachdenklich.
    »Er kennt das Sakriversum nicht so gut wie ich!«
    Sie sah ihn mit großen Augen an.
    »Willst du dich wirklich ganz allein gegen Corvay und seine Leute stellen?«
    »Ja.«
    »Guntram!«
    Er sah, wie ihre Augen wieder traurig wurden. Sie schüttelte den Kopf, doch gleichzeitig liebte und bewunderte sie ihn. Ihr Bruder - ihr Mann!
    »Komm!« sagte sie. »Wir müssen weiter!«
    Im gleichen Augenblick zitterte die Erde. Im Zentrum der Stadt stieg ein blauroter Feuerball nach oben. Sekunden später dröhnten Sturm und Lärmwellen durch die leeren Straßen. Sie bliesen alles fort, was als Geruch von Leichen noch in den Mauern hing.
    Die Explosion des großen Gasometers warf die Geschwister in eine Ecke des Fialentürmchens. Sie klammerten sich aneinander, während Staubwolken über ihre Körper fegten.
    Agnes schluchzte. Guntram biß die Zähne zusammen. Er stemmte sich mit beiden Beinen gegen die Mauer, hielt seine Schwester fest und beobachtete, wie der kleine Haselnußstrauch an der Stützverstrebung der Kathedrale ausgerissen wurde.
    Wenige Augenblicke später war alles wieder ruhig. Über den Häusern im Westen stieg eine Rauchwolke in den Himmel. Sie sah wie ein Gemälde in der Kathedrale aus.
    Guntram half seiner Schwester hoch.
    »Nicht weinen, Agnes! Das war doch nur ein Energievorrat, den sich die Weltlichen für ihre Stadt angelegt hatten ...«
    »Nur ein Energievorrat?«
    Agnes schüttelte weinend den Kopf.
    »Dann sind sie doch nicht alle tot!«
    »Unsinn! Natürlich sind sie tot! Aber jetzt versagen nach und nach die Überreste ihre Zivilisation. Ich weiß, sie waren gute Handwerker und Baumeister. Sie konnten viele Dinge, die für uns noch ein Geheimnis sind. Aber auch gut bestellte Felder verkommen, wenn sich niemand um sie kümmert!«
    »Ich habe Angst, Guntram.«
    »Wir müssen in die Kathedrale zurück! Dort sind wir sicherer.«
    Agnes bückte sich. Sie sammelte ein paar Brocken Eiweiß ein.
    »Das wird unseren Hunger stillen, bis wir im Sakriversum sind.«
    Guntram nickte.
    »Ich gehe voraus. Wenn du dicht hinter mir bleibst, brauchst du nicht nach unten zu blicken. Sieh einfach meinen Rücken an und halte dich an meinem Gürtel fest.«
    Er kletterte über die Mauerbrüstung des Fialentürmchens. Dort, wo der Haselnußstrauch gestanden hatte, war nur noch ein schwarzer feuchter Fleck.
    Guntram wartete, bis Agnes dicht hinter ihm war.
    »Nicht nach unten sehen!«
    »Ich werde es versuchen.«
    Guntram beugte sich vor. Der Schwibbogen bis zur Kathedralenmauer stieg steil vor ihm auf. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Er wankte nicht, obwohl ihn Agnes in ihrer Angst mehrmals fast aus dem Gleichgewicht gebracht hätte.
    Vollkommen naßgeschwitzt erreichte er den Wasserspeier. Er zog Agnes in die durchbrochene Röhre und ließ sich zitternd auf den Boden fallen.
    »Danke, Guntram«, sagte sie leise. Er lächelte und legte einen Arm um ihre Hüfte. Sie setzte sich zu ihm. Als sein Herz nicht mehr so heftig pochte, reichte sie ihm etwas gebackenes Taubenei.
    »Wir müssen auch trinken«, sagte

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