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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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schon so schlecht, dass Euch das entfallen ist?«
    Es kostete Géroux sichtlich Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren. »Ich warne Euch, de Fleury«, presste er hervor. »Passt auf, was Ihr sagt.«
    »Jedenfalls habt Ihr damit mutwillig gegen eine Regel unserer Gemeinschaft verstoßen. Ich fürchte, ich muss Euch deswegen bestrafen. Ein Bußgeld von einem Pfund Silber erscheint mir angemessen.«
    »Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich das bezahle!«
    »Tatsächlich bin ich sogar fest davon überzeugt, dass Ihr zahlt«, erwiderte Michel. »Denn solltet Ihr Euch weigern, mir das Geld bis Ende der Woche auszuhändigen, sähe ich mich gezwungen, Euch aus der Gilde auszuschließen. Unsere Statuten sind diesbezüglich eindeutig. Ich kann Euch den entsprechenden Passus vorlesen, wenn Ihr dies wünscht …«
    Géroux zerrte seine Geldbörse hinter dem Gürtel hervor und knallte sie auf den Tisch.
    »Habt Dank. Kann ich mich darauf verlassen, dass das genau ein Pfund ist, oder muss ich nachzählen?«, fragte Michel.
    Der Sklavenhändler fuhr herum und stolzierte davon. Krachend fiel die Saaltür ins Schloss.
    Michel lehnte sich zurück, befühlte die Münzen in dem Lederbeutel und genoss für einige Augenblicke das wohlige Gefühl, das ihn durchströmte. Leider hielt es nicht lange vor. Géroux zu ärgern war zweifellos befriedigend, doch es änderte nichts daran, dass er langsam, aber sicher unterging, wenn kein Wunder geschah.
    Müde blickte er aus dem Fenster und betrachtete die Dächer Varennes’, die Zinnen der Stadtmauer und die bewaldeten Hügel, die sich dahinter erstreckten. Er ahnte nicht, dass weit im Nordosten, im Kernland des Heiligen Römischen Reiches, just in diesem Moment Dinge geschahen, gegen die der Überlebenskampf der Gilde belanglos war – Ereignisse von solch weitreichender Bedeutung, dass sie bald darauf die gesamte Christenheit erschüttern sollten.
    Es dauerte viele Wochen und Monate, bis die Kunde, Sultan Saladin habe Jerusalem erobert, jeden Winkel des Abendlandes erreichte. Überall, in Italien, Frankreich, England, in den deutschen Fürstentümern, reagierten die Christen mit Unglauben und Entsetzen auf diese Nachricht. Jerusalem von Sarazenen überrannt? Die Kreuzritter aus der Heiligen Stadt vertrieben? Ihre Heere vernichtet? Scharenweise strömten die Menschen in Kirchen und Kathedralen und flehten den Herrn um Beistand an.
    Wie Isabelle vorausgesehen hatte, machte Saladins Triumph die christlichen Könige zornig, und sie schworen Vergeltung. Schon Ende Oktober 1187 hatte Papst Gregor zu einem neuen Kreuzzug gegen die Sarazenen aufgerufen; Friedrich Barbarossa, der greise Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, war einer der ersten Herrscher, die dem Aufruf Folge leisteten: Im März 1188 gelobte er in Mainz vor den Reichsfürsten, er werde ein Heer aufstellen und im nächsten Jahr gegen Sultan Saladin ziehen, um die heidnischen Sarazenen ein für alle Mal zu zerschmettern.
    Als deutsche Kaufleute die Nachricht von Barbarossas Kreuzzug nach Varennes-Saint-Jacques brachten, war dies ein Tag der Freude für die Stadt. Alle Glocken läuteten, die Wirte schenkten kostenlos Bier aus, und die Menschen feierten auf den Straßen den baldigen Sieg über die Sarazenen. Für kurze Zeit war die Fehde zwischen der Gilde und de Guillory vergessen. Zumindest, was das einfache Stadtvolk betraf. Michel hingegen dachte an nichts anderes, war es doch erst wenige Stunden her, dass de Guillorys Kriegsknechte sein Haus angegriffen hatten. Handlanger des Ritters waren des Nachts in die Stadt eingedrungen und trotz der Posten der Gilde unbemerkt bis zum Domplatz gelangt. Sie hatten Michels Tür aufgebrochen, Lampenöl in den Eingangsraum geschüttet und eine Fackel hinterhergeworfen – all das war so schnell gegangen, dass Yves, der Wache hielt, sie nicht hatte aufhalten können. Glücklicherweise war es Gérard und ihm gelungen, das Feuer zu löschen, bevor es sich ausbreiten konnte, sodass sich der Schaden in Grenzen hielt. So waren lediglich einige leere Salzfässer, zwei Säcke mit englischer Wolle und ein Teil des Werkzeugs verbrannt. Kein Hausbewohner hatte Verletzungen erlitten.
    Michel, Jean und ihre Bediensteten waren den ganzen Morgen damit beschäftigt, die Brandspuren zu beseitigen und eine neue Tür einzubauen. Es war Michel ein Rätsel, wie die Kriegsknechte es geschafft hatten, in wenigen Augenblicken die Pforte aufzubrechen – er hatte sie extra zu Beginn der Fehde mit Eisenbeschlägen

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