Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
Vom Netzwerk:
kostbare Preise und die Gunst des Kaisers. Und an den Abenden wird gefeiert, mit Musik und Tänzerinnen und dem besten Wein des Reiches. Ich bin sicher, Ihr werdet Euch für den Rest Eures Lebens daran erinnern.«
    Michel unterbrach Nicolas’ Schwärmerei nur ungern, doch er hatte bemerkt, dass ihre Gefährten zurückgefallen waren. Voller Sorge dachte er an das viele Geld, das sie bei sich hatten. Wenn sie nicht zusammenblieben, schwächten sie ihre Kräfte: eine Einladung an Wegelagerer und anderes Gesindel. »Ich fürchte, wir sind zu schnell für die anderen. Warten wir hier, bis sie aufgeholt haben.«
    Er zügelte Abendrot. Zu seiner Erleichterung tauchten die anderen kurz darauf zwischen den Bäumen auf. Zuerst Renouart, Nicolas’ halbwüchsiger Sohn, der im Norden Oberlothringens als Knappe diente und gerade seinen Vater besuchte. Danach Charles Duval, Catherine Partenay und Raymond Fabre auf ihren Pferden, Jean auf dem Ochsenwagen und schließlich Nicolas’ Männer, alle beritten. Abaëlard Carbonel war zu Hause geblieben, ebenso Pierre Melville. Der steinalte Kaufmann vermied mehrtägige Reisen nach Möglichkeit, und Melville wollte sich endlich auskurieren. Um die Verteidigung der Brücke und den Schutz ihrer Besitztümer kümmerte sich derweil Hugues, ein erfahrener Soldat Nicolas’, der mit dem Hauptteil der Kriegsknechte in Varennes geblieben war. Zwar hatte sich de Guillory in den vergangenen Tagen ruhig verhalten, aber man konnte nie wissen. Aus demselben Grund hatte Michel Yves und Gérard zu Hause gelassen: Sie sollten auf sein Anwesen aufpassen und seine Bediensteten beschützen, während er fort war.
    Géroux, Gaspard und die anderen Gildenmitglieder wussten nichts von ihrer Reise, denn sie waren vor dem ersten Licht des Tages in aller Heimlichkeit aufgebrochen und hatten sich mit de Bézenne auf dessen Landgut getroffen. Vermutlich hatten die übrigen Schwurbrüder inzwischen mitbekommen, dass sie Varennes verlassen hatten. Michel bezweifelte jedoch, dass sie die richtigen Schlüsse daraus ziehen würden. Vermutlich dachten sie, sie hätten sich davongestohlen, um Geschäfte zu machen, ohne dass de Guillory etwas davon merkte. Solange Carbonel und Melville dichthielten, war ihr Plan nicht in Gefahr.
    Michel ritt erst weiter, als der Ochsenwagen an ihm vorbeirumpelte. Jean fuhr stets in der Mitte des Zuges, damit die kostbare Fracht auf der Wagenpritsche den bestmöglichen Schutz genoss. Die schwere und mit Eisenbändern verstärkte Truhe, festgebunden und verborgen unter einer Plane aus grobem Tuch, enthielt fast hundertzwanzig Pfund Silber. Daneben standen mehrere Kisten und Fässer mit den übrigen Geschenken: Salz, Gewürze, Kerzenwachs, feinstes Tuch, Kettenhemden und Schwerter. Michel hoffte, dass das Geld und die Waren ausreichten und der Wert ihrer Geschenke ihrem Anliegen angemessen war. Nichts wäre peinlicher, als vor dem Kaiser wie arme Schlucker dazustehen.
    Sie hatten Glück mit dem Wetter, sodass sie die Königspfalz zu Hagenau am nächsten Tag erreichten. Das weitläufige Gebäude, eine imposante Mischung aus Festung und Palast, lag an der Rheinstraße und wurde von dem Flüsschen Moder umspült. Bei den verschiedenen Trakten, erklärte de Bézenne, handele es sich um die große Aula, die Kemenate für den Kaiser und sein Gefolge, die Bibliothek und die Kapelle, in der für die Dauer des Hoftages die heiligen Reichsinsignien aufbewahrt würden.
    Als sie durch die ausgedehnte Zeltstadt vor der Königspfalz ritten, dachte Michel, dass der Ritter mit seiner Schilderung eines Hoftages keinesfalls übertrieben hatte. Es gab tatsächlich so viel Pracht und Prunk, dass er gar nicht wusste, wohin er zuerst schauen sollte. Die Zelte bestanden aus kostbarem Tuch und orientalischer Seide, sie waren reich bestickt mit Darstellungen von Tieren aller Art, durchwirkt mit Goldfäden und geschmückt mit den Wappen ihrer Bewohner. Es wimmelte von Rittern in blitzenden Rüstungen, hochrangigen Geistlichen und erlesen gekleideten Edelleuten, umschwärmt von Dienern, Knappen, Soldaten und Schreibern. Sie alle waren gekommen, um dem Kaiser, der das ganze Jahr mit der Hofkanzlei durch das Reich reiste, ihre Ergebenheit zu demonstrieren, manch einer gewiss erfüllt von der Hoffnung, Barbarossa werde ihm seine Gunst erweisen oder einen rechtlichen Streitfall schlichten. Darüber hinaus war der Hoftag eine einzigartige Gelegenheit für die Herren, ihresgleichen zu treffen und vor den anderen Rittern und

Weitere Kostenlose Bücher