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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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abzusehen, welche Pläne die Gilde verfolgt.«
    »Wie hat sie gegen die Kirche aufbegehrt?«
    »Die Schwurbrüder, allen voran ihr Gildemeister, arbeiten daran, ihren Einfluss in Varennes auszudehnen und meine von Gott verliehene Macht zu beschneiden.«
    »Was haben sie konkret getan?«, hakte der Kaiser nach. »Haben sie Euch bedroht? Eure Ministerialen angegriffen? Euch Steuern vorenthalten?«
    »Nichts dergleichen.«
    »Was dann?«
    »Sie haben öffentliche Backöfen gebaut und die Brunnen gereinigt, um sich beim Stadtvolk beliebt zu machen.« Ulmans Stimme fehlte jegliche Entschlossenheit. Ihm schien klar zu sein, wie töricht diese Antwort klang.
    »Backöfen gebaut und Brunnen gereinigt? Unerhört. Als Nächstes verteilen sie womöglich in aufrührerischer Weise Gebäck.«
    »Die Maßnahmen der Gilde zielen darauf ab, größeren Einfluss in der Stadt zu erlangen, damit sie mir eines Tages mit Forderungen entgegentreten können«, erklärte der Bischof schmallippig.
    »Habt Ihr deshalb zugelassen, dass de Guillory der Gilde die Fehde erklärt, obwohl Ihr den Brückenbau zuvor genehmigt habt?« Barbarossa musterte ihn stechend. »Habt Ihr ihn gar zu der Fehde angestiftet, damit er an Eurer Stelle gegen sie kämpft?«
    Ulman zog es vor, nicht darauf zu antworten. Doch der Eindruck, den er beim Kaiser hinterlassen hatte, war auch so schon schlecht genug. Binnen weniger Minuten hatten sich all seine Winkelzüge gegen ihn gewandt.
    Michel konnte sein Glück kaum fassen.
    »Wir lieben Fehden nicht«, sagte Barbarossa. »Sie gefährden den Reichsfrieden, und es ist Unsere Pflicht als Kaiser, sie zu unterbinden. Wir sind daher geneigt, die Brücke zu genehmigen.«
    »Ich muss protestieren, Majestät«, kam der Reichskanzler Ulman zu Hilfe. »Diese Entscheidung würde Bischof Ulmans Autorität untergraben. Darüber hinaus würde sie einen wichtigen Vasallen Herzog Simons einseitig benachteiligen und ihn um beträchtliche Einkünfte bringen, die er für die Erfüllung seiner Lehnspflicht braucht.«
    Es missfiel Barbarossa sichtlich, dass Johann in der Öffentlichkeit sein Urteil anzweifelte. »Wir sehen nicht, dass eine Brücke Bischof Ulman in irgendeiner Weise schadet. Im Gegenteil, sie verheißt seiner Stadt Wohlstand, der auch ihm und dem Bistum zugutekommt. Und was de Guillory angeht: Wir haben ihm die Möglichkeit gegeben, seine Sicht der Dinge darzulegen, doch er hat es vorgezogen, sich in einem Hurenhaus zu vergnügen.«
    »Viele Ritter gehen nach einem Turnier ins Hurenhaus. Hätte de Guillory gewusst, dass Ihr ihn sehen wollt, hätte er sich gewiss …«
    »Genug jetzt«, unterbrach Barbarossa den Reichskanzler ungehalten. »Wenn de Guillory eine Entschädigung für die entgangenen Zolleinnahmen wünscht, steht es ihm frei, sich an die Hofkanzlei zu wenden und seinen Fall vorzubringen.«
    Ulman und sein Fürsprecher Johann schwiegen zornig.
    »Nun zu Euch«, wandte sich der Kaiser an Michel. »Wir werden den Bau Eurer Brücke genehmigen …«
    »Wir danken Euch tausendfach, Majestät.«
    »… vorausgesetzt, Ihr erhöht Euer Angebot. Hundertzwanzig Pfund Silber, einige Waffen und etwas Salz sind kaum angemessen für ein Bauwerk dieser Bedeutung. Eine eigene Brücke verschafft der Gilde von Varennes-Saint-Jacques große wirtschaftliche Vorteile und erspart jedem Kaufmann Jahr für Jahr beträchtliche Kosten. Wir erwarten daher, dass Ihr Uns mehr bietet.«
    Michel starrte den Kaiser an. Wieso hatte Barbarossa auf einmal seine Meinung geändert? Eben noch hatte er versprochen, er werde der Gilde einen Wunsch erfüllen, und nun stellte er plötzlich Forderungen. Aber das war genau jene Launenhaftigkeit, mit der ein Kaufmann stets rechnen musste, wenn er mit Fürsten Geschäfte machte. Michel wusste, er durfte nicht denselben Fehler begehen wie Bischof Ulman und Reichskanzler Johann und dagegen protestieren. Klüger war es, den Willen des Kaisers zu akzeptieren und zu versuchen, ihm entgegenzukommen. »Sagt, was Ihr verlangt, mein Gebieter, und wir werden uns bemühen, Euch zufriedenzustellen.«
    »Zusätzlich fünfzig Pfund Silber«, sagte Barbarossa, »sowie die Zusicherung, dass jedermann für alle Zeit die Brücke zollfrei überqueren darf, nicht nur die Schwurbrüder Eurer Gilde.«
    »Zollfreiheit können wir Euch garantieren. Was die fünfzig Pfund angeht – ich fürchte, diese Summe übersteigt unsere Kräfte. Meine Schwurbrüder haben bereits mehr Geld gegeben, als sie sich leisten können.«
    »Dann bietet

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