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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Gildehalle, kümmerte sich um den Bau der Brücke und seine Pflichten als Gildemeister, die er während der Fehde sträflich vernachlässigt hatte. In der wenigen freien Zeit, die ihm blieb, half er Jean im Geschäft, damit sie endlich wieder Handel trieben und Geld verdienten.
    »Verzeih mir, Vater«, sagte er. »Dafür habe ich dir Neuigkeiten mitgebracht. Gute Neuigkeiten. Du wirst staunen.«
    Er faltete die Hände, sammelte seine Gedanken und erzählte, was seit dem Hoftag geschehen war.
    Die Fehde war zu Ende, seit einem Monat schon. De Guillory hatte sich Barbarossas Entscheidung gebeugt, obwohl er, so hörte man, vor Wut getobt hatte, als er davon erfuhr. Kurz vor ihrer Abreise aus Hagenau hatte er Michel und seinen Gefährten eine Nachricht geschickt, in der er ihnen Frieden anbot und erklärte, er verzichte auf seine Forderungen. Seitdem verkroch er sich in seiner Burg und leckte seine Wunden. »Aber du kennst ihn ja«, sagte Michel. »Irgendwann wird er uns wieder Scherereien machen. Soll er. Wir haben ihm einmal die Stirn geboten – wir werden es wieder tun. Und zwar so lange, bis er uns endlich in Ruhe lässt.«
    Auch Bischof Ulman sah man nur noch selten in der Stadt. Glaubte man seiner Dienerschaft, verbrachte er die Tage im Gebet und haderte mit seinem Schicksal. Michel rechnete jedoch nicht im Traum damit, dass er sich mit seiner Niederlage abfinden würde. Wahrscheinlich dachte er bereits darüber nach, wie er der Gilde diese Demütigung heimzahlen konnte. Die meisten Schwurbrüder sahen Ulmans Vergeltung gelassen entgegen. Der Sieg in Hagenau hatte ihr Selbstbewusstsein enorm gestärkt, und die Zeiten, da der Bischof sie mit einem Fingerzeig einschüchtern konnte, waren unwiederbringlich vorbei.
    Derweil galt ihr ganzes Streben der neuen Brücke. Eine Woche zuvor hatten sie die Bauarbeiten endlich wiederaufgenommen. Nach dem Hoftag hatte es nicht wenige Schwierigkeiten gegeben, denn sowohl die Gilde als auch das Gros ihrer Mitglieder hatte kein Geld mehr, weshalb sie die Arbeiter nicht hatten bezahlen können. Rettung war, wenngleich nicht ganz freiwillig, ausgerechnet von den Ministerialen gekommen. Fabre und Melville hatten gefordert, sie aus der Gilde auszuschließen, weil sie während der Fehde ihre Brüder im Stich gelassen hatten. Und tatsächlich hatte Michel zwei Tage lang erwogen, ihren Antrag zu unterstützen – die Vorstellung, Géroux und seine Spießgesellen ein für alle Mal loszuwerden, war zu verlockend. Dann aber hatte er auf die Stimme der Vernunft gehört und seine Anhänger davon überzeugt, dass es nicht klug wäre, die Ministerialen auszuschließen. Dies hätte nur zu neuem Zwist geführt, den Frieden in der Stadt gestört und über kurz oder lang die Gilde gespalten. Stattdessen hatte er sich mit Géroux geeinigt, dass die Ministerialen die Verletzung ihres Gildeneides mit hohen Bußgeldern sühnten. So hatte Michel von Géroux, Laval, de Brette und den Gebrüdern Nemours jeweils fünf Pfund Silber erhalten – ein ansehnlicher Batzen Geld, mit dem er Baumaterial kaufen und die Löhne der Zimmerleute und Steinmetze bezahlen konnte, bis die Gildekasse wieder gefüllt war.
    Schlussendlich hatte Géroux doch nicht versucht, ihn zu stürzen. Fromony Baffour hatte sich wieder einmal von ihm abgewandt, und auch Thibaut d’Alsace schlug sich bei den Abstimmungen immer öfter auf Michels Seite, sodass Géroux sich ausrechnen konnte, dass er eine Kampfabstimmung abermals verlieren würde. Michel wusste, dass sich das rasch ändern konnte – nur ein Narr würde sich auf Baffour und d’Alsace verlassen. Fürs Erste aber hatte er eine bequeme Mehrheit in der Gilde, die es ihm ermöglichte, seine Pläne voranzutreiben.
    Wann die Brücke fertig sein würde, war noch nicht abzusehen – vielleicht im Spätherbst, wenn nichts dazwischenkam. So lange mussten sie weiterhin de Guillorys Brücke benutzen. Das war zwar unangenehm, aber zu verschmerzen, denn Barbarossa hatte de Guillorys Wucherzöllen einen Riegel vorgeschoben und die Abgabe auf maximal fünf von hundert Teilen begrenzt. Wie es dazu gekommen war, wusste Michel nicht genau. Nicolas de Bézenne hatte gehört, dass de Guillory von der Hofkanzlei eine Entschädigung verlangt hatte, weil er fürchtete, wegen der neuen Brücke Einnahmen zu verlieren. Der Kaiser hatte ihm daraufhin einen Gutshof bei Épinal zugesprochen. Michel vermutete, dass er ihn unter der Bedingung bekommen hatte, keine überhöhten Zölle mehr zu erheben.
    »Du

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