Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)
etwas anderes«, forderte der Kaiser harsch. Es war nicht zu übersehen, dass ihm diese Angelegenheit lästig zu werden begann.
Bevor Michel einen Vorschlag machen konnte, trat einer der Schwurbrüder nach vorne und verneigte sich.
»Mein Name ist Raymond Fabre, Majestät. Schmiedemeister und Kaufmann. Gestattet Ihr mir zu sprechen?«
Barbarossa nickte.
»Die Gilde von Varennes-Saint-Jacques sehnt sich danach, Euren Kreuzzug gegen die Sarazenen in jeder erdenklichen Weise zu unterstützen«, begann Fabre. »Erlaubt mir daher, Euch dies anzubieten: Im Mai des nächsten Jahres, wenn Ihr Eure Streitmacht in Regensburg versammelt, schicken wir Euch unser Aufgebot. Dreißig bestens bewaffnete und gerüstete Männer, die mit Euch ins Heilige Land ziehen werden. Zu Eurem Ruhm und zum Heil aller Christen.«
»Nicht!«, raunte Michel Fabre zu. »Das könnt Ihr nicht tun!«
Der Schmied beachtete ihn nicht. Mit vor der Brust verschränkten Armen stand er da und blickte zum Kaiser auf – dem Fabres Angebot zu gefallen schien.
»Krieger brauchen Wir in der Tat dringender als Geld«, sagte Barbarossa. »Aber es müssen Männer sein, die sich auf den Umgang mit dem Schwert verstehen. Die eine weite Reise nicht scheuen und im Angesicht des Feindes nicht den Mut verlieren.«
»Ich werde die besten und mutigsten Männer Varennes’ auswählen, mein Wort darauf«, erwiderte Fabre. »Und ich führe sie selbst nach Regensburg und bis vor die Tore Jerusalems.«
Es war weithin bekannt, dass Friedrich von allen Tugenden Tapferkeit am meisten schätzte, und so huschte ein Lächeln über seine verwitterten Züge. »Nun denn, Raymond – Wir nehmen Euer Angebot an. Dreißig Krieger für Unseren Kreuzzug, diese Kiste voller Silber und die Geschenke aus Varennes-Saint-Jacques sollen der Preis für Eure Brücke sein.«
»Nein«, begann Michel, doch Fabre packte ihn am Arm.
»Seid still!«, flüsterte der Schmied. »Das ist die einzige Möglichkeit, die Genehmigung zu bekommen. Seht Ihr nicht, dass seine Geduld erschöpft ist? Noch eine Chance wird er uns nicht geben.«
»Wollt Ihr etwas sagen, Herr Gildemeister?«, erkundigte sich Barbarossa mit einem gefährlichen Unterton.
»Nein, mein Gebieter«, erwiderte Michel. »Worte können die Dankbarkeit nicht ausdrücken, die wir empfinden. Eure Güte und Weisheit seien gepriesen. Möge der Herr Euch und Euer Haus segnen und Euch noch viele gesunde Jahre schenken.«
Und währenddessen dachte er: Wir schicken dreißig Männer in den Krieg. Dreißig Männer, die für die verfluchte Brücke ihr Leben aufs Spiel setzen. Dieser Preis ist viel zu hoch! Was haben wir getan?
»Majestät!«, rief Bischof Ulman.
»Ja, Exzellenz? Gehen wir recht in der Annahme, dass Ihr abermals Einwände gegen unsere Entscheidung habt?«, fragte Barbarossa, woraufhin der Kirchenmann zögernd vortrat.
»Allein mir als Herr von Varennes-Saint-Jacques steht es zu, Euch Heerfolge zu leisten. Die Gilde überschreitet in unverfrorener Weise ihre Befugnisse, wenn sie Euch Soldaten sendet.«
»Dies ist ein heiliger Kreuzzug«, erwiderte der Kaiser. »Er gehorcht nicht den Regeln eines gewöhnlichen Krieges. Es ist die Pflicht eines jeden Christen, Unserem Ruf zur Waffe zu folgen, gleichgültig, ob sein Herr es ihm gestattet oder nicht. Ein Mann der Kirche sollte dies eigentlich begrüßen.«
»Trotzdem muss ich darauf bestehen …«
»Wendet Euch an den Papst, wenn Ihr Unsere Rechtsauffassung nicht teilt«, schnitt Barbarossa ihm das Wort ab und wandte sich an Michel und seine Gefährten. »Schwört Uns nun die Treue.«
Michel, Jean, Fabre, Catherine und Duval sanken auf die Knie, legten die Rechte aufs Herz und sprachen Reichskanzler Johann nach, der widerwillig von seinem Lehnstuhl aufgestanden war und intonierte:
»Im Namen der Gilde von Varennes-Saint-Jacques schwören wir Kaiser Friedrich aus dem Geschlecht der Staufer ewige Treue und Gefolgschaft bis zur Stunde unseres Todes.«
Die Kaufleute erhoben sich.
»Ächtung und Verdammnis sollen über euch kommen, wenn ihr es wagt, euren Eid zu brechen«, erklärte Johann. »Ihr dürft euch nun zurückziehen.«
»Lasst sie mich noch einmal sehen«, bat Duval, als sie spätabends vor den Zelten am Feuer saßen, den Spielleuten lauschten und ihren Sieg mit reichlich Wein begossen.
Michel öffnete das Futteral und zog vorsichtig die nagelneue Urkunde heraus, die ein Schreiber der Hofkanzlei angefertigt hatte. Ehrfürchtig studierte Duval Wort für Wort des
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