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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Euer jämmerliches Leben. Es bleibt dabei, Poupart: Ihr werdet enteignet und verbannt, damit Ihr in der Einsamkeit der Fremde über Eure Sünden nachdenken könnt, und Gnade Euch Gott, wenn Ihr jemals zurückkehrt.«
    Poupart sank in sich zusammen und weinte.
    »Tretet vor«, befahl Johann schließlich Caron. Der Morgen war nicht mehr jung, als sich der Kaufmann erhob und mit klirrenden Ketten zu den Gerichtsbänken schritt. Dicke Schneeflocken rieselten vom Himmel und zerschmolzen im Rauch der Feuer; die uralte Gerichtslinde ächzte unter der weißen Last. Zweitausend Menschen hielten den Atem an.
    »Ihr seid ein Mörder«, sagte Johann, »ein Feind Gottes und ein Rebell gegen die Ordnung der Welt. Was Ihr getan habt, ist in der Geschichte dieser Stadt ohne Beispiel. Ein Verbrecher wie Ihr verdient nur eine Strafe: einen langsamen und qualvollen Tod auf dem Rad. Nur so kann Eure befleckte Seele gereinigt, Gottes Zorn besänftigt und der Frieden im Bistum wiederhergestellt werden. Das Urteil wird am Samstag nach dem Dreikönigstag vollstreckt, auf dem Domplatz zu Varennes-Saint-Jacques«, schloss der Erzbischof seinen Urteilsspruch, zerbrach den Richterstab und warf ihn vor Caron in den Schnee.
    Das Volk brach in ohrenbetäubenden Jubel aus.
    Caron stand da wie eine Statue, reglos, das Gesicht eine Maske, die Hände zu Fäusten geballt.
    Wind strich über die Wiese und wirbelte die Schneeflocken auf, verwirrende Schleier aus Eiskristallen vor einem stahlgrauen Himmel.

Januar 1190

    V ARENNES -S AINT -J ACQUES
    D as Raunen einer Menschenmenge weckte Gaspard. Er streifte die schmutzige Decke ab, stand von der Holzpritsche auf und trat an das vergitterte Fenster seiner winzigen Zelle im obersten Stock des Hungerturms.
    Es war ein klarer Wintermorgen. Der Himmel war wolkenlos und hellblau wie ein geschliffener Saphir, die schneebedeckten Dächer der Stadthäuser, des Doms und des Bischofspalastes glitzerten im Sonnenschein. Mit geschlossenen Augen sog er die kalte Luft ein, tat einen gierigen Atemzug nach dem nächsten. Sie roch nach frischem Schnee, nach dem Rauch der Herdfeuer. Nach all den Düften dieser Stadt, die er so liebte.
    Er öffnete die Augen und schaute zum Domplatz, auf dem sich Hunderte Menschen eingefunden hatten. Vor dem Marktkreuz hatte man ein Schafott aufgebaut. Auf einer acht Ellen langen Stange steckte das Rad, das normalerweise über der Richtstätte beim Viehmarkt angebracht war. Gut zwanzig Waffenknechte des Erzbischofs standen um das hölzerne Podest Wache. Der Henker und seine beiden Gehilfen legten Ketten und Kanthölzer bereit, während ein Jongleur und ein Feuerspucker die Menge bei Laune hielten.
    Gaspard blickte zu dem vollkommenen Saphirhimmel auf, an dem sich irgendwann die Sonne zeigen würde, die noch im Osten stand. Hier oben, so hoch über den Dächern Varennes’, wehte ein kalter Wind, der ihm die Augen tränen ließ.
    Er umfasste die Gitterstäbe und dachte an Stephan, Ernaut und Hernance, sogar an Poupart. Sein Einsatz war nicht vergebens gewesen. Gewiss, sie waren jetzt verarmt und heimatlos, aber sie lebten. Das war alles, was zählte.
    Er dachte an Lutisse und Flori und seine Mutter Marie. Wie gut, dass er sie rechtzeitig fortgeschickt hatte. So waren sie in Sicherheit gewesen und hatten seine zahllosen Torheiten nicht mitansehen müssen.
    Wenigstens einmal noch hätte er gerne sein Weib geküsst, seine Tochter im Arm gehalten.
    Er schluckte. Diese ganze Wut und Verbitterung, die er all die Jahre mit sich herumgetragen hatte: wie töricht. Wie sinnlos. Er hatte zugelassen, dass Dunkelheit seine Seele vergiftete, und er verstand nicht einmal mehr, weshalb.
    Sein Blick wanderte nach Norden, dahin, wo Isabelle war. Vergib mir, Schwester. Ich war dir ein schlechter Bruder.
    Hinter ihm knirschte ein Schlüssel im Schloss. Er wandte sich um. Pater Jodocus kam herein.
    »Es wird Zeit, dass du deine Sünden beichtest, mein Sohn.«
    Der Geistliche setzte sich auf die Pritsche. Gaspard kniete vor ihm auf dem Boden und bekreuzigte sich. »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes bekenne ich, dass ich meine Schwurbrüder und Hausbedienten zu Verschwörung und Verrat angestiftet habe. Ich habe einem Mann der Kirche Gewalt angetan und ihn im Hass ermordet. Durch meine Schuld fanden Raoul Vanchelle und viele andere gute Männer den Tod. Ich brachte Schande über meine Familie und Unglück über diese Stadt.«
    »Bereust du aufrichtig deine Sünden, mein Sohn?«, fragte

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