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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Meister. Akzeptiert das, Herr Duval, oder tretet der Gilde nicht bei.«
    Duval begriff, dass jedes weitere Wort gefährlich wäre. Er verneigte sich und murmelte: »Euer Gnaden.«
    »Das wäre alles«, sagte Simon. »Ihr dürft euch zurückziehen.«
    »Gestattet Ihr mir eine letzte Frage?«, wandte sich Catherine an den Herzog.
    Der Fürst nickte.
    »Ihr habt Herrn Géroux auf Lebenszeit ernannt. Gott möge verhüten, dass es bald geschieht, aber was tun wir, wenn der Herr ihn eines Tages zu sich holt? Ist uns dann erlaubt, seinen Nachfolger auf althergebrachte Weise zu wählen?«
    »Das entscheide ich, wenn es so weit ist.« Mit einer Geste gab Simon ihnen zu verstehen, dass die Unterredung beendet war.
    Kurz darauf verließen die Kaufleute den Palast und diskutierten Simons Entscheidung. Duval verabschiedete sich knapp von Catherine und schritt über den Domplatz.
    »Wo wollt Ihr hin?«, rief sie ihm nach.
    »Zum Weinhändler.«
    Wahrhaftig, er hatte sich seinen Becher redlich verdient.
    Zwei Tage später kehrte Michel von Metz zurück. Er bezahlte den Burschen, der ihm beim Treideln flussaufwärts geholfen hatte, lud die Waren aus Metz auf den Wagen und fuhr nach Hause. Auf der Kanalbrücke traf er Charles Duval, der zu ihm auf den Wagenbock kletterte und ihn über die jüngsten Ereignisse in Kenntnis setzte.
    Michel wusste nicht, was er zu alldem sagen sollte. Géroux der neue Gildemeister, noch dazu auf Lebenszeit – das war der blanke Hohn, ein Schlag ins Gesicht. Was war es unter diesen Umständen wert, dass Herzog Simon nun ihr Stadtherr war und es wieder eine Gilde gab?
    »Ich nehme an, wenn ich weiter Handel treiben will, muss ich in die Gilde eintreten.«
    Duval nickte. »Es gelten wieder die alten Regeln. Handeln dürfen nur Gildemitglieder.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen steuerte Michel den Wagen durch die Gassen. Jetzt musste er also Géroux um Aufnahme in die Gilde ersuchen. Großartig, dachte er. Einfach großartig.
    Er hatte seit über einem Jahr nicht mit dem Münzmeister gesprochen, und die Vorstellung, ihm als Bittsteller gegenübertreten zu müssen, erfüllte ihn mit solchem Widerwillen, dass er es tagelang vor sich herschob. Erst nach Ostern konnte er sich dazu aufraffen. Er legte sein bestes Gewand an, steckte seine Geldkatze ein und machte sich auf den Weg zur Gildehalle.
    Es war ein merkwürdiges Gefühl, das Gebäude zu betreten. All die Monate war es versiegelt gewesen, und nur der Schultheiß und seine Leute hatten hineingedurft. Jetzt herrschte wieder Leben in der Halle, als wäre nie etwas geschehen. In den Lagerkellern stapelten Knechte Waren, unter den Arkaden bettelten Arme um einige Münzen, und ein Bediensteter kehrte das Treppenhaus aus.
    Michel schritt zur Amtsstube hinter dem Versammlungssaal. Die Tür stand offen, und er konnte sehen, dass die kleine Kammer gründlich umgeräumt worden war – ganz so, als hätte Géroux jeglichen Hinweis darauf tilgen wollen, dass hier einmal ein anderer Gildemeister gearbeitet hatte.
    Der Sklavenhändler faltete gerade ein Dokument und hob den Kopf, als er eintrat.
    »Herr de Fleury. Was kann ich für Euch tun?«
    Michel knallte einige Münzen auf den Tisch. »Ich will der Gilde beitreten. Hier ist die Aufnahmegebühr.«
    Géroux lehnte sich zurück, und seine Augen glitzerten wie Eissplitter. »Ich fürchte, so einfach ist das nicht.«
    »Ich denke, doch. Ich bin ein Kaufmann, ich treibe Handel, somit steht mir ein Platz in der Gilde zu.«
    »Wir haben Euch damals wegen Eures ehrlosen Lebenswandels ausgeschlossen. Seitdem sind keine zwei Jahre vergangen. Euer schändlicher Verrat an zwei Schwurbrüdern ist noch lange nicht vergessen.«
    »Herzog Simon hat uns aufgefordert, alte Feindschaften zu begraben und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Er hat weder mich noch Euch davon ausgenommen.«
    »Seine Gnaden bezog sich allein auf die Auseinandersetzungen um das Amt des Gildemeisters. Ich bezweifle, dass er dabei im Sinn hatte, Euch die Absolution für Eure Sünden zu erteilen. Wozu er, nebenbei bemerkt, auch gar nicht imstande wäre.«
    »Ich wurde für meine Tat bestraft«, sagte Michel. »Ich habe dafür bezahlt. Was wollt Ihr noch?«
    »Dass Ihr Euer Verbrechen in einer Weise sühnt, die Euch wieder tragbar für die Gilde macht.«
    »Und wie soll diese Sühne aussehen?«
    Géroux blickte ihn lange an, bevor er antwortete: »Ihr pilgert zum Heiligen Grab in Jerusalem und betet um Vergebung für Eure Sünden.«
    Michel fing an zu lachen.

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