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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Brett auf. Aristide liebte dieses Spiel. Als Page und Knappe hatte er ganze Winter damit verbracht, es zu spielen, und hatte im Lauf der Jahre Meisterschaft darin erlangt. Tric Trac war wie der Krieg: Es gewann der Spieler, der am entschlossensten handelte, seine Kräfte am klügsten einsetzte und über das nötige Quäntchen Glück verfügte.
    Aristide überließ Guy den ersten Zug, und kurz darauf lieferten sie sich eine erbitterte Schlacht mit Spielsteinen und Würfeln. Leider war der Lakai wirklich nicht sehr gut, sodass Aristide die ersten beiden Partien mühelos gewann.
    »Streng dich ein bisschen mehr an. Tric Trac ist eine ernste Sache, hast du verstanden?«
    »Ich tue mein Bestes, Herr.«
    Bei der dritten Partie geschah etwas Seltsames: Guy mauserte sich plötzlich zu einem raffinierten Strategen und jagte seinem Herrn Punkt um Punkt ab. Aristide geriet ins Hintertreffen, bis ihm der Diener schließlich mit einem hinterhältigen, geradezu bösartigen Zug den Todesstoß versetzte.
    »Du hältst dich wohl für besonders schlau, was?«, sagte Aristide leise und schneidend.
    »Ihr habt gesagt, ich soll mir Mühe geben«, verteidigte sich der Diener.
    »Aber nicht, dass du mich verschaukeln sollst!«
    »Das war nicht meine Absicht, Herr, wirklich …«
    »Ich werde dich lehren, deinen Herrn zu verspotten.« Mit einer blitzschnellen Bewegung riss Aristide das Spielbrett hoch und knallte es dem Mann ins Gesicht. Guy heulte auf, Aristide nahm ihn in den Schwitzkasten und hielt seinen Kopf aus dem Fenster. »Soll ich dich hinauswerfen, du Lump? Soll ich das tun?«
    »Nein, mein Herr, bitte …«
    »Hast du geschummelt?«
    »Nein!«
    »Lügner!«
    »Ja! Ja, ich habe geschummelt. Vergebt mir!«
    Hinter Aristide knarrte eine Tür.
    »Was macht Ihr da? Lasst sofort Guy los!«
    Er ließ von dem Diener ab. Der Mann plumpste in die Fensternische, blinzelte und fasste sich an die blutende Nase. Yolande war hereingekommen, gefolgt von ihren Töchtern Cécile und Héloise und ihrem Schatten, der Kammerdienerin Magali.
    »Dieser Sauhund hat mich beim Tric Trac betrogen.«
    »Ist das ein Grund, ihn zu prügeln? Was seid Ihr nur für ein Rohling.« Seine Gemahlin reichte Guy ein Taschentuch. »Geh zu Pater Porthos. Er soll nachsehen, ob die Nase gebrochen ist, und einen Blutsegen sprechen.«
    »Habt Dank, Herrin. Gott segne Euch«, murmelte Guy und entschwand.
    »Räum das weg«, befahl Yolande ihrer Dienerin, und Magali sammelte Spielbrett und -steine auf.
    Durch die Rangelei mit dem Bediensteten war der Schmerz in seinem Arm neu aufgeflammt. Aristide biss die Zähne zusammen und musterte unverwandt seine Gemahlin. Den ganzen Winter über hatte sie ihn geplagt, er solle ihr ein neues Kleid schneidern lassen. Vorigen Monat hatte er ihrem Drängen endlich nachgegeben und den besten Gewandschneider von Nancy mit der Arbeit beauftragt – und jetzt trug sie das verfluchte Stück Stoff nicht einmal. Dabei hatte es ihn vierzig Pfund Silber gekostet. Vierzig! Das Weib würde noch einmal sein Ruin sein.
    »Wenn das Wetter besser ist, werden wir eine Reise nach Metz unternehmen«, sagte der Fluch seines Lebens.
    »Weswegen?«, knurrte er.
    »Cécile braucht ein Fohlen.«
    »Wozu, bei allen Dämonen?«
    »Sie soll lernen, wie man ein Pferd aufzieht und pflegt, damit wir bald mit dem Reitunterricht beginnen können.«
    »Sie ist keine fünf Jahre alt!«
    »Man kann nicht früh genug damit anfangen. Ich war auch erst vier, als mein Vater mir meine erste Stute schenkte. Alle Frauen der Familie Châtenois lernen vor ihrem siebten Sommer Reiten. Es ist ein wichtiges Element in der Erziehung einer Dame der höfischen Gesellschaft. Ihr solltet das eigentlich wissen.«
    Aristides Ansicht nach genügte es, Damen dahingehend zu erziehen, sich die Haare zu bürsten und den Mund zu halten. Finster starrte er die beiden Mädchen an, die trotzig seinen Blick erwiderten. Wenn er sie nicht gerade anbrüllte oder mit dem Gürtel bedrohte, zeigten sie niemals Angst vor ihm. Gewünscht hatte er sich einen Sohn, aber was hatte er bekommen? Zwei ewig unzufriedene Gören, die ganz nach ihrer Mutter schlugen.
    Im Sinne seines Seelenfriedens beschloss er einzulenken. Täte er es nicht, würde Yolande wochenlang zetern, und das war es ihm nicht wert. »Na schön. Sie soll ihr Fohlen haben. Aber wieso müssen wir deswegen nach Metz gehen?«
    »Dort gibt es nun einmal die besten Züchter.«
    »Ja – für Schlachtrösser. Aber ein vierjähriges Kind braucht kein

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