Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)
Söldner. Ein Wort von mir, und sie machen Kleinholz aus diesem jämmerlichen Loch und prügeln dich und deinen Enkel zur Kirche und wieder zurück. Du kannst dir das ersparen, wenn du endlich redest.«
Gislebert ließ das Beil sinken. Conon begann zu zittern. »De Guillory wird mich umbringen.«
»Dazu wird es nicht kommen. Wenn die Herren von Bitche erfahren, was er getan hat, werden sie ihn zertreten wie eine Küchenschabe.«
Der Wollweber schwieg beharrlich und wich seinem Blick aus.
»Was wollen diese Leute?«, fragte Gislebert. »Ich will wissen, was hier vor sich geht.«
»Wo sind deine Eltern?«, fragte Michel.
»Im Nachbardorf. Wieso?«
»Geh sie holen.«
»Ich lasse Großvater nicht allein.«
»Ihm wird nichts geschehen, wenn er redet.« Michel wandte sich an den Alten. »Wie viel zahlt dir de Guillory für dein Schweigen?«
»Zwei Pfund Silber.«
»Im Jahr?«
Conon nickte.
Michel löste seine Geldkatze vom Gürtel. »Meine Börse enthält etwas mehr als elf Pfund. Wenn du meine Fragen beantwortest, gehört sie dir.«
Mit atemberaubender Geschwindigkeit wich die Furcht in Conons Gesicht nackter Geldgier, als er die Börse anglotzte.
»Kommen wir ins Geschäft?«
»Könnt Ihr mich und meine Familie vor de Guillory schützen?«
Mich und meine Familie, dachte Michel. Nicht meine Familie und mich. »Ja«, sagte er.
»Habe ich Euer Wort?«
Er nickte.
»Sag mir endlich, was hier los ist«, verlangte Gislebert.
»Tu, was der Herr sagt, und hol deine Eltern«, befahl Conon. »Nun mach schon.«
Nachdem Gislebert gegangen war, trat der Wollweber zum Tisch, trank aus dem Weinkrug und wischte sich das tropfende Kinn mit dem Ärmel ab. »Wollt Ihr auch einen Schluck?«, fragte er Michel und Isabelle.
Sie lehnten dankend ab. »Erzähl mir, wie de Guillory deine Tochter kennengelernt hat«, forderte Michel ihn auf.
Die Aussicht auf elf Pfund Silber hatte Conons Zunge gelockert, und er begann zu erzählen. Das Alter und der Wein hatten sein Gedächtnis angegriffen, und es fiel Michel mitunter schwer, seinen wirren und umständlichen Ausführungen zu folgen. Doch abgesehen von wenigen Einzelheiten, die Conons lückenhaften Erinnerungen geschuldet waren, glich die Geschichte der Berengars.
Er war gerade fertig, als Gislebert mit seinen Eltern zurückkam. Aëlred, sein Stiefvater, war ein unscheinbarer Mann von etwa vierzig Jahren, seine Mutter hingegen eine große Schönheit, die es, was Anmut und Grazie betraf, durchaus mit Isabelle aufnehmen konnte, trotz ihrer ärmlichen Bauernkleider. Das lange dunkle Haar verhüllte sie züchtig mit einer Haube, und unter dem braunen Kittel verbarg sich ein schlanker, wohlgeformter Körper.
»Was soll das?«, fragte Aëlred barsch. »Wer sind diese Leute?«
Conon, der inzwischen den Krug geleert hatte, erklärte mit trunkener Stimme, wer Michel war und was er wollte. Bestürzt sanken Aëlred und Velin auf die Bank.
»Bist du von Sinnen, Vater? Wenn Aristide davon erfährt!«
Nach all den Jahren nennt sie ihn immer noch beim Vornamen. Unwillkürlich fragte sich Michel, ob Velin noch etwas für de Guillory empfand.
»Er hat mir sein Wort gegeben, uns vor ihm zu schützen«, sagte Conon. »Und er hat mir Geld versprochen. Viel Geld.« Er wollte nach der Geldkatze greifen, doch Michel legte die Hand darauf.
»Wir sind noch nicht fertig. Dieser Priester, der die beiden getraut hat …«
Er verstummte, als Gislebert an den Tisch trat. Der junge Wollweber hatte denselben massigen, einschüchternden Körperbau wie sein leiblicher Vater; dieselben prankenhaften Hände. »Wer ist dieser de Guillory? Was hast du mit ihm zu tun, Mutter?«
»Er ist dein Vater«, antwortete Velin, ohne ihn anzuschauen.
»Nein«, sagte Gislebert. »Aëlred ist mein Vater.«
»Setz dich.« Seine Mutter griff nach seiner Hand. »Setz dich und hör mir zu.«
»Nein. Lass mich in Ruhe mit deinen Lügen.« Der junge Wollweber stürmte hinaus. Velin wollte ihm nachgehen, doch Aëlred hielt sie zurück.
»Bleib. Ich rede mit ihm.«
»Jetzt seht, was Ihr angerichtet habt«, sagte Velin, als ihr Mann die Hüttentür zugeschlagen hatte. »Gislebert hätte das nie erfahren sollen.«
Michels Mitleid mit diesen Leuten hielt sich in Grenzen. Seine Wut auf Conon war zu groß. »Er ist der rechtmäßige Sohn eines Edelmanns. Es gibt Schlimmeres, was einem Mann passieren kann. Er wird darüber hinwegkommen. Also – wie hieß der Priester?«
»Pater Guy«, antwortete Conon.
»Lebt er
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