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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Hoftag in Hagenau«, antwortete Duval. »Er würde seine Rechtsgelehrten von der Hofkanzlei beauftragen, uns eine Urkunde auszustellen, in der alle uns verliehenen Rechte und Privilegien aufgeführt sind.«
    »Und die Rechte würden gelten, sowie der Rat die Urkunde in den Händen hält?«, hakte Isabelle nach.
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte Michel.
    Sie schilderte ihren Einfall. Er war derart dreist, dass für eine Weile Schweigen an der Tafel herrschte.
    »Das ist schlichtweg brillant«, sagte Michel schließlich.
    »›Brillant‹ ist nicht das Wort, das mir dazu einfällt«, bemerkte Duval. »Das ist verrückt. Blanker Irrsinn.«
    Andere hingegen konnten sich für das Vorhaben erwärmen. »Ich weiß nicht«, meinte Sancere. »Gewiss, es wäre nicht ungefährlich, aber denkt doch daran, was wir gewinnen würden.«
    »Wäre Euer Sohn dazu imstande?«, fragte Leblanc.
    »Natürlich«, antwortete Michel. »Er ist schon jetzt einer der besten Buchmaler Sélestats.«
    »Ich kann nicht glauben, dass Ihr das tatsächlich in Erwägung zieht«, sagte Duval. »Was, wenn sich Philipp an den Hoftag von Hagenau erinnert?«
    »Das wird er nicht«, erwiderte Michel. »Er war damals noch ein Kind. Falls er überhaupt auf dem Hoftag war.«
    »Gut. Dann vergleicht er eben die Urkunde mit der Kopie in der Hofkanzlei, und der Schwindel fliegt auf. Wisst ihr, was Philipp dann mit uns macht?«
    »Warum sollte er sie vergleichen?«, hielt Deforest dagegen. »Er hat keinen Anlass, einen Schwindel zu erwarten. Für ihn ist es einfach die Urkunde seines Vaters.«
    »Außerdem kann es gut sein, dass es keine Abschrift mehr gibt«, ergänzte Sancere. »Ich habe gehört, dass die Hofkanzlei während des Krieges mehrmals überfallen wurde. Viele Dokumente sind verbrannt und verloren gegangen. Einen Teil hat Otto von Braunschweig an sich gebracht.«
    Duval begriff, dass er auf verlorenem Posten stand. »Ihr wollt das also wirklich versuchen.«
    »Ich rede zuerst mit meinem Sohn«, sagte Michel.
    S ÉLESTAT
    I n der Rue des Marchands zügelte Michel sein Pferd und stieg aus dem Sattel. Er kam gerade richtig: Eben hatte es zur Vesper geläutet, und Meister Rabels Gesellen und Gehilfen gingen nach Hause. Rémy war der Letzte, der die Werkstatt verließ. Müde schlurfte er zum Nachbargebäude, wo der Meister ihm eine kleine Kammer vermietet hatte.
    »Rémy!«, rief Michel.
    Sein Sohn wandte sich zu ihm um und lächelte. »Michel.« Wenngleich sich ihr Verhältnis entschieden gebessert hatte, konnte er sich nach wie vor nicht überwinden, ihn »Vater« zu nennen. Heute jedoch hatte Michel ganz andere Sorgen.
    »Ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen. Können wir irgendwo in Ruhe reden?«
    Rémy führte ihn in seine Unterkunft, die sich unter dem Dach des Hauses befand. Es war eine winzige Kammer mit einem kleinen Fensterschlitz, spärlich eingerichtet mit einer Schlafstatt, einem Tisch mit zwei Stühlen und einer Truhe mit Rémys wenigen Habseligkeiten. Zu sehen, wie sein Sohn lebte, tat Michel in der Seele weh. Dabei hatte Rémy es noch gut getroffen: Manch ein Lehrling musste bei seinem Meister unter der Treppe schlafen wie ein Knecht.
    »Ich kann dir leider nur dünnes Bier anbieten«, sagte der Junge, während er zwei Tonbecher füllte.
    »Das macht nichts.« Sie stießen miteinander an und tranken. »Hör zu, Rémy, ich bin etwas in Eile, deshalb komme ich gleich zur Sache. Weißt du, was das ist?« Michel öffnete das Lederfutteral und legte die alte Urkunde auf den Tisch.
    Rémy sah sie sich an. »Barbarossas Genehmigung für die Gildenbrücke.«
    »Ich möchte, dass du eine täuschend echte Kopie anfertigst und diese Rechte einfügst.« Michel holte eine Liste hervor und legte sie daneben.
    »Wozu soll das gut sein?«
    »Wir möchten, dass König Philipp die Urkunde bestätigt – also die Kopie. Wenn wir ihn glauben machen können, dass uns sein Vater diese Privilegien schon vor langer Zeit übertragen hat, gewährt er sie uns vielleicht, ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen.«
    »Ihr wollt so tun, als hätten sie schon immer darin gestanden?«
    »Genau«, antwortete Michel.
    Sein Sohn grinste. »Das ist ganz schön gerissen.«
    »Es war die Idee deiner Mutter.«
    »Aber wird der König das nicht merken? Was, wenn er euch fragt, warum ihr diese Rechte nie ausgeübt habt, wenn ihr sie doch schon so lange besitzt?«
    »Wir werden ihm sagen, dass wir bisher nicht das Geld hatten, Varennes dem Herzog abzukaufen, weshalb die

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