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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Badehaus in der Unterstadt.
    Gaspard
    Am frühen Abend machte sich Michel auf den Weg. In der Unterstadt im Osten Varennes’ lebten die ärmeren Leute, Tagelöhner, Stadtbauern, Gerber. Einstöckige Häuser aus Lehm und Stroh und einfachste Holzhütten säumten die engen Gassen, und in den Schlaglöchern sammelte sich Unrat. Ein schmaler Kanal, gespeist von der Mosel, trennte das Viertel vom Rest der Stadt. An seinem Ufer standen Wäschereien, Mühlen, Tuchfärbereien und andere Gewerke, die viel Wasser benötigten. Michel überquerte die hölzerne Brücke an der Rue de l’Épicier und ging zu einem der Badehäuser, dem besten am Platz.
    Gaspard erwartete ihn bereits. Michel lächelte, als er seinen Freund vor dem langgestreckten Holzgebäude erblickte.
    »Es tut gut, dich zu sehen«, begrüßte Gaspard ihn herzlich und umarmte ihn, obwohl überschwängliche Gefühlsäußerungen sonst nicht seine Art waren. »Du hast mir gefehlt, alter Freund.«
    »Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht, als Erinnerung an alte Zeiten.« Michel öffnete seinen Beutel und überreichte ihm einen kleinen Krug mit in Honig eingelegten Pflaumen.
    Gaspard lachte. »Diesen Tag werde ich nie vergessen. Gehen wir hinein. Wir haben uns viel zu erzählen.«
    »Kommst du gerade von einem Geschäft?«, fragte Michel, als er den Staub auf den Kleidern seines Freundes bemerkte.
    »Ich war bei der Saline, um meine Salzvorräte aufzufrischen. Dort oben in den Hügeln ist es heiß wie in der Hölle. Ich brauche dringend ein Bad.«
    Das Badehaus bestand aus zwei großen, dampfverhangenen Räumen, in denen mehrere Waschzuber standen. Sie entkleideten sich im Eingangsbereich, übergaben ihre Gewänder, Schuhe, Messer und Geldbörsen Pierre, dem Bader, und nahmen grobe Seife, Wollbadetücher und Fläschchen mit Duftölen entgegen.
    Eine Bademagd führte sie zu einem Zuber und füllte ihn mit heißem Wasser. Während sie sich mit Schwämmen abrieben, servierten die Mägde Wein, Käse und Brot und stellten die Speisen auf ein Brett, das quer über dem Bottich lag. Im Nebenraum widmete sich Pierre einem anderen Gast, schnitt ihm die Haare und stutzte ihm den Bart. Zwei Männer lagen bäuchlings auf den Pritschen und ließen sich von den Lehrlingen Schultern und Rücken massieren.
    Anders als Jean hatte Gaspard sich kaum verändert. Er war schlank und hochgewachsen, einen halben Kopf größer als Michel, und hatte dunkle, unergründliche Augen und ein markantes Gesicht, das von seinem dunklen Haar eingerahmt wurde. Michel mit seinem blonden Schopf und der Bauernstatur hatte ihn immer ein wenig um sein aristokratisches Aussehen beneidet und tat es auch jetzt.
    »Mein Beileid zu deinem Verlust«, sagte Gaspard, nun wieder ganz der ernste Patrizier. »Dein alter Herr war ein guter Mensch und ein exzellenter Kaufmann. Er wird Varennes und der Gilde fehlen.«
    Gaspard verstand sehr gut, was es bedeutete, den Vater zu verlieren: Seiner war vor drei Jahren auf einer Handelsreise von Vogelfreien überfallen und erschlagen worden. Mit gerade einmal zwanzig Jahren hatte Gaspard das Geschäft der Familie Caron geerbt und führte es seitdem mit großem Erfolg.
    »Leider konnte ich nicht zu seiner Bestattung kommen«, fügte er mit ehrlichem Bedauern hinzu. »Ich war fast den ganzen April in Mainz. Aber Isabelle hat mir erzählt, dass es eine schöne und bewegende Feier gewesen ist.«
    »Wie geht es deiner Schwester?«, fragte Michel.
    »Gut. Du solltest sie sehen. Sie ist zu einer wunderschönen Frau gereift. Sie verdreht der ganzen Stadt den Kopf.«
    »Dieselbe Isabelle, die wir damals an den Zöpfen gezogen haben, bis sie Pferdeäpfel nach uns geworfen hat?« Michel lächelte. »Kaum zu glauben.«
    Gaspard öffnete den Krug und aß eine Honigpflaume. »Gestohlen schmecken sie besser. Erzähl mir von Mailand«, forderte er Michel auf. »Ich habe gehört, du hast an Agostis Seite ein kleines Vermögen gemacht.«
    »Ein Vermögen ist übertrieben. Aber ein ordentlicher Batzen Geld ist es schon. Mailand ist ein Wunder, Gaspard. Du kannst dir nicht vorstellen, wie dort Geschäfte gemacht werden. Die Kaufleute der großen Gilden werfen mit Geld nur so um sich und leben in Palästen wie Herzöge und Bischöfe. Auf den Märkten türmen sich Tuchballen und Gewürze aus Afrika und den Ländern der Sarazenen, es wimmelt nur so von Händlern aus aller Welt. Sie kommen aus Spanien, Frankreich und Konstantinopel, sogar aus England. Und die Freiheit, die dort herrscht! Die Mailänder

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