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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Geräusch auf der Welt kannte er besser als das Schaben des Riegels an der Zellentür. Es zerschnitt die ewige Dunkelheit seiner Zelle in drei gleichlange Teile und verfolgte ihn mitunter bis in seine Träume. Das Kratzen oder vielmehr seine Dauer hatte ihm verraten, dass der Riegel fast offen war. Vermutlich steckte nur noch ein hauchdünnes Stück Eisen in der Halterung – gerade genug, dass die Tür nicht von allein aufschwang.
    Er nahm zwei Schritte Anlauf – mehr ließ die Enge nicht zu – und warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Pforte. Noch einmal. Und noch einmal. Beim vierten Versuch gab die Tür schließlich nach, und er fiel mit dem Gesicht voran auf den Boden des Ganges.
    Den Schmerz und das Brennen durch das Fackellicht in seinen Augen ignorierend, rappelte er sich auf und schaute sich um. Niemand da. Weder der Kerkermeister noch der Wächter hatten seinen Ausbruch aus der Zelle bemerkt.
    Er richtete sich auf, streckte seine Schultern, seinen Nacken. Zum ersten Mal seit zwei Jahren stand er aufrecht. Die heiße Pein in seinen Rückenmuskeln raubte ihm schier den Atem. Und doch tat es gut – so gut.
    Frei.
    Wieder musste er husten. Er wischte sich das Blut von den Lippen und stolperte den Gang entlang, durch den man ihn einst hergebracht hatte, stieg keuchend vor Anstrengung eine in den Fels gehauene Treppe hinauf, verharrte. Irgendwo in den Kellergewölben, die vor ihm lagen, wurde gekämpft, er hörte ferne Schreie und das Klirren von Stahl auf Stahl. Er stieß die Tür auf, die bereits halb offen stand, und schlich durch die halbdunklen Gänge, dem Lärm entgegen. In einem hohen Saal zuckten Schatten. Aristide verbarg sich hinter einem Stapel Fässer und beobachtete die Männer, die mit Schwertern, Äxten und Kriegskolben aufeinander einschlugen.
    Zwei Kriegsknechte stürzten zu Boden, einer war sofort tot, der andere krümmte sich in Qualen. Die übrigen wichen in einen Tunnel zurück, ihre Gegner setzten ihnen nach.
    Aristide verließ sein Versteck und schlurfte zu dem Toten, dem er das Schwert aus den klammen Fingern löste. Der Verwundete reckte ihm flehend die Hand entgegen und flüsterte etwas. Aristide schlich an ihm vorbei, die nächste Treppe hinauf. Durch weitere Gänge und Kammern führte sein Weg, bis er schließlich in den großen Saal des Palas’ kam. Auch hier war gekämpft worden, den Tisch vor dem Kamin hatte man umgeworfen, im Bodenstroh lagen zwei tote Soldaten. In einer Ecke kauerte eine Magd und wimmerte, ein verletzter Knecht kroch die Treppe hinauf.
    Draußen brüllte jemand einen Befehl. Pferdehufe klapperten auf dem Kopfsteinpflaster. Aristide spähte aus einem Fenster, obwohl das vergehende Tageslicht seine Augen schmerzen ließ. Er sah gerade noch, wie Ferry der Jüngere und ein paar seiner Getreuen aus dem Tor ritten, während ein halbes Dutzend Armbrustschützen auf den Wehrgängen sie beschossen.
    Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit umspielte ein dünnes Lächeln Aristides gesprungene Lippen. Diese Narren brachten sich gegenseitig um, und um ihn scherte sich kein Mensch.
    Ferry der Ältere erschien auf dem Burghof, das Gesicht rot vor Zorn, in der Faust ein Schwert. Er schrie etwas, die Armbrustschützen rannten die Treppe hinab, aus einem Nebengebäude kamen weitere Soldaten. Der Weg zum Tor war Aristide also versperrt, doch er erinnerte sich, dass der Palas einen Hinterausgang hatte, eine kleine Pforte, die zu einer Wiese unterhalb der Schildmauer führte. So schnell es seine geschwächten Beine zuließen, durchquerte er den Saal und irrte eine Weile durch die verlassenen Flure und Lagerräume, bis er endlich den richtigen Tunnel fand. Er zog den Riegel zurück, stieß die Tür auf und trat ins Freie.
    Die Sonne ging gerade unter, und ihre Strahlen bohrten sich wie glühende Speere in sein Gehirn. Ächzend taumelte er zurück, riss schützend den Arm hoch. Als der Schmerz nachgelassen hatte, öffnete er seine Augen einen Spalt und huschte mit gesenktem Blick über die Wiese, bis er den Schatten der Bäume erreichte. Dort blieb er stehen, legte den Kopf in den Nacken und atmete die warme Luft ein, genoss den Duft der Blumen, der Lindenblüten. Er hatte vergessen, wie Gras roch. Wie sich Wind anfühlte. Sein Herz pochte wild und pumpte frisches Blut durch seine Venen, und wenn er nicht in diesem Moment das Geräusch trampelnder Schritte vernommen hätte, das aus dem Keller kam, hätte er gewiss noch eine Stunde dagestanden.
    »Auf Nimmerwiedersehen, ihr

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