Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

herrschte bis 1213.
    Der Krieg zwischen dem Staufer Philipp von Schwaben und dem Welfen Otto von Braunschweig hat in der geschilderten Weise stattgefunden und ist unter dem Namen »Deutscher Thronstreit« in die Geschichte eingegangen. Viele Reichsstädte machten sich den Krieg zunutze, um sich Rechte und Privilegien zu sichern. Am 27. Juli 1206 besiegte Philipp Otto bei Wassenberg und war für einige Zeit der unangefochtene Herrscher des Heiligen Römischen Reiches. Lange konnte er sich jedoch nicht über seinen Sieg freuen: Im Sommer 1208 wurde er in Bamberg vom Pfalzgrafen von Bayern ermordet, vermutlich aus privaten Motiven. Danach wurde sein einstiger Widersacher Otto von Braunschweig König – und wäre es möglicherweise bis zu seinem Tod geblieben, wenn er sich nicht mit Papst Innozenz überworfen hätte. 1210 begann der Bürgerkrieg von Neuem; diesmal kämpfte Otto gegen den Staufer Friedrich II., der Innozenz’ Unterstützung genoss, und unterlag diesem endgültig 1214 in der Schlacht von Bouvines. Friedrich II. wurde 1215 zum König gekrönt, regierte das Reich bis 1250 und gilt heute als einer der mächtigsten und fortschrittlichsten Herrscher des europäischen Hochmittelalters.
    Der Roman endet lange vor diesen Ereignissen. Man kann daher nur vermuten, wie es Varennes und seinen Bürgern während der zweiten Phase des Deutschen Thronstreits ergangen war. Wie ich Michel und seine Mitstreiter kenne, konnten sie sich weiterhin behaupten und dank ihrer Klugheit ihre neu gewonnene Freiheit bewahren.
    Daniel Wolf
    August 2012

Glossar
    A CCISA : (mlat. »Ungeld«) mittelalterliche Verbrauchssteuer; Vorläufer der Mehrwertsteuer
    A CHT BZW . Ä CHTUNG : mittelalterliche Strafe, die Verbannung, Enteignung und Rechtlosigkeit beinhaltete
    A LLMENDE : Weide-, Acker- und Waldland, das von den Bewohnern eines Dorfes gemeinschaftlich genutzt wurde
    A RCHIDIAKON : kirchlicher Titel; Oberhaupt der Diakone und Stellvertreter eines (Erz-)Bischofs
    B EGINE : Mitglied einer Frauenkongregation, das ein Leben in Gebet, Armut und Keuschheit führte, ohne jedoch ein Nonnengelübde abgelegt zu haben
    B LIDE : fortschrittliche Wurfmaschine, Hebelgeschütz
    B ORNKNECHT : Arbeiter in einer Saline
    B RUCHE : (auch »Brouche«) mittelalterliche Beinkleidung
    B RUDERSCHAFT : Zusammenschluss von Handwerkern einer Fachrichtung, Vorläufer der Zunft
    B ÜRGERRECHT : Sammlung von Rechten, die im Mittelalter jedem Bürger (jedoch nicht jedem Bewohner!) eines städtischen Gemeinwesens zustand
    B YZANZ : andere Bezeichnung für das Oströmische Reich, das bis 1453 Bestand hatte
    C IVITAS : (lat.) Bischofsstadt, Zentrum eines Bistums
    C ONIURATOR : (lat.) siehe Eidhelfer
    C ONTADO : (ital.) Umland eines italienischen Stadtstaates, das von diesem beherrscht wird
    D ECIMATOR : Beamter, der für die Kirche den Zehnten eintrieb
    D ENARO : (ital.) siehe Pfennig
    D ENIER : (franz.) siehe Pfennig
    E IDHELFER : bezeugten bei mittelalterlichen Gerichtsverhandlungen den Leumund und die Glaubwürdigkeit einer Prozesspartei, traten jedoch nicht als Zeugen im modernen Sinne auf
    E LLE : Längenmaß, hier etwa 50 cm (die Maße wichen regional teilweise voneinander ab)
    F ATTORE : (ital.) Bevollmächtigter eines Kaufmanns, Leiter einer Handelsniederlassung
    F EHDE : kriegerische Auseinandersetzung zwischen Personen oder Parteien, die in der Theorie innerhalb enger gesetzlich geregelter Grenzen stattfinden sollte, in der Praxis jedoch oftmals zu unkontrollierter Gewalt führte
    F ELONIE : strafwürdiger Bruch der Lehns- und Treuepflicht durch den Vasallen
    F ONDACO : (ital.) Kauf- und Lagerhaus
    F REISASSE : Gutsherr/Bauer, der von Abgaben und anderen Lehnspflichten befreit war
    F REITEIL : Vorläufer der Erbschaftssteuer
    F UDER : Raummaß, meist etwa 1000 l. Der Fuder Salz beträgt 25 kg
    G AMBESON : gepolstertes Hemd, das unter einem Kettenpanzer getragen wurde
    G ILDE : Schwurvereinigung der Kaufleute einer Stadt
    G OTTESURTEIL : spezielles, für den Betroffenen meist gefährliches oder schmerzhaftes Ritual, das zum Zweck der Rechtsfindung ein göttliches Zeichen herbeiführen sollte (Bsp. »Feuerprobe«); häufig auch als Zweikampf zwischen den am Rechtsstreit Beteiligten ausgetragen
    H ÄLBLING : Silbermünze; ein halber Pfennig
    H EILIGES L AND : mittelalterliche Bezeichnung für Palästina und weitere »biblische« Gebiete an der Levante
    H EILIGES R ÖMISCHES R EICH ( LAT . »S ACRUM I MPERIUM «): Herrschaftsbereich der römisch-deutschen Könige