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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Gaspard Caron«, verkündete Carbonel.
    Guibert de Brette und Robert Laval stellten sich neben dem jetzigen Gildemeister auf.
    »Drei Stimmen für Jaufré Géroux.«
    Catherine Partenay, Charles Duval und Marc Travère durchquerten den Saal und gesellten sich zu Michel und Carbonel.
    »Fünf Stimmen für Michel de Fleury.«
    Angespannt beobachtete Michel die verbliebenen Schwurbrüder an der Tafel. Würden Raymond Fabre und Pierre Melville ihr Versprechen einlösen und für ihn stimmen?
    In diesem Moment erhob sich Thibaut d’Alsace, schaute zu der Malerei des Jüngsten Gerichts an der Saaldecke auf und bekreuzigte sich. Dann trat er zu Géroux.
    »Vier Stimmen für Jaufré Géroux.«
    Pierre Melville schloss sich Michel an. Damit führte er mit sechs Stimmen, während Gaspard und Géroux jeweils vier ihr Eigen nannten. Nun hing der Ausgang der Wahl von Fabre und Baffour ab.
    Michel glaubte, ein Zögern in Fabres Gesicht zu erkennen. Verließ den Schmied im letzten Moment der Mut? Wenn Géroux auch auf sechs Stimmen käme, gäbe es ein Patt zwischen ihm und Michel, was nach den Statuten bedeutete, dass er Gildemeister bliebe.
    Michel wandte sich Fromony Baffour zu und konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Der Mann wich seinem Blick aus und schwitzte vor Aufregung.
    Da erhob sich plötzlich Fabre, und Baffour schloss sich ihm hastig an, vermutlich, weil er nicht der letzte Schwurbruder an der Tafel sein wollte. Die beiden Männer schritten durch den Saal – und stellten sich neben Michel auf.
    »Acht Stimmen für Michel de Fleury«, erklärte Carbonel mit seiner krächzenden Altmännerstimme. »Damit ist die Wahl entschieden: Er ist der neue Gildemeister von Varennes-Saint-Jacques.«
    Catherine, Duval, Travère, Fabre, Melville, sie alle brachen in Jubel aus, umringten Michel, schlugen ihm auf den Rücken, überschütteten ihn mit Segenswünschen.
    »Ihr habt es geschafft!«, brüllte Duval. »Ihr habt es wirklich geschafft! Der heilige Jacques sei gepriesen!«
    Michel lächelte benommen und bedankte sich für die Glückwünsche. Die Anspannung der vergangenen Minuten saß ihm so tief in den Gliedern, dass er nicht recht wusste, wie ihm geschah. Schließlich besann er sich der Regeln des Anstands und schritt zu Géroux, um ihm seinen Respekt auszusprechen und ihm für die Jahre als Gildemeister zu danken.
    Der Sklavenhändler jedoch würdigte ihn keines Blickes. Reglos stand er da, wie eine Statue aus Granit, und starrte Carbonel an. »Bei dieser Abstimmung waren Verrat, Lügen und Intrigen am Werk. Ich akzeptiere die Wahl nicht.«
    »Kommt schon, Géroux!«, rief Catherine. »Seid nicht so ein schlechter Verlierer.«
    Carbonel baute sich vor dem ehemaligen Gildemeister auf und wedelte ihm mit seinem Stock vor dem Gesicht herum. »Der Ablauf dieser Wahl entspricht in allen Einzelheiten unseren Statuten. Niemand hat Einwände gegen ihre Rechtmäßigkeit erhoben, und sie fand unter den unbestechlichen Blicken der Heiligen statt. Ihren Ausgang anzuzweifeln ist Blasphemie. Blasphemie, hörst du? Du tust gut daran, die Regeln der Gilde und die Entscheidung der Schwurbrüder zu respektieren, sonst könnte es dich teuer zu stehen kommen.«
    »Das wird ein Nachspiel haben.« Ohne ein weiteres Wort wandte Géroux sich um und schritt, gefolgt von de Brette und Laval, zur Tür. Bevor er den Saal verließ, warf er Michel einen Blick zu, über dessen Bedeutung Michel nicht lange rätseln musste: Heute Abend hatte er sich einen Feind fürs Leben gemacht.
    »Jetzt wird gefeiert!«, rief Charles Duval. »Diener! Wo bleibt der Wein?«
    Gerade als jemand ihm einen Silberkelch reichte, bemerkte Michel, dass auch Gaspard und dessen Freunde im Begriff waren zu gehen. »Entschuldigt mich«, sagte er zu seinen feiernden Anhängern, stellte den Kelch auf den Tisch und folgte den vier Männern die Treppe der Gildenhalle hinab nach draußen.
    »Gaspard! Jetzt warte doch!«
    Der Schwarzhaarige wandte sich um. »Was willst du noch?«, fragte er harsch.
    »Mit dir reden.«
    Gaspard bat Baudouin, Pérouse und Vanchelle, ihn mit Michel allein zu lassen, bevor er näher kam. Am äußersten Rand des Lampenscheins, der aus dem Portal der Gildehalle fiel, blieb er stehen, beinahe so, als fürchte er das Licht. Schweigend verschränkte er die Arme vor der Brust.
    »Bitte wende dich nicht von mir ab, Gaspard«, sagte Michel. »Lass unsere Freundschaft nicht so enden.«
    »Wir sind schon seit vier Tagen keine Freunde mehr. Unsere Freundschaft war in

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