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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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angetan«, berichtete die Kauffrau. »Sie haben angekündigt, am Freitag für Euch zu stimmen.«
    »Also habt Ihr sieben sichere Stimmen«, sagte Duval. »Genauso viele wie Géroux, wenn Baffour und d’Alsace ihn wählen, wovon wir ausgehen müssen. Es hängt nun alles an Caron. Müssen wir damit rechnen, dass er sich auf Géroux’ Seite schlägt?«
    »Nein«, erwiderte Michel. »Nur weil er mir seine Unterstützung verweigert, heißt das nicht, dass er für Géroux stimmen wird. Er hasst ihn. Ich denke, er wird sich bei der Wahl enthalten.«
    »Was ist mit Carons Freunden Pérouse, Vanchelle und Baudouin?«, erkundigte sich Travère.
    »Sie werden tun, was Gaspard tut.«
    »Besteht die Aussicht, einen von ihnen auf unsere Seite zu ziehen?«, wollte Duval wissen.
    »Unwahrscheinlich.«
    Duval trank von seinem Wein. »Auch Baffour und d’Alsace brauchen wir gar nicht erst zu fragen, und die Ministerialen ohnehin nicht. Es läuft auf ein Patt hinaus.« Er blickte in die Runde. »Vorschläge?«
    Catherine ließ sich Duvals Pergament geben und überflog dessen Aufzeichnungen. »Lasst uns anders an die Sache herangehen. Wenn es nicht möglich ist, neue Stimmen für Michel zu gewinnen, müssen wir eben versuchen, Géroux’ Anhängerschaft zu verkleinern.«
    Michel blickte sie fragend an. »Wie?«
    »Nach den Statuten der Gilde sind nur jene Schwurbrüder stimmberechtigt, die sich in der Stadt aufhalten und zur Zusammenkunft kommen können.« Sie wandte sich an Carbonel. »Das stimmt doch, oder?«
    »Richtig«, antwortete der Alte. »Die Gildeversammlung ist beschlussfähig, solange mindestens zwei Drittel der Schwurbrüder anwesend sind.«
    »Wir müssen also dafür sorgen«, fuhr Catherine fort, »dass möglichst wenig Leute aus Géroux’ Lager zur Wahl erscheinen.«
    »Wie wollt Ihr das bewerkstelligen?«, erkundigte sich Marc Travère.
    »Ich habe gerade ein größeres Geschäft in die Wege geleitet. Ich müsste die Ware nur noch nach Dijon bringen. Ich könnte mich an Jacques und Aimery Nemours wenden und ihnen erzählen, ein familiäres Unglück hindere mich daran, Varennes zu verlassen. Wenn ich ihnen eine großzügige Gewinnbeteiligung verspreche, sind sie gewiss bereit, die Ware für mich zu liefern. Ihr kennt die Nemours-Brüder. So gierig, wie sie sind, werden sie sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen. Sie wären wochenlang fort, und Géroux hätte auf einen Schlag fast ein Drittel seiner sicheren Stimmen verloren.«
    »Das ist brillant«, sagte Michel. »Aber wollt Ihr dafür wirklich ein lukratives Geschäft in den Wind schlagen?«
    »Es ist für die gute Sache«, erwiderte Catherine lächelnd.
    »Das kommt nicht infrage«, widersprach Travère. »Wir entschädigen Euch. Sagt uns, wie viel Geld Ihr verliert, und wir teilen den Betrag unter uns auf.«
    Michel und die anderen nickten zustimmend.
    »Also gut – wenn ihr darauf besteht.« Zögernd nannte Catherine die Summe.
    »Das macht knapp zwei Pfund Silber für jeden«, sagte Michel. Während Duval, Carbonel und Travère ihre Börsen öffneten, holte er seine Geldkatze, und wenig später lag ein schimmernder Haufen Deniers und Sous auf dem Tisch.
    Die Schwurbrüder strömten in den Saal der Gildehalle. Alle waren gekommen – alle bis auf Jacques und Aimery Nemours, die Catherines Angebot erwartungsgemäß nicht hatten widerstehen können und gestern im Morgengrauen mit einer Wagenladung Salz und Pfeffer nach Dijon aufgebrochen waren.
    Gaspard begrüßte Michel nicht und blickte durch ihn hindurch, als er sich setzte.
    Jaufré Géroux betrat den Saal als Letzter. Der hochgewachsene Kaufmann mit dem silbernen Haar und den kalten Augen nahm am Kopfende der Tafel Platz und eröffnete mit förmlichen Worten die Zusammenkunft. Kaum hatte er geendet, erhob sich Abaëlard Carbonel.
    »Ich möchte zur Versammlung der Schwurbrüder sprechen.«
    »Das Wort gehört Euch, ehrwürdiger Abaëlard«, sagte Géroux.
    »Ich bin seit Langem der Überzeugung, dass Herr Géroux nicht mehr die Interessen der Kaufleute von Varennes-Saint-Jacques vertritt«, erklärte der Alte mit fester Stimme. »Ich spreche ihm daher das Misstrauen aus und fordere die Wahl eines neuen Gildemeisters.«
    Fassungslose Stille folgte, als fünfzehn Schwurbrüder buchstäblich den Atem anhielten.
    »Was erlaubt Ihr Euch?«, schrie Géroux und sprang auf. »Habt Ihr den Verstand verloren? Dazu habt Ihr kein Recht!«
    »Das habe ich sehr wohl«, widersprach Carbonel. »Die Statuten der

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