Das Salz der Mörder
Wege geleitet haben, fangen
meine Helfer an zu schießen. Es ist nicht davon auszugehen, dass unsere
Schützen müde werden. Sie bewachen die Herrschaften in einem speziellen
Schichtsystem. Sechzehn Dienerinnen teilen sich die brisante Aufgabe und zielen
mit ihren Waffen für nur jeweils drei Stunden täglich auf unsere beiden
männlichen Gäste. Und machen Sie sich bitte keine Gedanken um uns, wir sind für
mehrere Wochen mit ausreichend Lebensmittelvorräten versorgt. Wir haben
genügend Zeit, um Sie mürbe zu kriegen. Ach ja, da wäre noch eine Kleinigkeit,
die ich in der ganzen Aufregung fast vergessen hätte – ich komme noch einmal
auf Ihren unsinnigen Feuerüberfall zurück: Wer bezahlt mir meine
Fensterscheiben, das Verputzen meiner Außenfassade und die Renovierung meiner
Räumlichkeiten? Ich schlage vor, die Firmen Mannesmann und Volkswagen sollten
auf dem Hamburger Flughafen etwas Geld für unsere Gemeinde bereit halten. Als
Wiedergutmachung, so zu sagen, für einen guten Zweck. Ich bin mir sicher, das
wird unseren Freunden von den beiden Konzernleitungen nicht allzu schwer
fallen, zumal solche nichtigen, gemeinnützigen Ausgaben steuerrechtlich
durchaus verrechenbar sind, soviel ich weiß. Über die präzise Höhe der
einzelnen Beträge werde ich mich später mit meinen Entscheidungsträgern beraten.
Sie hören rechtzeitig von mir. Und noch einmal: Haben Sie das alles richtig
verstanden, Herr leitender Staatsanwalt? Ende.“
„Gewiss,
ich habe verstanden. Leider bin ich nicht befähigt, über all Ihre Forderungen
selbst zu entscheiden. Demzufolge besteht durchaus die Wahrscheinlichkeit, dass
wir Ihren angegebenen Zeitplan nicht einhalten werden können. Ende.“
„Das
liegt sehr wohl in Ihrem Verantwortungsbereich, junger Freund. Sie werden das
mit Ihren Vorgesetzten arrangieren. Wir fangen an zu schießen, übermorgen Früh,
exakt zehn Uhr. Und lassen Sie jetzt endlich den Kameramann aus Ihrem Bus,
sonst schießen wir sofort. Ende.“
„Hier
spricht wieder Hans-Peter Hahn. Ich sehe in das sprachlose Gesicht des
Staatsanwalts. Ich sehe auf den Platz hinüber, zu den beiden gefesselten
Männern. Ich sehe ringsum fassungsloses Schweigen.“
72. Der Traum von Las Vegas
Man
zeigte sich ausgesprochen interessiert und hielt den Einfall für genial.
Natürlich wollte man die Männer unter Kontrolle haben, und damit hatte man sie
unter Kontrolle. Kein Weißer würde mehr an dem hochprozentigen Akpeteshie
verrecken, diesem Urwaldschnaps, den die Schwarzen selbst zusammenpanschten.
Kein Weißer würde mehr erschlagen und nackt in einem Straßengraben aufgefunden
werden, weil er im Nachbardorf angeblich eine verheiratete Frau vergewaltigt
haben soll. Freilich, die Liste der Verfehlungen mit tragischem Ausgang ließe
sich ins Unendliche fortsetzen. Und in den meisten Fällen musste die Company
die Abfindungen an die Hinterbliebenen zahlen. Das würde sich gleichermaßen auf
ein Minimum reduzieren, sollte diese Idee erfolgreich sein.
Steven
sprach mit Mr. Blythman, dem Deputy Managing Director of the „Ashanti Goldlands
Ghana Limited“, dieser englischen Mining Company in Obuasi, die sechzig Prozent
ihres Ertrages an den Staat abzutreten hat, gegenwärtig die meisten ghanaischen
Arbeiter beschäftigt und die höchsten Löhne im Land auszahlt. Mr. Blythman fand
die Idee genial, und er vermietete an uns den erstbesten Bretterverschlag, der
größer als eine Garage war. Steven schien recht zu behalten, denn nachdem wir
begannen den Schuppen zu renovieren und auszubauen, stand bereits die halbe
„Freizeitschicht“ vor einem der offenen Fenster und fragte nach Getränken,
Steaks und Frauen.
Die
Hälfte seiner Ersparnisse tauschte Steven in Cedis um - der ghanaischen
Landeswährung -, und kaufte so gut wie alles, was man benötigt, um ein halbwegs
mittelmäßiges Restaurant betreiben zu können. Wir mussten das ganze Zeugs von
Accra anliefern lassen. Bei den ersten Transporten fehlte beim Eintreffen der
Lieferungen jedes Mal nahezu ein Drittel der Ladung. Das änderte sich
schlagartig, als Steven oder ich die Beförderung persönlich überwachten. Doch
es schien unmöglich, die Augen überall zu haben. Es wurde so ziemlich alles
geklaut, was nicht niet- und nagelfest war. Bei einem strengen Verhör der
Hauptverdächtigen wurden unhaltbare Beteuerungen, Unschuldsversicherungen und
vor allem eigenartige Erklärungen gestammelt, wie zum Beispiel: „Antilopen
laufen immer zu zweit, damit sie sich gegenseitig
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